Anglerglück
Rekord-Zander biss in der Donau an

Super-Fang: Der Regensburger Marcus Bettstetter zog ein 105 Zentimeter langes und 13 Kilo schweres Prachtexemplar an Land.

09.01.2015 | Stand 16.09.2023, 7:06 Uhr
Daniel Steffen
Dr. Marcus Bettstetter aus Regensburg hatte einen Traumtag erwischt und angelte einen 105 Zentimeter langen Zander aus der Donau. −Foto: Bettstetter

Dr. Marcus Bettstetter hat sprichwörtlich einen Superhit gelandet. Mit einer Länge von 105 Zentimetern und einem Gewicht von gut 13 Kilo zappelte ihm in diesen Tagen ein gewaltiger Fisch am Haken. Für einen Zander, der da in der Regensburger Donau schwamm, ist die komfortable Größe höchst ungewöhnlich. „Meines Wissens werden Zander in dieser Größe in Deutschland alle paar Jahrzehnte einmal gefangen, wenn überhaupt“, sagt Bettstetter stolz – und hat damit auch Recht. Denn in der (im Internet publizierten)„Zander-Hitparade“datiert der gesamtdeutsche Rekord-Fang bis dahin aus dem Jahr 2007: Ein glücklicher Angler hatte damals ebenfalls einen 13 Kilogramm schweren Fisch gefangen, der lediglich um zwei Zentimeter länger war.

Schon als Kind liebte er das Wasser

Dass am Ende des Jahres 2014 ein so „wunderschönes Exemplar“ an der Angel angebissen hat, ist für Marcus Bettstetter schlichtweg „ein Traum“. „Jeder Hobbyangeler wünscht sich ja, eines Tages ein besonders kapitales Exemplar seines Lieblingsfischs zu fangen“. Das Glück kam wahrlich unverhofft: „Seit einigen Jahren hatte ich nun schon keinen wirklich großen Zander fangen können. Mein bisher größter Zander war 88 Zentimeter lang. Auch lag der Fang schon einige Jahre zurück“, erinnert sich Dr. Bettstetter.

Da Zander allgemeinhin als scheu und klug gelten, sind sie recht schwer zu fangen. „Noch vor wenigen Tagen habe ich zu meinem Vater, der auch sehr gern angelt, gesagt: So, jetzt fahre ich nach Regensburg und fange einen 90er-Zander“, lacht Bettstetter.

Dass sich die scherzhaft gemeinten Worte mehr als erfüllen sollten, mag der Lohn für eine jahrzehntelange Angelleidenschaft sein: „Schon als sehr kleines Kind war ich nicht vom Wasser weg zu bekommen“, sagt der 38-Jährige, der die Passion von seinem Vater praktisch in die Wiege gelegt bekam. „Da ich ein sehr naturverbundener Mensch bin, der ständig draußen sein will, wird die Fischerei immer mit der wichtigste Teil meines Lebens sein“, erzählt Bettstetter. Wenn er draußen beim Angeln oder beim Sporteln ist, dann komme das seiner inneren und körperlichen Balance zugute.

Als junger Mann hat er in Regensburg im Bereich der Krebsforschung promoviert und ist heute auf dem Feld der Molekularpathologie tätig. Kommt er von seiner Arbeit aus München nach Regensburg zurück, frönt er, so oft er kann, seinen Hobbys. „Mir persönlich liegen eher die aktiveren Varianten, wie das Spinnangeln oder Fliegenfischen“, sagt Bettstetter.

Mit dem Köder immer in Bewegung

Beim Spinnfischen etwa angele er „mit künstlichen Ködern, die Beutefische imitieren“. Da diese Köder aber nicht schmecken, seien sie „für einen hungrigen Raubfisch nur attraktiv, wenn sie sich im Wasser wie ein echter Beutefisch bewegen“. Mit anderen Worten bedeute dies, dass er „den Köder im Wasser stets in Bewegung halten“ müsse – eine Aufgabe, die viel Konzentration und Übung erfordert. Da Bettstetter beim Spinnfischen oft kilometerlang am Wasser entlang spaziert, kann er immer wieder die Besonderheiten der Natur beobachten.

„Sogar mitten im Regensburger Stadtgebiet schwimmen in der Dämmerung fast immer Biber vor meinen Füßen vorbei und zeigen keine Scheu. Gerade jetzt im Winter sehe ich oft wunderschöne Eisvögel, die wie blauschimmernde, funkelnde Edelsteine über das Wasser flitzen.“ Auch Nachtreiher und Ringelnattern begleiten ihn des öfteren beim Angeln. Zappelt mal kein Fisch am Haken, macht das Bettstetter nichts aus: „Angeln ist viel mehr, als nur loszuziehen um einen Fisch zu fangen – man empfindet die Natur mit allem, was dazu gehört, sehr intensiv“, sagt er mit einem romantischen Beiklang.

Der Donau bescheinigt er eine „gute Wasserqualität“, was den Fluss sehr fischreich mache. „Mal beißt an meiner Spinnangel ein Flussbarsch, ein Hecht oder eine Aitel, mal ein Zander oder ein Waller an.“ Letzterer misst in der Donau schon mal zwei Meter und mehr –– und macht mit der leichten Angelausrüstung kurzen Prozess.

Jener Abend des 26. Dezember aber wird ihm auf ewig in Erinnerung blieben: „Ich wollte einfach noch mal raus an die Luft und mein Glück versuchen“, sagt Bettstetter. „Da es schon sehr kalt geworden war, wusste ich, dass es das letzte Mal für 2014 sein wird.“ Vier Stunden lang tat sich an der Angel gar nichts – und die Finger von Marcus Bettstetter waren ebenso wie die Zehen schon tüchtig am Frieren. Sogar die Angelschnur schien vor lauter Frost schon zu protestieren.

„Finster war es nun auch schon und im nächsten Schneeschauer beschloss ich, dass eine heiße Dusche und ein heißer Grog nun doch viel attraktiver sind, als meinen Gummifisch weiter durch die scheinbar fischfreie, dunkle Donau zu ziehen“. Beim Wurf aber spürte Marcus Bettstetter einen scharfen Ruck in der Rute – und setzte reflexartig den Haken. „Nach einer Sekunde war klar, da hängt jetzt ein Fisch dran – endlich! Mir wurde sehr schnell klar, dass das kein kleiner Fisch sein kann, da er kaum zu bewegen war und konstant einige Meter Schnur von der Rolle zog.“

Während ihm das Adrenalin durch den Körper rauschte, hoffte er sehr, dass alles gut geht, der Haken hält, sich die Schnur nicht im Geäst verhängt und dass er den Fisch wenigstens zu sehen bekommt. Der Fisch ging zum Glück nicht flöten, peitschte aber heftig mit dem Schwanz um sich. Ob das nicht ein Waller war?

Als sich ein heller Umriss an der Wasseroberfläche bemerkbar machet, blieb Bettstetter fast das Herz stehen. „Ein unglaublich großer Zander! Jetzt bloß nichts mehr falsch machen“, ging es ihm durch den Kopf. Schließlich bekam er den Fisch mit der Hand zu fassen und zog ihn ans Ufer.

„Erstmal einen Schnaps trinken“

„Im Schein meiner Stirnlampe lag auf einer dünnen Schneeschicht der größte Zander, den ich je gesehen habe“, überrumpelte es ihn förmlich. Nachdem er das stattliche Tier mühsam nach Hause geschleppt hatte, kamen einige Freunde zu Besuch. Gemeinsam begutachten sie den Fang: In der Tat, der Zander war 105 Zentimeter lang und wog 13 Kilo. „Sowas hatte keiner von uns je gesehen und das erforderte erst mal ein paar Schnaps“, lächelt Bettstetter. „Ich habe in meinem Leben schon andere tolle Fische erwischt, aber dies ist und bleibt wohl der Fisch meines Lebens.“ Nur wo er den kolossalen Zander genau gefangen hat, das soll weiter sein Geheimnis bleiben.