Schmierkuchen als Kirchweih-Genuss

Oberpfälzer Spezialität versüßt bis heute vielen den Festtag.

18.10.2009 | Stand 16.09.2023, 21:08 Uhr
Judith Kumpfmüller

Zum Brauchtum gehörten in Altbayern von jeher auch kulinarische Genüsse. Kein Wunder also, dass es eine Vielzahl regionaler Spezialitäten gibt, die oft nur auf engem Raum bekannt sind. Während z.B. in den meisten Teilen Altbayerns eine richtige Kirchweih ohne Schmalzgebäck – also ohne Kiachl – gar nicht denkbar wäre, gibt es in der nördlichen Oberpfalz eine ganz eigene süße Kirchweihspezialität: den Oberpfälzer Schmierkuchen.

Mit Rosinen und Safran

Nur in einem Gebiet etwa 30 Kilometer um Weiden herum ist dieser Fladenkuchen aus Hefeteig bekannt. In Neustadt an der Waldnaab wird an Kirchweih alljährlich die „Neustätter Dotschkirwa“ gefeiert, bei der es den Oberpfälzer Kirwadotsch oder Kirwakuchen in verschiedensten Varianten gibt. Die Bezeichnung Dotsch kommt vermutlich von datschen, zusammendatschen, denn der Teig wird erst plattgedrückt und dann weiterverarbeitet. Entweder als Schmierkuchen mit Quarkschmiere, Griesschmiere oder als böhmischer Kleckselkuchen wird er dann zur Kirchweih gebacken.

Der traditionelle Oberpfälzer Schmierkuchen besteht aus einem flachen Hefeteig, auf den eine süße Grießmasse aufgestrichen wird. Vor allem in den ärmeren Gegenden kam früher während des Jahres oft ein Mehlschmierkuchen auf den Tisch, ein für heutige Begriffe etwas armseliger Kuchen, nur mit einer Mehlschmiere und etwas Rahm bestrichen. Doch zu Kirchweih musste es schon eine Grießschmiere sein, da ließ sich keine Hausfrau lumpen. In die Grießmasse kamen noch Rosinen und Safran – für die schöne gelbe Farbe.

Jeder bekam früher ein Stück

Neben der traditionellen Grieß- oder Quarkmasse findet man heute auf dem Oberpfälzer Schmierkuchen auch eine Apfel-, Butter-, Mohn-, Nuss- oder Zwetschgenschmier. Gebacken wurden Kirchweihkuchen früher im Brotbackofen, wer keinen eigenen hatte, brachte seine Kuchen zum Nachbarn. „Das war eine ganz schöne Schinderei“, erinnert sich eine ältere Oberpfälzerin: „Bis zu 20 Kuchen hab ich als Kind immer zum Nachbarn den Berg rauftragen müssen.“ Unmengen von Kirwakuchen wurden da in den Familien gebacken, schließlich kam ja die ganze Verwandtschaft zu Besuch und es war Tradition, dass jeder etwas mit nach Hause bekam.

Noch heute würde keine Oberpfälzer Hausfrau wegen einem Schmierkuchen das Backen anfangen. Mindestens sechs oder sieben Stück müssen es schon sein. Und da die alten Backöfen rar geworden sind, werden die Kirwakuchen heute zum Bäcker gebracht, wo die überaus süßen Kuchen dann in wunderschöner goldgelber Farbe aus dem Ofen kommen.