Geschichte
Bier hat in Sinzing eine lange Tradition

Eine Ausstellung in Eilsbrunn lässt die Geschichte der ehemals drei Brauereien im Gemeindebereich lebendig werden.

12.04.2016 | Stand 16.09.2023, 6:47 Uhr
Gertraud Pilz
Die Oberpfälzer Bierkönigin von 1997/98, Sabine Rummel (hier im Gespräch mit Bernd Stemmle, ehemaliger Mitarbeiter von Bischofshof) gab der Eröffnung der Ausstellung ein besonderes Flair. −Foto: lpe

Der „Geschichte der ehemaligen Brauereien in Sinzing“ haben sich die Heimatpfleger, Franz Wandinger, Egon Gröschl, Alois Renner und Karl Hoibl gewidmet. Aus Anlass des Jubiläums 500 Jahre Reinheitsgebot organisierten sie eine Ausstellung im Gemeindehaus Eilsbrunn. Die Schau machte anhand von alten Bildern, Berichten und nicht zuletzt auch durch alte Bierkästen und sonstige Gegenstände die Brauereigeschichte von anno dazumal erlebbar.

„Wir haben als Ausstellungsort Eilsbrunn gewählt“, so Bürgermeister Patrick Großmann bei der Eröffnung, „weil hier im Gasthof Röhrl mit dem im Umbau befindlichen alten Sudhaus Brauereigeschichte noch fühl- und erkennbar ist.“ Paul Röhrl, Seniorchef des Brauereianwesens, berichtete von seinen Vorfahren, markanten Persönlichkeiten des Brauereibetriebs und schilderte seine Kindheitserlebnisse.

Heimatforscher Dieter Schwaiger widmete sich der Geschichte der drei Brauereien in der Gemeinde Sinzing: Röhrl in Eilsbrunn, Baierl in Sinzing und Stadler in Viehhausen. Ihre gemeinsame Geschichte reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, sie waren damals verwaltungstechnisch dem Landgericht Kelheim zugeordnet. Die erste schriftliche Nennung der Brauerei Röhrl stammt aus dem Jahr 1580. Es handelte sich um eine Taverne mit Bräuhaus, die mit Erlaubnis vom Kloster Emmeram (Grundherr) und einem mit Herzöglicher Erlaubnis ausgestatteten Zapfrecht gegen eine Steuerabgabe von einer Bauernfamilie betrieben wurde. Sie bot auch Einkehr für Fuhrleute und Händler, die auf der damaligen Regensburger Handelsstraße (Salzstraße) in Richtung Nürnberg unterwegs waren. Im 30-jährigen Krieg wurde die Brauerei geplündert und großteils zerstört.

1658 übernahm Andreas Röhrl das Brauereianwesen. 1764 wird laut der Historie die „schlechte Präustätt“ durch den Neubau eines Sudhauses, welches derzeit zu einem Hotel umgebaut wird, aufgewertet. Alte Inschriften bestätigen die Baugeschichte. Die Brauerei war bis zum Ende des Brauereibetriebs 1971 im Besitz der Röhrls.

Ihre Blütezeit erlebte die Brauerei von 1870 bis 1914. In diesen Jahren erholten sich bereits die Sommerfrischler im Gasthof mit Fremdenzimmern und im Biergarten. Insgesamt war die Brauerei Röhrl über Jahrzehnte hinweg bis zum heutigen Zeitpunkt ein Inbegriff für Ausflügler und Naherholungssuchende aus Regensburg.

Die ehemalige Brauerei Baierl in Sinzing in der Donaustraße (Anwesen Sennebogen/Landstorfer) hatte ihre Wurzeln im Amtshof des Klosters Niedermünster, ausgestattet mit herzöglichem Braurecht im 16. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert, so Schwaigers Nachforschungen, war die Brauerei sogar Adelssitz derer von Rosenbusch, die im Sinzinger Gemeindewappen verewigt sind. Das dann in den Folgejahren in bürgerliche Hand verkaufte Brauereianwesen erlebte im 19. Jahrhundert eine Modernisierung und eine damals spektakuläre Industrialisierung: Eine Dampfmaschine wurde in der Brennerei, im Sudkessel, im Betrieb von Pumpen und in der Malzdarre eingesetzt. Eine florierende Entwicklung der Brauerei, Neubau von Wirts- und Brauereigebäuden, Bierschenke, Anlage eines Biergartens und Kegelbahnbetrieb war zu verzeichnen. Das Ende der Brauerei kam mit Beginn des Ersten Weltkriegs. In den Jahren danach endete auch der Wirtshausbetrieb.

Die Wurzeln der Brauerei Stadler Viehhausen lagen in der Hofmark derer von Sauerzapf und Rosenbusch. Erste Nennungen der Brauerei sind im Jahre 1580 verzeichnet. Mit Herzöglicher Genehmigung wurde auch hier Bier gebraut. Nach den Zerstörungen im 30-jährigen Krieg wurde 1836 mit Hilfe des Freiherrn von Hertwich eine Brauerei errichtet, die benötigte Wasserversorgung in hölzernen Rohrleitungen vom Kreuzsee zum Bräuhaus mit Wirtshaus und Sommerkeller von Georg Stadler geleitet. Das Ende kam auch in diesem Fall im Ersten Weltkrieg, weil die Familie Stadler bedingt durch Krankheit des Vaters und Kriegseinsatz der Söhne die Brauerei nicht mehr betreiben konnte. Nur der Wirtshausbetrieb blieb erhalten.

Dr. Arthur Dirmeier, der Leiter des Kreisarchivs, dankte den Heimatpflegern vor Ort für die tolle Arbeit, die als Fundus für die Archivarbeit unverzichtbar sei. Bei der anschließenden Einkehr in der Brauereigaststätte Röhrl gab Seniorchef Paul Röhrl noch weitere Geschichten der ehemaligen Brauerei vor Ort zum Besten.