Kriminalität
Empörung nach Explosion im Wald

Unbekannte haben im Wald bei Reuting einen Hochsitz gesprengt. Der Eigentümer hofft darauf, dass sich die Täter verplappern.

18.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:33 Uhr

Maximilian Freiherr von Wiedersperg vor dem zerstörten Hochsitz im Reutinger Wald. Den Sachschaden gibt er mit nur 400 Euro an, „weil wir bauen das ja alles selber“.Fotos: Rieke/Archiv

Maximilian Freiherr von Wiedersperg hat in seiner über vierzigjährigen Ausübung seines Hobbys „Jagd“ schon viele kritische Töne einstecken müssen; auch gezielte Attacken gegen Hochsitze sind ihm nicht fremd. Immer wieder einmal stieß er auf angesägte Leitersprossen oder Ähnliches. Was er aber kürzlich im Reutinger Wald entdeckte, nahm ihm doch kurz den Atem und machte ihn sprachlos: Unbekannte hatten zwischen 12. und 15. Mai seine Jagdkanzel zerstört, und zwar durch den Einsatz einer selbst gebastelten Bombe. „Erst dachte ich, na ja, da waren aber kräftige Burschen am Werk und haben meinen Hochsitz zerschlagen. Dann aber deuteten immer mehr Indizien darauf hin, dass etwas anderes den Schaden herbeigeführt haben musste“, berichtet der 71-jährige Baron, der in Leonberg zuhause ist.

So oder so hätte von Wiedersperg die Polizei verständigt und gebeten, den Fall öffentlich zu machen. Denn „die Verursacher sollen spüren, dass wir das sehr ernst nehmen und der Sache nachgehen“.

Teile flogen 25 Meter weit

Um die Täter zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen, hat der Baron eine Belohnung von immerhin 250 Euro ausgesetzt. Er macht keinen Hehl daraus, dass er darauf spekuliert, hinter der Tat könnten übermütige Jugendliche stecken, die sich durch Prahlerei vielleicht verraten... Und der Mitwisser könnte die kleine Geldspritze ganz gut gebrauchen.

Motiv der Täter ist völlig unklar

Dabei ist völlig offen, was wirklich hinter dem Anschlag steckt. Neben der Theorie, Jugendliche könnten sich einen dummen Streich erlaubt und getestet haben, ob die im Internet für Jedermann leicht zu findenden Anleitungen zum Bau von Sprengsätzen wirklich funktionieren, ist es natürlich auch möglich, dass jemand für eine an anderer Stelle geplante Straftat einen Test durchgeführt hat. Oder dass es sich eben um einen gezielten Angriff auf einen Ansitz handelte, von dem aus seit Anfang Mai wieder auf Rehböcke geschossen werden darf. Angesichts der Gewaltbereitschaft, die an den Tag gelegt wurde, scheut sich von Wiedersperg nicht zuzugeben, „dass mich das schon auch beängstigt“.

Mit Empörung hat auchOtto Storbeck, der Vorsitzende der Jägervereinigung Nittenau, auf die Sachbeschädigung reagiert; auch ihm ist ein vergleichbarer Fall noch nicht untergekommen. Sollte die Motivation eine Verurteilung der Jägerei gewesen sein, so handle es sich bei den Tätern bestimmt um Leute, die „den Sinn und Zweck der Jagdausübung überhaupt nicht begriffen haben. Unser Auftrag ist ja nicht, wahllos Wild zu töten, sondern dafür Sorge zu tragen, dass verschiedene Wildarten erhalten bleiben und die Populationen im Gleichgewicht sind“, klärt Storbeck auf. Dieser Hintergrund fehle fundamentalen Kritikern in der Regel. Storbeck selbst sieht sich wegen seines Hobbys immer wieder auch persönlicher Attacken ausgesetzt und spricht von einer wiederholten „Verhöhnung der Jäger“ durch den Mitherausgeber eines bestimmten Mediums, das in Nittenau kostenlos verteilt wird. „Manche Leute sagen zu mir, wie ist es möglich, dass du zur Flinte greifst und auf Tiere zielst. Du bist doch eigentlich nicht dumm. Dann antworte ich: Gerade weil dies so ist, setze ich mich für die Jagd ein.“

Im Bereich der Jägervereinigung Nittenau, die aus den Hegegemeinschaften Nord und Süd besteht, gibt es elf Jagden. Pro Jagd sind zwischen acht und zehn Hochsitze installiert.

PS:Vor 12 Jahren wurde der Vetter von Maximilian Freiherr von Wiedersperg Opfer eines Jagdunfalls.Er überlebte nur, weil ein kriegserfahrener Arzt schnell zur Stelle war.

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