Gastronomie
Personalnot: Aus für Traditionslokal

Im Raum Regensburg sind Servicekräfte und Küchenhelfer rar. Das zwingt auch das Restaurant Plaka in Graßlfing zum Aufhören.

05.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr
Walter Schießl
Nach dem 31. Dezember ist für Evi und Saki Palioudis Schluss. −Foto: Schießl

Ganz wohl ist es Evi und Saki Palioudis nicht, wenn sie an das Jahresende denken. Die beiden Wirtsleute, die das griechische Spezialitäten-Restaurant Plaka in Graßlfing seit 20 Jahren führten, werden die Gaststätte am 31. Dezember dichtmachen. Der Entschluss, der dem Ehepaar nicht leicht fällt, ist der immer schwierigeren Personalnot in der Gastronomie geschuldet. „Für die Küche findet man praktisch keine Leute mehr“, sagt Saki Palioudis, ein waschechter Grieche, der es mit seiner Kochkunst geschafft hat, dass die 50 Plätze des Plaka über Jahre hinweg ausgebucht waren. Er will „schweren Herzens“ mit seiner Gattin Evi, die für den Service zuständig war, einen Neuanfang schaffen – mit einer geregelten Arbeitszeit.

Die Personalsituation stellte das deutsch-griechische Paar vor große Herausforderungen. „Das wurde aber in den letzten Jahren immer schlimmer“, sagt die Wirtin, das Restaurant benötige aber dauerhafte Arbeitsplätze, um den Gästen eine gleichbleibende Qualität bieten zu können. Es sei immer schwieriger geworden, geeignete Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu finden. „Aus diesem Grund blieb in den letzten Jahren, von den Gästen wohl unbemerkt, immer mehr Arbeit an uns hängen“, sagt Evi Palioudis, die jede Menge unternommen hat, um an Arbeitskräfte heranzukommen.

Es liege an den Umständen und der Arbeitsweise, für die sich nicht allzuviele begeistern können. Die Beschäftigung bis in den späten Abend hinein liege wirklich nicht jedem. Viele hätten es versucht, in der Gastronomie Fuß zu fassen, geblieben sei so gut wie kein Personal, sagt Saki Palioudis.

Ungewöhnliche Arbeitszeit

Unter diesen Personalnöten leide nahezu die gesamte Gastronomie, sagt auch Ulrich Korb, der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands, Bezirk Regensburg.Je weiter man von Regensburg wegkomme, desto gravierender werde die Situation, denn die Lokale in der Domstadt könnten zeitweise auf Studenten zurückgreifen. Der Branche machten am meisten die Arbeitszeiten zu schaffen, die sich auf die Abende, die Feiertage und Wochenenden erstreckten. „Wer mag da schon arbeiten, wenn die anderen feiern?“, fragt Ulrich Korb.

Saki Palioudis wurde vor 50 Jahren in Frankfurt als Sohn eines griechischen Ehepaars, das sein Geld in der Bundesrepublik verdiente, geboren. Im Alter von sechs Wochen kam er zu den Großeltern auf das griechische Festland, wo er bis 15 blieb. Er kehrte wieder nach Deutschland zurück und arbeitete sich in der Gastronomie hoch, bediente in griechischen Restaurants in Göttingen, Frankfurt und München. Dort traf er 1997 „beim Bedienen“ die aus Lenggries stammende Arzthelferin Evi, in die er sich blitzschnell verliebte und die er heute noch als das „große Los“ seines Lebens bezeichnet. „Ich brauche keinen Lottogewinn“, lacht er, „ich hab’ ja die Evi!“

Große Herausforderung

Die beiden taten sich zusammen, bekamen einen Sohn und betrieben zwei Jahre lang ein erstes Lokal in Bad Wörishofen.„Vor zwanzig Jahren hörten wir dann, dass die Gaststätte im alten Graßlfinger Schulhaus zu verpachten ist“, erzählt Evi Palioudis, die beiden bekamen den Zuschlag und betrieben fortan das Plaka, dessen gutes Essen sich schnell im Raum Regensburg und darüber hinaus herumsprach.„Unser größtes Glück ist es, dass wir beide uns nicht gestritten haben“, sagen sie unisono, und das, obwohl der Stress zwischen dem Service und dem Personal in der kleinen Küche durchaus entstehen kann. Und, so sagen beide weiter, es sei ein Riesenglück, dass sie von Krankheiten verschont geblieben seien. „Denn wenn Saki ausgefallen wäre, keiner hätte den Ablauf in der Küche gewusst“, sagt die humorvolle Wirtin, die auch im größten Stress nie ihre gute Laune verlor. Jetzt ziehen die beiden am 31. Dezember einen dicken Schlussstrich. „Das muss geschehen, bevor wir älter werden, das Arbeitstempo nachlässt und das die Gäste dann auch spüren würden“, sagen Evi und Saki Palioudis. Jetzt könne man das gerade noch machen und auch eine etwas ruhigere Arbeit finden, sagen sie über ihre weitere Lebensplanung, die in vielen schlaflosen Nächten zustande kam.

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