Gesellschaft
Der Impresario kehrt ins Leben zurück

Ein Schlaganfall hat Reinhard Söll aus der Bahn geworfen. Jetzt zeigt sich der Schlossfestspiel-Macher wieder öffentlich.

18.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr

Der erste Konzertbesuch nach dem Schlaganfall: Reinhard Söll und Lebensgefährtin Swetlana Panfilow erlebten im Oktober im Audimax den Dirigenten Mariss Jansons und Daniil Trifonow am Klavier. Foto: Panfilow

Die Regensburger kennen Reinhard Söll als klassikbegeisterten, umtriebigen Impresario, der jeden Sommer die Schlossfestspiele stemmt. Unzählige Musikereignisse hat der 58-Jährige der Stadt beschert. Alle hat er in den Schlosshof von St. Emmeram oder ins Audimax geholt: Placido Domingo, Sting, José Carreras, Elton John. Seine Tage verbrachte er telefonierend und Pfeife rauchend in der kleinen, in die Jahre gekommenen Villa im Stadtwesten, die das Büro der Odeon Concerte beherbergt.

Anfang Juli 2017, kurz vor Beginn der Schlossfestspiele, riss ihn ein Gehirnschlag aus dem Alltag. Söll hatte noch alle Fäden selbst zusammengeführt, dann machtesein Körper den Dauerstress nicht mehr mit.Erstmals gingen die Schlossfestspiele ohne den Veranstalter über die Bühne. Die Promifotografen mussten ohne Bilder des glamourösen – und beliebten – Paares Reinhard Söll und Swetlana Panfilow auskommen.

Die russische Lebensgefährtin (44) trat zwar wie stets in schillernden Roben auf, hieß Freunde und Künstler willkommen. Doch über allem lag ein Schatten. Privat fuhr sie täglich ins Bezirksklinikum und bangte mit den Ärzten, ob Söll wieder völlig genesen würde.

„Es ist eine sehr schwere Zeit“

„Es ist eine sehr schwere Zeit“, sagt sie noch heute, obwohl sich der Lebensgefährte inzwischen erholt hat. „Ich habe so viel zu tun und so viel im Kopf.“ Mitte September meldete sich Söll, sonst ein virtuoser Nutzer der sozialen Medien, – erstmals wieder auf Facebook. „Meinem Glück und meiner Liebe Swetlana in guten und in schweren Stunden“, schrieb er. Hunderte von Weggefährten, Künstlern und Freunden kommentierten das Archivbild freudig, das ihn mit Swetlana vor der Zuschauerkulisse im Schlosshof zeigte, und wünschten ihm schnelle Genesung. Anfang Oktober veröffentlichte er das erste Foto seit dem Schlaganfall. Es zeigte ihn im Rollstuhl, aber lächelnd und entspannt. Söll hatte sichtlich abgenommen. Ende Oktober posteteSwetlana Panfilowein Bild von einem Essen im Bischofshof. „Das war schon der zehnte Ausflug“, erzählt sie am Telefon. Allmählich holte sie den Konzertveranstalter immer häufiger aus dem Bezirksklinikum ab. Ebenfalls im Herbst besuchte das Paar ein Odeon-Konzert mit dem Dirigenten Mariss Jansons und Daniil Trifonow am Klavier. „Er macht Fortschritte“, schildert sie am Donnerstag. Das Paar begibt sich beinahe täglich auf einen langen Spaziergang, Söll freilich noch im Rollstuhl. Oft dreht der Konzertveranstalter auch Runden mit einem Rollator. Die völlige Heilung kann sich bis zu zwei Jahre hinziehen.

Lesen Sie hier ein MZ-Interview mit Reinhard Söll aus dem Jahr 2015.

„Der Job stand an erster Stelle“

Mitte Dezember wird sie Reinhard Söll aus dem Krankenhaus nach Hause holen. Er muss nur noch tagsüber in die Klinik. Bis dahin arbeiten Ärzte, Physio- und Ergotherapeuten intensiv mit ihm. Daheim hat Panfilow alles vorbereitet, damit der Genesende mit dem Rollstuhl vorwärtskommt.

Silvester will das Paar „mit unseren drei Söhnen“ in Berlin feiern. Stephan Panfilow, der Sohn von Swetlana, kommt ebenso mit wie Quirin und Ludwig Söll. Die Drei kümmern sich liebevoll um den Papa und führen ihn während der Rekonvaleszenz regelmäßig zum Essen aus. Für diesen Samstag hat die Familie einen Tisch im „Roten Hahn“ reserviert.

Swetlana Panfilow freut sich über die Fortschritte des Kranken. „Bloß noch ein paar Wochen und es wird alles gut“, sagt sie sich tapfer.

Im Frühjahr will Reinhard Söll wieder voll bei Odeon Concerte einsteigen. Schließlich sollen die Schlossfestspiele nicht noch einmal ohne ihn stattfinden. 28 000 Musikfreunde oder mehr zählen auf ihn. Die Eckpunkte stehen fest: Am 13. Juli 2018 werden die Premierenbesucher die Puccini-Oper „Tosca“ erleben und am 22. Juli gastiert die Sopranistin Diana Damrau im Regensburger Schlosshof.

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