Handel
Supermarkt-Kunden shoppen jetzt im Zelt

Der Netto in Königswiesen Nord ist umgezogen. Kaum ist der letzte Mieter weg, nagt der Bagger am alten Einkaufszentrum.

10.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr
Norbert Lösch
Auf einen zweijährigen Übergangsbetrieb im Zelt hat sich Netto an der Dr.-Gessler-Straße eingerichtet. −Foto: Fotos: Lösch

Die Tage des Einkaufszentrums Königswiesen Nord an der Dr.-Gessler-Straße sind endgültig gezählt. Die Abrissarbeiten haben mit dem Entkernen der alten Passage bereits begonnen. Als letzter Mieter ist Netto ausgezogen; der Discounter bietet sein Sortiment jetzt gegenüber in einem Zeltbau an. Das Übergangsquartier für den Supermarkt ist um den Jahreswechsel herum entstanden und wurde am Dienstag eröffnet.

Damit ist der Weg frei für das seit Jahren umstrittene neue Quartierszentrum, auch wenn sich Anwohner mit einer Normenkontrollklage dagegen wehren. Die Kläger wollen erreichen, dass der geplante Neubau auf das halbe Volumen verkleinert werden muss. Bei der künftigen Verkaufsfläche können sich die Bürger mit allenfalls 2000 bis 2500 Quadratmetern statt der geplanten fast 4000 anfreunden.

Netto sollte schon viel früher ausziehen

Dabei hatte sich der Investor, die F&B Grundbesitz Regensburg II GmbH aus Weiden, nach hartnäckigem Widerstand gegen sein Konzept bereits kompromissbereit gezeigt. So sollen über dem Erdgeschoss für Handel und Dienstleistungen nur mehr knapp 550 Wohneinheiten entstehen statt der ursprünglich geplanten 680.

Eine Normenkontrollklage hat keine aufschiebende Wirkung und kann sich nur gegen den Bebauungsplan richten.Dem hat der Stadtrat allerdings bereits grünes Licht gegeben.Das Aus für das alte Einkaufszentrum war damit bereits Mitte 2016 besiegelt, mit erheblicher Verzögerung ist es jetzt zum Abbruch freigegeben.

Der Investor gibt sich wie schon bei früheren Anfragen unserer Zeitung wortkarg. Das Weidener Unternehmen wollte aktuell weder zum Stand der Abbrucharbeiten Stellung nehmen noch zum Zeithorizont für den Neubau. „Wir werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern“, ließ Geschäftsführer Michael Fritsch am Dienstag mitteilen. So kann derzeit nur spekuliert werden, dass die zwei Jahre, die der Supermarkt im Zelt bleiben soll, identisch sind mit der angepeilten Bauzeit für das neue Quartierszentrum.

Unbeantwortet blieb von beiden Seiten auch die Frage, ob sich der Bauherr an den Kosten für seinen bisherigen und wohl auch künftigen Mieter beteiligt.F&B-Mitgesellschafter Robert Bucher hatte schon 2015 angekündigt: „Falls Netto erneut Mieter wird, werden wir während der Bauphase ein Zelt aufstellen, das wir als Investor bezahlen.“

Angebot und Ausstattung im Zelt gleiche laut Netto-Pressesprecherin Christina Stylianou „dem Aufbau unserer Netto-Filialen“. Damit könne man „eine qualitativ hochwertige Nahversorgung auf 700 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten“. Und: „Alle 16 Mitarbeiter der ursprünglichen Filiale werden ihre Tätigkeiten beibehalten.“ Die Übergangslösung habe bis zur Eröffnung der Filiale im neuen Quartierszentrum Bestand.

Genehmigung gilt für zwei Jahre

Für den Einkaufsmarkt im Zelt hat der Discounter von der Stadt eine zwei Jahre gültige Baugenehmigung bekommen. Damit sind allerdings einige Auflagen verbunden. So muss der Betreiber Lärmschutzwerte einhalten – tagsüber 55 dB(A), nachts 40 dB(A) – , und nachts dürfen keine Waren angeliefert werden. Zudem pochte das Ordnungsamt auf Notausgänge sowie einen Stellplatznachweis für 29 Autos und fünf Fahrräder.

Netto muss die für das Studentenheim wegfallenden Parkplätze übrigens nicht kompensieren: „Um den Standort für den Nahversorger zu sicheren, wurde für die zwei Jahre in Absprache mit dem Studentenwerk auf Ersatzstellplätze verzichtet“, teilt die städtische Pressestelle mit.

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