Adel
Heirat ohne Pomp, aber mit viel Liebe

Hochzeit im Hause Thurn und Taxis: Maria Theresia hat Hugo Wilson geheiratet. Der Hochadel blieb fern, dafür zeigte sich die britische Kunstszene.

13.09.2014 | Stand 16.09.2023, 7:13 Uhr

Maria Theresia von Thurn und Taxis und Hugo Wilson verlassen die Kirche. Foto: dpa

Prinzessin Maria Theresia gilt als zurückhaltend und scheu. Sie mag den Rummel in der Öffentlichkeit nicht. Blitzlichtgewitter ist ihr zuwider. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sie die Pfarrkirche St. Joseph in Tutzing für ihre Hochzeit mit dem britischen Künstler Hugo Wilson gewählt hat. Doch auch knapp 200 Kilometer von Regensburg entfernt stehen die Schaulustigen.

Über eine Stunde warten die neunjährige Marie-Sophie und die fünfjährige Lisa-Marie aus Tutzing nun schon hinter der Absperrung. „Ich möchte einmal eine Prinzessin in einem richtigen Prinzessinnenkleid sehen“, sagt die Neunjährige. Doch ihr Wunsch bleibt unerfüllt. Die älteste Tochter von Gloria und ihrem verstorbenen Mann Fürst Johannes von Thurn und Taxis will diesen wichtigen Tag in ihrem Leben so privat wie möglich gestalten. Und so verschwindet das frisch vermählte Paar am Kirchenportal in einem über und über mit Luftballons geschmückten Bentley – ohne sich den Hunderten Neugierigen zu zeigen. Die bekommen dafür aber anderen europäischen Adel vor die Linse: Die Kinder von Prinzessin Caroline von Monaco, Charlotte und Andrea, sind an den Starnberger See gereist und mischen sich unter die rund 200 geladenen Gäste. Für Marie-Sophie ist das keine adäquate Entschädigung. „Nur hohe Schuhe, aber kein schönes Kleid“, urteilt sie über das mit Rosen bedruckte, pinkfarbene Outfit von Charlotte Casiraghi, die dazu eine herzförmige Sonnenbrille trägt.

Fürstin im rosakarierten Dirndl

Auf die Gästeliste der „Hochzeit des Jahres“, wie „Bild“ schrieb, haben Maria Theresia von Thurn und Taxis und Hugo Wilson Freunde und die Familie gesetzt, so wie es die Brautmutter Gloria in einem Interview mit der „tz“ angekündigt hatte. Neben den Casiraghi-Geschwistern besuchen Erbprinz Ernst August von Hannover, Erbprinz Alexander von Isenburg und Felipa von Bayern das Fest. Als der von der „Bunte“ angekündigte Hollywood-Star entpuppt sich Bond-Girl Rosamund Pike („Stirb an einem anderen Tag“). Der frühere Ehemann von Glorias Schwester Maya, Mick Flick, ist ebenso geladen, wie die Regensburger Gastronomen-Familie Schmalhofer. Desweiteren Maler, Fotografen und Designer, darunter Modeschöpfer Philip Colbert mit seiner Frau Charlotte, die im Meerjungfrauen-Kleid erscheint. Fürstin Gloria hat sich kein neues Kleid gekauft. Sie trägt wie vor wenigen Wochen bei den Salzburger Festspielen ein rosa kariertes Dirndl mit Pelzstola.

Die Braut selbst, die die „Bunte“ zur „schönsten Braut des Jahres“ kürt, erscheint am Arm ihres sichtlich stolzen Bruders Albert in einer cremefarbene Kreation mit pastellfarbenen Blumen der britischen Kult-Designerin Vivienne Westwood. Einige Gäste spekulieren aufgrund des mit viel luftigem Stoff umhüllten Oberteils, ob die 33-Jährige darunter schon ein süßes Geheimnis verbirgt. Im offenen Haare, das ihr Promi-Friseur Gerhard Meir eineinhalb Stunden lang gestylt hat, trägt sie ein Diadem, dazu einen langen Schleier. Geschminkt hat sich die 33-Jährige selbst, wie Meir verrät.

Der romantische Look der Braut setzt sich auch im Blumenschmuck in der Kirche fort. Lachsfarbene und weiße Rosen geben den Ton an. Das Kirchenportal ist mit Hortensien in blau, weiß und dunklem rosa geschmückt. „Schön dezent“, empfindet das Andrea Lotter, die als Brand Manager für die Zeitschrift „Madame“ arbeitet. Neben ihr steht eine Dame, die bis vom Chiemsee angereist ist. Sie ist leidenschaftlicher Adelsfan – schon seit der Hochzeit von Silvia und Carl Gustaf von Schweden 1976. „Weit über 30 Ordner habe ich zu Hause mit Adelsgeschichten“, erzählt sie. Jede Woche studiert sie die einschlägigen Magazine. Deshalb kann sie auch besonders gut einschätzen, was sich Prinzessin Maria Theresia und Hugo Wilson für ihre Hochzeit gewünscht haben. „Sie hatten augenscheinlich kein Interesse daran, ihren gesellschaftlichen Status zu demonstrieren. Es ist wirklich alles sehr privat.“

Auch für die Hochzeitsmesse hat das Paar deshalb wohl ganz bewusst auf eine „große Show“ verzichtet. Der Kirchenchor und das Orchester St. Joseph Tutzing unter der Leitung von Helene von Rechberg übernehmen die musikalische Umrahmung. Die gebürtige Saalerin Mechthild Kiendl gehört zu den Solisten. Das Brautpaar hatte unter anderem Mozarts Orgelsolomesse in C-Dur und die „Ankunft der Königin von Saba“ aus Händels Oper Solomon ausgewählt.

Wie Pfarrer Peter Brummer der MZ nach der kirchlichen Trauung verrät, hatte sich das Paar aufgrund der vielen internationalen Gäste für eine englischsprachige Zeremonie entschieden. Neben Brummer hat Father Alexander Sherbrooke von der St. Patrick’s Gemeinde im Londoner Stadtteil Soho die Messe zelebriert. Sherbrooke begleitet Hugo Wilson auch auf seinem Weg der Konvertierung hin zum katholischen Glauben.

Paar war kirchlicher Segen wichtig

Pfarrer Brummer hat dem Brautpaar eine Kerze mit Regenbogen und Pfingsttaube zum Geschenk gemacht – „als Zeichen der Kreativität sowie der Lebensfreude und -kraft“ sowie ein Buch der Tutzinger Missionsschwester Dr. Rafaela Händler, die sich im Kampf gegen Aids engagiert. Auch die Kollekte geht an die Tutzinger Missionsbenediktinerinnen. Der kirchliche Segen für ihre Ehe sei dem Paar sehr wichtig gewesen, sagt Brummer. „Sie wollten aus tiefster innerster Überzeugung heraus das Glaubensbekenntnis ablegen“, so der Pfarrer. Er habe das Paar als sehr sympathisch und geistvoll kennengelernt. „Die Gespräche haben mich beeindruckt“, sagt Brummer.

Auch Hotelier Tino von Gleichenstein, der das traditionsreiche Hotel „Kaiserin Elisabeth“ in Feldafing führt, wählt diese Worte. „Ein sehr sympathischer, interessanter Gesprächspartner“, sagt er über den Bräutigam Hugo Wilson. Der hatte die Nacht vor der Hochzeit noch ganz traditionsbewusst alleine verbracht. Und zwar dort, wo einst auch die österreichische Kaiserin Elisabeth nächtigte, die auch eine enge Verbindung zum Hause Thurn und Taxis hatte, da ihre ältere Schwester Helene („Nene“) in das Regensburger Fürstenhaus einheiratete. In der Hotelbar hatte Wilson nach dem Polterabend in der Münchner Nobeldisco P1 mit einigen Künstlerfreunden noch bis morgens um 4 Uhr weitergefeiert, verrät Tino von Gleichenstein der MZ. Auch er habe sich sehr nett mit ihm unterhalten – worüber, das will der Hotelier allerdings nicht preisgeben.

Obwohl es am Abend wieder zu regnen beginnt, schauen Schaulustige auch am Schloss Garatshausen vorbei. Doch nur ein paar bunte Lichter sind zu sehen – und die Blaskapelle mit einem Marsch zu hören. Ganz traditionell antwortet auch Fürst Albert, als er von einem Reporter gefragt wird, wie ihm die Hochzeit gefällt. Er stößt einen bayerischen Jauchzer aus.