Wohlbefinden
Der Zaubertrank aus Dinkelgräsern

Einigen Getreidesorten wird eine heilende Wirkung nachgesagt. In einer Schwandorfer Gärtnerei werden sie zu Saft gepresst.

07.01.2015 | Stand 16.09.2023, 7:06 Uhr
Philipp Froschhammer
Bei Temperaturen um die 20 Grad gedeihen der Dinkel und die Gerste von Konrad Kauzner und Christine Neumann hervorragend. −Foto: Froschhammer

Es ist ein kalter Wintermorgen und über die Nacht hinweg gab es rund fünf Zentimeter Neuschnee. In seinem beheizten Büro schlüpft Konrad Kauzner in seine Winterjacke, zieht seine Stiefel an und bereitet sich vor, um den Schnee auf dem Parkplatz zu räumen. Doch bevor er auf den kalten Vorplatz hinaustritt, gönnt sich der gelernte Gärtner noch ein Gläschen von seinem „Zaubertrank“: frisch gepresster Dinkelgrassaft. Kaum eine halbe Stunde später tritt er in die warme Stube zurück – der große Parkplatz vor den Gewächshäusern ist vom Schnee befreit. „Es ist wie ein Lebenselixier, das mir Kraft und Energie gibt“, beschreibt Kauzner begeistert die Wirkung des Dinkelsafts.

Seit gut einem Jahr hat sich der Gärtnermeister zusammen mit seiner Lebensgefährtin Christine Neumann der Herstellung von Getreidesäften verschrieben. Unterstützt von Neumann leitet er das Geschäft sowie den Online-Versand der Produkte unter dem Namen „Saftgras“. Neben dem Dinkelgras in Form von Saft, konzentriertem Pulver oder geschnittenen Halmen bieten sie auch Produkte aus Gerste oder Roter Beete an.

Saftgras soll Heilwirkung besitzen

Initiator dieser Geschäftsidee war Kauzners Lebensgefährtin. „Sie hatte einen Krankheitsfall in der Familie und hat nach Mitteln gesucht, die helfen könnten“, erinnert sich Kauzner. Im Zuge ihrer Nachforschungen stieß Neumann auf die Arbeit von Dr. Brian Clement, Leiter des Hippocrates Health Instituts in Florida. Er schwört bei der Behandlung vieler Krankheiten auf die Heilwirkung von Grassäften. Als der Gärtner und seine Lebensgefährtin auf Anraten einer befreundeten Heilpraktikerin diese Methode anwendeten, waren sie gleich begeistert. Bald darauf pflanzten sie die ersten Kästen Dinkel in einer provisorischen Vorrichtung über der Heizung in Kauzners Büro.

Doch die ersten Versuche liefen schief: Die Luftfeuchtigkeit war zu hoch, der Samen war falsch und die erste Aussaat fing an zu schimmeln. Als dann auch noch zu allem Überfluss ein Saatbehälter auf den Boden fiel, hatte Kauzner genug. Die stillgelegten Gewächshäuser wurden reaktiviert, das Photovoltaik-Geschäft, das der Gärtner bis zu diesem Zeitpunkt betrieben hatte, wurde großteils eingestellt und die Beiden begannen gemeinsam das Geschäft mit dem Saftgras. Nach einigen Versuchen war dann schnell das perfekte Saatgut – der Oberkulmer Rotkorn – gefunden und der Saft konnte produziert werden.

Das hochwertigste Lebensmittel

Zwar wird dem Dinkelsaft eine heilende Wirkung bei etlichen Krankheiten nachgesagt, jedoch wurde diese noch nicht von einer wissenschaftlichen Studie der EU überprüft. Aufgrund der „Health Claim Verordnung“ ist es deshalb untersagt, gesundheitsbezogene Werbung mit den Produkten zu tätigen. Aus eigener Erfahrung können Neumann und Kauzner jedoch berichten, dass Kunden ihre Säfte erfolgreich gegen Krebs, Diabetes und andere Schmerzen sowie zur Blutverdünnung und zur Alzheimervorbeuge angewandt hätten. Außerdem gilt der Saft als außergewöhnlicher Energielieferant. „Es ist das hochwertigste Lebensmittel, das ich kenne“, schwärmt Kauzner von seinem Produkt. „Trinkt man den Saft, fühlt es sich wie Lichtenergie im Körper an.“

Das liegt wahrscheinlich an dem hohen Chlorophyllgehalt, der nachweisbar in der grünen Flüssigkeit enthalten ist. Der pflanzliche Farbstoff hat laut der Angaben auf dem Saftgras-Flyer eine schützende, nährende, vitalisierende und heilende Wirkung. Außerdem versorgt der Dinkelsaft den Köper mit wichtigen Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium oder Calcium sowie mit Vitamin A, B, D und E. „Die Säfte stärken vor allem das Immunsystem und helfen dem Körper bei der Selbstheilung“, beschreibt Neumann. Wie in den meisten pflanzlichen Produkten sind auch in diesen Gräsern essenzielle Aminosäuren enthalten – sprich Aminosäuren, die vom menschlichen Körper nicht hergestellt werden können, er aber dennoch benötigt.

Saft aus heimischen Bio-Gräsern

Zur Herstellung der Produkte verwenden Neumann und Kauzner ausnahmslos heimische Biogräser, gewachsen auf Bio-Erde. Somit wird das Familienunternehmen den Auflagen für Öko-Landwirtschaft der EU gerecht und wurde mit dem entsprechenden Siegel ausgezeichnet. Zum Pressen des Safts nutzen die Beiden nur den ersten Schnitt der jeweiligen Saat. Grund dafür ist, dass die bereits geprüfte, hohe Qualität des Produkts unter der Verwendung von minderwertigerem Gras sinken würde. Um dies zu vermeiden, sind die Pferde und Hühner des Nachbarn die Nutznießer, da sie die Schnittreste zu fressen bekommen.

Verwertet wird das Gras in einer einem Fleischwolf ähnlichen Presse, die manuell bedient werden muss. Seit der Markteinführung hat das Saftgras viele Anhänger gefunden. „Wir haben schon nach Ibiza und Flensburg geliefert“, verkündet Kauzner.