Tradition
Ersatz für Zunftbaum ist in Arbeit

Eine Lücke am Kirchplatz: Der Stamm des Zunftbaums muss aus Sicherheitsgründen erneuert werden. Der Nachfolger steht bereit.

13.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr
Mit seinen prächtigen Tafeln war der Zunftbaum am Kirchplatz ein Blickfang. Voraussichtlich im Mai soll der neue Baum aufgestellt werden. −Foto: Stadt

Aufmerksamen Passanten dürfte die Veränderung am Kirchplatz aufgefallen sein: Der gut 25 Meter hohe, blau-weiß gestrichene Zunftbaum mit seien bunten Schildern ist verschwunden. Aber keine Sorge: Es waren keine dreisten Diebe, die den prächtig geschmückten Stamm heimlich mitgehen ließen. Stattdessen hat die Stadt selbst den Baum aus Sicherheitsgründen entfernen lassen. Im Stamm waren laut Bürgermeister Karl Bley (SPD) größere Risse und Öffnungen festgestellt worden. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, wird der Zunftbaum nun ausgetauscht: Im Bauhof liegt bereits ein neuer Stamm bereit. Die bunten Schilder, die Rupert Stangl im Jahr 2005 in liebevoller Kleinarbeit gefertigt hat, können zum Glück weiter verwendet werden. „Damals hab ich einen Haufen Zeit reingesteckt“, erinnert sich der Hobby-Künstler.

Idee für den Nordgautag

Bürgermeister Bley war es, der vor zwölf Jahren die Idee hatte, den Nittenauer Kirchplatz mit einem Zunftbaum zu verschönern. Der Anlass war damals der Nordgautag, den der Oberpfälzer Kulturbund 2006 in der Regentalstadt abhalten wollte. Bis zu dem viertägigen Großereignis im Juni sollte der Zunftbaum stehen.

Stangl war von diesem Vorschlag gleich angetan und machte sich erst einmal auf den Weg, in anderen Orten solche Zunftbäume zu begutachten. Lange suchen musste er damals nicht, weil es sie in der Region in zahlreichen Gemeinden gibt: Die bunten Tafeln zeigen, welche Handwerkszünfte hier vertreten sind. Die ersten Zunftbäume wurden Ende des 16. Jahrhunderts in Westfalen aufgestellt, sind aber besonders in Bayern noch heute weit verbreitet.

Eine Sache wollte Stangl beim neuen Nittenauer Zunftbaum auf jeden Fall anders machen, denn an den Zunftbäumen, die er zum Beispiel im Bayerischen Wald besichtigte, waren ihm die Tafeln zu klein. „Die Bilder mussten einfach größer sein“, sagt er. Nachdem er viele Vorlagen von alten Zunftwappen studiert hatte, machte sich Stangl ans Werk.

Extra hartes Aluminium

Die 14 Tafeln selbst hat eine Spezialfirma mittels Laser aus besonders festem Aluminium herausgeschnitten. Nachdem die Tafeln zusätzlich beschichtet worden waren, konnte Stangl an die Arbeit gehen und sie auf beiden Seiten mit Acryllack bemalen. Neben den Zunftzeichen von Metzgern, Bäckern, Schmieden und Brauern finden sich unter anderem auch die Nittenauer Stadtpfarrkirche und das Rathaus auf den Tafeln wieder. Diese beiden Gebäude hat Stangl nach einem Foto maßstabsgerecht gestaltet.

Platz für alle in Nittenau einst heimischen Berufe ist am Zunftbaum natürlich nicht. Wenn man etwa ins Jahr 1762 zurückblickt, umfasst die örtliche Statistik 34 unterschiedliche handwerkliche Berufe in der Regentalstadt. Am zahlreichsten waren damals die Schuhmacher vertreten, gefolgt von Schneidern und Webern. Auch Zimmerleute und Maurer gab es, ebenso wie Fleischhacker, Bäcker, Schmiede, Krämer, Wirte, Bierbrauer und natürlich Bauern. An einen Teil von ihnen erinnert nun immer noch der Zunftbaum.

Seine Krone und die Halterungen für die Tafeln hat ein Steflinger Schmid angefertigt und verzinkt. Dank des beständigen Materials sind die Tafeln – im Gegensatz zum Baum selbst – noch nicht restaurierungsbedürftig und können am neuen Baum wieder angebracht werden.

Bereits der dritte Stamm

Dieser lagert derzeit noch im Nittenauer Bauhof, ist bereits geschält und muss nun noch trocknen und zünftig in blau-weiß bemalt werden. Dieser Stamm ist nach der ersten Zunftbaum-Erneuerung im Jahr 2011 nun bereits der dritte, der in einen Zunftbaum verwandelt wird. Der nun auch marode gewordene, 26 Meter hohe Baum Nummer zwei war im Juli 2011 von den Maibaumfreunden in die Höhe gewuchtet worden. Ein Kran hatte den Stamm zur Absicherung festgehalten. Die Feuerwehr Nittenau hatte anschließend die einzelnen Zunftzeichen wieder angeschraubt.

Diesmal hat dieBayerische Staatsforstenim Revier in Bodenstein einen passenden Baum ausfindig gemacht und der Stadt gespendet, die selbst keinen geeigneten Baum in Aussicht hatte. Irgendwann im Mai soll der neue Zunftbaum dann feierlich mit vereinten Kräften aufgestellt werden. Stangl will bei diesem Anlass natürlich dabei sein – schließlich hat er einst viel Zeit und Mühe in das Projekt Zunftbaum investiert.