Fünf Ex-Eisbären gratulieren
Stimmen von Ehemaligen: Die Eisbären-Begeisterung schwappte bis nach Übersee

03.05.2024 | Stand 03.05.2024, 13:39 Uhr

In der legendären Aufstiegsserie gegen Leipzig im März 2022 war Erik Keresztury (in Rot) noch ein Eisbär. Foto: MZ-Archiv/Nickl

Die einen waren vor Ort, die anderen fieberten aus der Ferne mit ihrem Ex-Klub. Wir haben bei einem Quintett Stimmen zur Eisbären-Meisterschaft eingeholt.

Erik Keresztury (27) absolvierte in fünf Jahren bis 2023 209 Spiele für die Eisbären – und musste den Klub im vergangenen Sommer verlassen. Für die Feier im Prüfeninger Schlossgarten hatte sich der Stürmer, der mit Matteo Stöhr für Herne spielte („In den Playoffs gegen Weiden hatten wir keine Chance“), eigens aus dem heimatlichen Sommerdomizil in Ungarn in den Zug gesetzt, um den Trennungsschmerz abzuschließen. „Meine Frau hat gemeint, ich soll fahren, mitfeiern und eine gute Zeit mit den Jungs und den Fans haben, vielleicht lasse ich das dann hinter mir.“

In Herne hatte der Deutsch-Ungar eine durchwachsene Saison. „Am Anfang dachte ich, ich komme aus Regensburg und muss alles machen: Tore schießen, Überzahl spielen, Unterzahl spielen, Schüsse blocken – und nichts hat geklappt. Als ich das realisiert habe, wurde es in der zweiten Hälfte besser. Jetzt habe ich noch ein Jahr Vertrag und dann schauen wir, wo die Reise hingeht.“

Im Auto geweint

Den famosen Weg der Eisbären hat er „stolz“ verfolgt, „aber es ist auch schwer für die Jungs, die weg sind, wie Matteo, Bergi (Torwart Patrick Berger, d. Red.) oder mich. Als die Eisbären ins Finale kamen, saß ich im Auto, habe geweint und gedacht: Warum bin ich jetzt nicht dabei?“

Philipp Vogel war zwischen 2015 und 2021 in exakt 300 Spielen im EVR-Trikot aktiv und beendete seine Karriere mit nur 23Jahren, weil er dem Job den Vorzug gab. Um nicht ganz den Kontakt zu verlieren, verdingte sich der Ex-Verteidiger als regelmäßiger Sprade-TV-Kommentator im ehrenamtlichen Team. „Du hast Herzrasen und ich habe geschwitzt − aber um neutral zu bleiben, musste ich mich bremsen. Ich kann ja nicht ins Mikrofon schreien, wenn ein ehemaliger Teamkamerad gecheckt wird. Da springt das Eishockeyherz wieder an. Das hat mich zurückgebeamt in die Zeit, als ich auf dem Eis stand.“

Und in die Zeit, als der so viel gelobte Teamgeist entstand. „Damals hat alles seinen Anfang genommen. Das sieht auch der Zuschauer, dass die Bank ausflippt, als wäre sonstwas passiert, wenn ein Consti Ontl den Schuss blockt. Auch gegen Kassel hat der Teamgeist die Huskies-Qualität auf dem Papier überwogen.“ Vogel fand es auch „bemerkenswert, wie sich die neuen Spieler da eingefunden haben. Aber da hat der Max (Trainer Kaltenhauser, d. Red.) natürlich gute Arbeit geleistet.“

Stichwort gute Arbeit: Fabian Herrmann (22 Jahre/81 Eisbärenspiele in der Oberliga), der im EVR-Nachwuchs groß wurde und zu dem Team gehörte, das in Selb mit leeren Augen 2021 den Süd-Titel verpasste, erspielte sich in den vergangenen drei Jahren bei Ligakonkurrent Bad Nauheim stolze Erfolge und sagt jetzt: „Man kann den Eisbären nur gratulieren und den Hut ziehen vor der Leistung, die sie gebracht haben – sowohl in der Saison als auch in den Playoffs. Man muss neidlos anerkennen, dass sie die beste Mannschaft waren.“

Auch Christian Helber, zum Abschied vom Freiluftstadion an der Nibelungenbrücke bis 1999 zwei Jahre EVR-Goalie, verfolgte die Oberpfälzer stetig und war optimistisch. „Nach dem Halbfinale habe ich schon gesagt: Kassel läuft da nicht durch und wenn Rengschburg so weiterspielt, dann holen die den Cup – und so war’s ja auch.“ Bei der Meisterfeier („Eine wunderschöne Veranstaltung“) überreichte er, der erste „MZ-Spieler der Saison“, Wahlsieger Andrew Yogan den Pokal. „25 Jahre ist das her – ein Meilenstein.“

„Glücklich und aufgeregt“

Natürlich schwappte die Begeisterung bis nach Übersee, zum Beispiel zu Jason Miller nach Kanada: Der 53-Jährige erlebte Hoch und Tief in seinen vier Eisbären-Jahren von 2004 bis 2008 (211 Spiele). „Ich habe das sehr genau mitverfolgt, war glücklich und aufgeregt. Jetzt bin ich sehr froh für meinen guten Freund Max Kaltenhauser. Und ich habe gesehen, ihr hattet Booth da – ein wundervoller Spieler aus der NHL. Auf meiner Liste steht, nächstes Jahr mal wieder nach Regensburg zu kommen.“

Das Schlusswort gebührt Martin Ancicka, der in drei Etappen 421 Spiele für Regensburg machte und dessen Trikot mit der Rückennummer 27 es als erstes unters Hallendach der Donau-Arena schaffte. „Ich habe das volle Stadion selber sehr genossen – und die Euphorie, die wieder entstanden ist. Das ist der größte Erfolg, den das Eishockey hier je hatte, und das freut mich für die Jungs. Die ganze Saison war gut, aber zum Schluss hat die Mannschaft Charakter gezeigt. Sie hatte einen Trainer, der es hinbekommen hat, aus dieser Mannschaft eine Einheit zu machen, die hungrig war nach dem Erfolg.“