MZ-Serie
Der letzte Applaus kam viel zu früh

Bayerische Originale: Er war Amtsrichter Wunder und Bruder Barnabas: Erich Hallhuber konnte jeden an die Wand spielen.

18.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:02 Uhr
Erich Hallhuber (l.) war in vielen TV-Serien dabei, auch im „Tatort“ (zusammen mit Florian Fischer). −Foto: Bavaria Film/Rolf v. d. Heydt

Die runde Nickelbrille war sein Markenzeichen. Erich Hallhuber konnte allein mit einem Blick über den Brillenrand einer Figur Charakter geben. Als Schauspieler war er ein Meister der feinen Nuancen. Dass er sein Handwerk beherrschte, verdankte er nicht nur einer erstklassigen Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München, sondern auch seinem Naturtalent. Er liebte die Bühne, populär machten ihn aber Fernsehserien wie das „Café Meineid“ oder die „Löwengrube“.

Erich Hallhuber ist ein echter Münchner Bub: Am 14. Juli 1951 wird er geboren, der Wiener Platz in Haidhausen ist sein Zuhause. Er wächst behütet auf und genießt es, Einzelkind zu sein: Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel – alle verwöhnen ihn. Hallhubers Mutter ist eine hervorragende Pianistin, sein Vater arbeitet bei einer Versicherung und studiert nebenbei Operngesang. Hallhubers Showtalent zeigt sich früh, schon als Bub veranstaltet er in der elterlichen Wohnung Aufführungen, kümmert sich dabei um die passende Beleuchtung und bastelt Eintrittskarten.

Karrierestart in Köln

Nach dem Abitur und der Schauspielausbildung hat er 1974 sein erstes Engagement in Köln. Dort schließt er mit Schauspielkollege Miroslav Nemec Freundschaft, sie hält ein Leben lang. Mehr als 25 Jahre später ermittelt Nemec als „Tatort“-Kommissar Ivo Batic gegen Hallhuber. 1979 kehrt Hallhuber als Staatsschauspieler nach München zurück. Er beherrscht das klassische Fach, spielt Brecht, Molière, Shakespeare und Nestroy – seinen Lieblingsdramatiker. „Er war ein Intellektueller, immer sehr kritisch und sehr genau“, erzählt Schauspielerin Rita Russek, die mit Hallhuber lange Jahre eng befreundet ist, einmal im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. In den 1980er Jahren ist sie in „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergmann auch Hallhubers Bühnenpartnerin. Mehr als hundert Gastspiele geben die beiden. In München sind Hallhuber und Russek jahrelang Nachbarn.

In persönlichen Dingen ist Erich Hallhuber verschlossen. Er hat wechselnde Beziehungen, sein Sohn Fabian wird 1990 geboren. Er ist heute ebenfalls Schauspieler. Viel Zeit verbringen die beiden nicht miteinander. Erich Hallhuber ist ein unruhiger, zerrissener Mensch. Zum Ausgleich spielt er Klavier, vor allem aber braucht er seine Freiheit. „Zu enge, zu lange und zu dichte Beziehungen waren nicht sein Fall“, sagt Rita Russek. Lieber steigt Hallhuber allein in sein kleines Flugzeug: „Ein wunderbares Gefühl“, schwärmt er einmal.

Barnabas mit eigenem Kopf

Das Ende kommt abrupt: Am 21. September 2003 wird Erich Hallhuber leblos in seiner Münchner Wohnung gefunden. Da ist er schon einige Tage tot. Erst später ist die Ursache ermittelt: ein epileptischer Anfall, vielleicht eine Folge seiner schweren Migräne. Der Schauspieler wird nur 52 Jahre alt. „Er war ein unglaublich ernsthafter, perfekter, an sich selbst hohe Ansprüche stellender Schauspieler“, lobt ihn sein Freund Christian Ude am Grab.