Wirtschaft
Modeladen steht kurz vor dem Ende

„Feuerpfeil Fashion“ hat in Nittenau den Ausverkauf eingeleitet. Gründe gibt es mehrere. Unter anderem nahende Konkurrenz.

09.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr

Anna Feuerpfeil Anfang März dieses Jahres. Stolz präsentiert sie, was sie in ihrem neuen Laden zu bieten hatte. Doch nun sind die Tage von „Feuerpfeil Fashion“ bereits wieder gezählt. Wie die Immobilie künftig genutzt wird, ist völlig offen.Foto: Rieke

Plötzlich waren die Schaufenster dekoriert, plötzlich hingen Werbetafeln an der Fassade. Mit ihrer Neueröffnung sorgten Helmut Feuerpfeil und seine Frau Anna im Herbst 2015 für einen Lichtblick in der Nittenauer Hauptstraße – und einen Hoffnungsschimmer unter jenen, die sich seit Jahren tapfer gegen all die Skeptiker stemmen, die eine Trendwende für den Einzelhandel in der Altstadt sowieso für eine Illusion halten.

Nun scheinen eben genau diese Pessimisten wieder Recht zu bekommen. Denn die Feuerpfeils haben kürzlich den Räumungsverkauf eröffnet. Der läuft nach derzeitigem Stand noch bis Ende Juni; vielleicht gibt es aber auch eine Verlängerung, lässt Feuerpfeil, ein gebürtiger Mainburger, uns wissen.

Der 51-Jährige hatte sich erst im April 2015 im Raum Nittenau niedergelassen und als Baumaschinenführer für ein örtliches Unternehmen gearbeitet. Seine Frau wollte sich mit dem Modeladen ein zusätzliches Standbein aufbauen. Mit den Eigentümern der Immobilie „Hauptstraße 3“ schienen sie die idealen Partner gefunden zu haben, und als dieWerbegemeinschaft auch noch eine monatliche Finanzspritze von 100 Euro zur Finanzierung der Miete in Aussicht stellte, sollte einem erfolgreichen Start nichts mehr im Wege stehen.

Unterm Strich blieb kein Gewinn

Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Feuerpfeil erhielt nach eigenen Angaben eine einmalige berufliche Chance, die er nicht ablehnen konnte. Um was es sich dabei genau handelt, wollte er der MZ nicht verraten; sicher ist aber, dass damit ein Ortswechsel verbunden ist. Die Feuerpfeils ziehen in die Schweiz! Einem Bekannten haben sie in Nittenau die Abwicklung des „Sonderverkaufs“ anvertraut.

Darüber hinaus erklärt Feuerpfeil, dass es trotz günstiger Miete und des Zuschusses der Werbegemeinschaft nicht einfach sei, in Nittenau als Kaufmann Fuß zu fassen. „Man braucht hier als Existenzgründer einen sehr langen Atem!“ Obschon seine Frau ohnehin sehr preiswerte Ware angeboten habe, hätten viele Kunden noch Günstigeres gesucht. Unterm Strich sei kaum Gewinn übrig geblieben – „und das macht auf Dauer keinen Sinn“, sagt Feuerpfeil.

Widersprüchliche Stadtpolitik?

Feuerpfeil nennt noch einen weiteren Grund, der ihm die Entscheidung, das Fashion-Geschäft wieder aufzugeben, erleichterte:die Ansiedlung von AWG im neuen Fachmarktzentrum an der Regentalstraße. Mit der bekannten Mode-Kette entstünde übermächtige Konkurrenz direkt vor dem Unteren Stadttor. Bei der Jahresversammlung der Kaufleute Ende Februar hatte Feuerpfeil erstmals davon gehört – „und das hat mich dann schon getroffen“. Aus seiner Sicht ist der Coup des Projektentwicklers Ratisbona ein klarer Widerspruch zu den Beteuerungen der Stadtspitze, alles zu tun, um den stationären Einzelhandel im Zentrum zu fördern.

Wie auch immer: Feuerpfeil interessiert dies heute nur noch peripher, hat er doch eine neue berufliche Herausforderung. Was den Laden in Nittenau betrifft, so sei er auf der Suche nach einem Nachfolger. Ein, zwei Interessenten hätten sich schon gemeldet, unter anderem ein Oberpfälzer Anbieter von Sportartikeln.

Dieter Mohr und seine Lebensgefährtin, der die Immobilie gehört, blicken also mit der „Hauptstraße 3“ in eine ungewisse Zukunft – sind aber optimistisch, wieder einen Mieter zu finden. Mohr glaubt nicht, dass AWG tatsächlich für Feuerpfeil gefährlich geworden wäre. „Das Geschäft ging doch ganz gut, und bis zur AWG-Eröffnung wäre genügend Zeit gewesen, sich einen festen Kundenstamm aufzubauen“.

Gleichwohl sieht auch Mohr, der sich den Ruf des „Altstadtsanierers“ erworben hat, die Entwicklung auf dem einstigen BayWa-Areal kritisch. Das Fachmarktzentrum insgesamt ist seiner Meinung nach eine komplette Fehlinvestition, weil sie eben nicht zu einer Belebung der Innenstadt führen werde. „Wer da draußen parkt, macht sich nicht zu Fuß auf den Weg ins Zentrum“, konstatiert Mohr. Er hätte es viel lieber gesehen, wenn direkt im Herzen der Stadt zumindest ein großer Drogeriemarkt entstanden wäre. Dafür wäre locker Platz gewesen, meint er, zum Beispiel im Bereich der Hirschengasse.

2. Bürgermeister Albert Meierhofer, der letzte Woche die Geschäfte in der Stadtverwaltung führte, sieht im Ende von „Feuerpfeil Fashion“ nicht das große Drama, sondern natürliche Fluktuation. Was die umstrittene AWG-Ansiedlung betrifft, so habe die Stadt darauf keinen Einfluss gehabt. Seit das frühere BayWa-Areal seitens der Regierung der Innenstadt zugerechnet werde, greife keine Beschränkung zum Schutz des Bestandes mehr. Er persönlich sieht im Fachmarktzentrum sehr wohl die große Chance auf positive Impulse. „Konkurrenz belebt doch das Geschäft und tötet nicht!“ Mit dem Projekt gewinne Nittenau an Attraktivität. Folglich würden mehr Leute angezogen, die einkaufen. „Ein potenzieller Kunde schätzt es immer, mehrere Anbieter für bestimmte Waren vorzufinden als nur einen“, weiß Meierhofer. Was dagegen in der Tat ein Riesenproblem für vorhandene Geschäfte darstelle, sei etwas ganz anderes: der Internethandel.

Mehr Nachrichten aus Nittenau lesen Sie hier: