Verkehr
Der RVV führt das E-Ticket ein

Ab 2017 sollen die Regensburger ihre Busfahrten mit dem Smartphone bezahlen können, später auch Auto- oder Rad-Sharing.

18.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:42 Uhr
2017 wird der RVV seine App so erweitern, dass die Fahrgäste damit ihr Ticket kaufen können. −Foto: Lex

Elektronische Fahrkarten gibt es bundesweit zunehmend häufiger. Die Deutsche Bahn bietet E-Tickets ebenso an wie zahlreiche regionale Verkehrsbetriebe. Der Regensburger Verkehrsverbund (RVV) springt jetzt auf diesen Trend auf: Ab 2017 will er E-Fahrkarten verkaufen, wie RVV-Geschäftsführer Frank Steinwede uns auf Nachfrage sagte. Dazu soll die RVV-App, mit der Kunden sich seit Ende Juli auf dem Handy über ihren Reiseweg informieren können, erweitert werden. „Da wird im nächsten Jahr die Zahlungsmöglichkeit hinzugenommen.“

Damit reagiere der RVV auch auf Anfragen von Kunden, die sich elektronische Fahrkarten wünschten. Er habe im Zuge der Einführung eines neuen Betriebsleitsystems für 2,5 Millionen Euro bereits alle Busse des Stadt- und Regionalverkehrs grundsätzlich technisch für das Zahlen per Smartphone ausgerüstet. In allen fahren nun Computer mit, sagte Steinwede. „Die Bordrechner sind auch zukünftig geeignet, E-Tickets zu lesen.“ Dazu sei nur ein Softwareupdate erforderlich. Zu den Kosten für die Einführung der E-Tickets könne er nichts sagen, da der RVV noch keine Preisanfragen gestartet habe. Für die App gab das Unternehmen mehr als 50 000 Euro aus.

Mittelfristig will der RVV die Anwendung so ausbauen, dass die Kunden mit dem Handy auch andere Angebote, wie etwa das geplante E-Auto-Sharing oder ein Fahrrad-Sharing buchen können – also in Richtung einer Mobilitäts-Flatrate gehen. Papiertickets soll es weiter geben. Steinwede versichert: „Wir werden die anderen Vertriebskanäle offenhalten.“

CSU will 90-Minuten-Fahrkarte

Die CSU-Stadtratsfraktion hatte kürzlich in einem Brief an Oberbürgermeister Joachim Wolbergs angeregt, in Regensburg elektronische 90-Minuten-Tickets mit integriertem Chip und eine Prepaid-Version einzuführen. Die 90-Minuten Karte solle einen besonders günstigen Preis für Einzelfahrten anbieten und eine Bestpreisabrechnung. Zahlen solle der Kunde am Ende des Monats. Das Prepaid-Ticket müsste er aufladen.

In dem Brief auf Initiative der Stadträte Hans Rentner, Dagmar Schmidl und Dr. Armin Gugau heißt es: „Das E-Ticket ermöglicht den Fahrgästen eine einfache, spontane und bequeme Art des Busfahrens.“ Damit senke es die Zugangsbarrieren zum ÖPNV. In Münster seien die elektronische Fahrkarte wie auch die Prepaid-Version „erfolgreich im Einsatz“.

Die Antwort des Oberbürgermeisters fiel ablehnend aus. Er erklärt, warum der RVV von der Einführung eines 90-Minuten-Tickets absah. „Es würde sicherlich als ungerecht empfunden werden, wenn ein Nutzer des ÖPNV an ,seiner Linie‘ nur Takte von 30 oder 60 Minuten vorfindet, während andere Fahrgäste an einer Linie wohnen, die im Zehn-Minuten-Takt verkehrt.“ Dann verweist Wolbergs auf die geplante Erweiterung derRVV-Anwendung für das Handy.

RVV-Chef Steinwede sagt über die von der CSU vorgeschlagene Chipkartenvariante: „Das ist eine Übergangstechnologie.“ Das Marketing-Büro Probst und Consorten, von dem sich der RVV voriges Jahr bezüglich seines Tarifsystems beraten ließ, habe zum Smartphone-Ticket geraten.

Wolfgang Bogie vom Kreisverband Regensburg des Verkehrsclubs Deutschland, der sich für eine ökologische Verkehrspolitik engagiert, ist angetan von dem Konzept. „Das, was der RVV plant, ist die Zukunft und nicht Prepaid“, sagt er. „Das ist im Prinzip schon überholt und war auch nur eine Übergangslösung.“ Der Kunde müsse extra einen Automaten aufsuchen, um seine Karte aufzuladen. Insbesondere den angedachten Ausbau, der auch andere Verkehrsmittel als den Bus umfassen soll, begrüßt er. „Das ist ausgerichtet auf die Zukunft, ein Mobilitätsanbieter zu werden.“ Bogie wünscht sich, dass das E-Ticket des RVV „möglichst großräumig gilt“, dass sich zu diesem Zweck etwa Verkehrsverbünde zusammenschließen.

Forscher: Angebot mit Zukunft

Als zukunftsträchtig bewertet auch Daniel Leonhäuser, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme an der Universität Kassel, das Handy-Ticket. Deutschlandweit nutzen Verkehrsbetriebe neben diesem System auch Chipkarten-Varianten gern, weiß er. Er persönlich glaubt aber: „Auf lange Sicht wird sich vermutlich die Smartphone-Variante etablieren, weil man das Handy ohnehin in der Tasche hat.“ Aus seiner Sicht ist ein elektronisches Ticket vor allem eines: kundenfreundlich. „Der Kunde muss sich nicht mehr um das Tarifsystem kümmern und kann dadurch den öffentlichen Verkehr sorgloser nutzen.“ Eine E-Fahrkarte könne so dazu beitragen, dass mehr Menschen in Busse und Bahnen einsteigen.