MZ-Serie
BMW-Erbin verliebte sich in Regensburg

Susanne Quandt lernte als Praktikantin den Oberpfälzer Standort kennen – und traf in der Kantine den Mann fürs Leben.

29.11.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Susanne Klatten ist eine der reichsten Frauen der Welt. Ihre in Regensburg gefundene Liebe hielt auch der Gigolo-Affäre stand. −Foto: dpa

Am Ende des Märchens von Aschenputtel heiratet der Prinz bekanntlich eine arme Magd. Nachdem in Deutschland die Demokratie ausgebrochen ist (außer im „Fürstentum Regensburg“) ist das nicht mehr ganz zeitgemäß. Und im Zeichen der Gleichberechtigung geht’s auch anders herum. Da führte die Erbin eines Milliardenvermögens einen vergleichsweise armen Angestellten aus dem Industrieimperium, das ihr dereinst einmal zu großen Teilen gehören wird, zum Traualtar – standesgemäß im Nobelort Kitzbühel.

„Möblierter Herr“ zur Untermiete

So geschehen im Jahre des Herrn 1990. Warum dies der WOCHE eine Titelgeschichte wert war? Die Braut war die BMW-Erbin Susanne Quandt und der Bräutigam der Leiter der Logistikabteilung im Werk Regensburg mit Namen Jan Klatten. Ein Name, der über 20 Jahre später in einem Erpressungsfall Schlagzeilen machte, in dem die Quandt-Erbin das Opfer war. Damals, Ende der 80er Jahre durchwanderte die junge Frau unter dem Namen Susanne Kant sämtliche Abteilungen des Werkes, das ihr dereinst einmal gehören sollte. Dabei lernte sie den hochaufgeschossenen, durchtrainierten blonden Jan Klatten kennen, der als „möblierter Herr“ zur Untermiete in Regensburg wohnte. Den einzigen Luxus, den sich der Abteilungsleiter leistete, war eine Mitgliedschaft im Golf- und Land-Club.

Im Regensburger Werk wusste niemand, wer die Praktikantin in Wirklichkeit war, und auch der spätere Ehemann hatte wohl keine Ahnung, in wen er sich da verliebt hatte. Denn Susanne Kant gab ihm ihren richtigen Namen erst preis, als sie der festen Überzeugung war, den Richtigen gefunden zu haben, der sie um ihrer selbst liebte und nicht wegen ihres Geldes.

Als damals feststand, dass das Paar zusammenbleiben würde, kündigte Jan Klatten bei BMW. „Im Werk hat das keiner registriert“, erzählte der damalige Pressesprecher Dr. Rudolf Ebneth der WOCHE. Schließlich stand in dem Kündigungsschreiben nicht als Grund: „Hochzeit mit der BMW-Erbin“. Die Ehe hielt später stürmischen Zeiten stand. Denn auch nach der Affäre von Susanne Klatten mit dem Schweizer Gigolo und Erpresser Helg Sgarbi blieb das Paar zusammen. Die Unternehmerin machte damals den Seitensprung öffentlich, als der Gigolo sie mit Fotoaufnahmen um immer mehr Geld erpresste. Sieben Millionen zahlte die BMW-Erbin, als Sgarbi weitere 14 Millionen Euro wollte, ging die öffentlichkeitsscheue Klatten zur Polizei. „Ihre Liebe hat alles überdauert“, schrieb die „Bunte“ später auf ihrer Online-Seite zur Aussöhnung des Ehepaars. Helg Sgarbi wurde zu einer Haftstrafe verurteilt. Seit 2014 ist er wieder auf freiem Fuß.

Eine der reichsten Frauen der Welt

Heute gehört Klatten zu den reichsten Menschen der Welt. Ihr Vermögen wird auf ungefähr 16,8 Mrd. US-Dollar geschätzt. Sie ist damit auf Platz 54 der Forbes-Liste 2015 und auf Platz 6 der reichsten Menschen Deutschlands.