Kirche
Im Bistum Passau grummelt es gewaltig

Nach einem Jahr als Bischof steht Stefan Oster in der Kritik. Er selbst sieht das anders – und bleibt konservativ.

25.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Der neue Bischof von Passau, Stefan Oster, bei seiner Amseinführung. Ein Jahr später steht er in der Kritik. −Foto: dpa

Ein Jahr nach der Amtseinführungvon Bischof Stefan Oster grummelt es in Teilen des Bistums Passau. Die große Begeisterung des Anfangs ist hier und da einer Ernüchterung gewichen. Nach Informationen der Passauer Neuen Presse (PNP) ist die Enttäuschung über den als konservativ empfundenen Oberhirten in einzelnen Pfarreien mittlerweile so groß, dass man dort nicht mehr bereit ist, auf das zu hören, was „aus dem Ordinariat kommt“.Demnach sollen auch Sätze gefallen sein wie „Wir machen unser Ding alleine – Volkskirche, das sind wir.“

Im PNP-Interview wollte Bischof Oster solche Aussagen nicht rundheraus bestätigen: „Das wird mir nicht so vorgetragen, vor allem nicht von der Mehrheit der Mitbrüder oder der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Sollte jemand wirklich so denken, betonte Oster, „müsste man ja gewissermaßen eine Spaltungstendenz unterstellen“.Das aber habe „keine Zukunft“. Einem„Irrglauben“ sitze auf, wer meine, durch eine Haltungsänderung der katholischen Kirche bei sogenannten Reizthemen könne eine positive Veränderung erreicht werden: „Wenn wir morgen Frauen an den Altar stellen, Homosexuellen-Paare segnen, wiederverheiratet Geschiedenen die Kommunion geben, den Zölibat aufheben, Sexualmoral liberalisieren, dann ist übermorgen noch nicht einer mehr in der Kirche, weil er Jesus mehr liebt.“ In diesen Fragen stehe das Evangelium „einfach quer zum Geist der Zeit“.

Bischof Oster beteuerte dennoch, die Kirche müsse „Themen ernstnehmen, die den Leuten auf den Nägeln brennen“. Dazu gehören auch die Fragen, die vom zweiten Teil der Vatikanischen Familiensynode im Herbst behandelt werden sollen. Oster bekräftigte dabei seine Auffassung, dass er wenig Änderungsmöglichkeiten in Sachen wiederverheiratete Geschiedene sehe. Zudem habe er bei seinen deutschen Bischofskollegen „derzeit auch den Eindruck, dass sie ihre Hoffnungen herunterschrauben, was die Familiensynode angeht“. Beim ersten Teil der Synode im vergangenen Jahr sei die Stimmung noch sehr optimistisch gewesen, „doch jetzt merken viele, glaube ich, dass das alles nicht so einfach ist.“

Nachholbedarf sieht Oster beim Umgang der Kirche mit Sozialen Netzwerken. Er selbst istauf Facebook unterwegsund habe die Erfahrung gemacht, dass er „ein paar Tausend Zugriffe“ erhalte, auch wenn er lange Texte und Predigten einstelle. Er sieht das zwar nicht als „Allheilmittel“, aber: Die Arbeit der Kirche mit Sozialen Netzwerken „darf ruhig offensiver werden, und es ist auch mein Anspruch, zu sagen: Wir haben eine Botschaft, und eine Botschaft muss in die Welt, und die darf auch erklärt werden.“Zu seiner ungewöhnlichen Wohngemeinschaft, in der er lebt, sagt Oster:„Ja, das ist sehr schön, ich fühle mich sehr getragen. Es ist ja ein Experiment: Vier Leute aus völlig unterschiedlichen Hintergründen versuchen da, ihr Leben zusammenzuschmeißen und das gemeinsam hinzukriegen, aber es läuft erstaunlich gut.

Der Salesianerpater Stefan Oster war fast genau vor einem Jahr, am 24. Mai 2014, zum Bischof geweiht worden.