MZ-Serie
Immer ein Ohr für neue Musik

Aron Strobel von der Münchener Freiheit liebt Gitarren – und Oldtimer. Ideen für das nächste Album gibt es bereits ebenfalls.

05.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr
Alois C. Braun

Mit der Münchener Freiheit hatte er schon zahlreiche Hits: Aron Strobel.Foto: Hello Concerts

Allein schon durch den Namen ist die Münchener Freiheit der Inbegriff einer Münchener, einer bayerischen Band. Hits wie „Ohne Dich“, „Solang man Träume noch leben kann“ oder „Tausendmal Du“ haben sich zu Evergreens entwickelt und bescheren der Band bis heute eine breite Fanbasis. Gründungsmitglied Aron Strobel kam 1977 nach München und war auch als Songwriter an alle großen Hits beteiligt.

„Für ‚Solang man träume noch leben kann‘ schrieben wir damals auf dem Flug nach London noch die letzte Textzeile“, erinnert sich der Gitarrist. Der Song wurde mit großem Orchester arrangiert und aufgenommen und zu einem der größten Hits. „Die Aufnahmen waren schon spektakulär. Es existiert aber auch eine nur mit Band instrumentierte Version. Ursprünglich war kein so großer Aufwand geplant.“

Mit dem Gitarrespielen angefangen hat der heute 59-Jährige vor seiner Münchener Zeit im Alter von elf Jahren. „Davor habe ich halt das für Kinder Übliche gespielt: Melodica und Mundharmonika“, erzählt er. Bald hatte er die ersten Mitmusiker, spielte auf Stadt- und Schulfesten.

Band ist wie eine Zweitfamilie

„Eine Band war damals für mich eine Zweitfamilie“, erklärt er seine Einstellung zum Musikmachen. Die Eltern hatten ihm zwar eine Gitarre gerne gekauft, wollten aber „so etwas wie ‚Der Dritte Mann‘ hören und nicht Led-Zeppelin-Riffs.“ Allerdings blieb ihnen die Passion ihres Sohnes nicht verborgen – und sie sind schon lange stolz auf seinen Erfolg.

Eigentlich war Aron Strobel ja zum Studieren nach München gekommen. „Die Musik war aber mein Lebensinhalt“, sagt er. Mit Callgirl hatte er 1977 die erste englischsprachige Band, und das Studium geriet weiter ins Abseits. „Meine Eltern hatten mich zwar finanziell unterstützt, aber das Geld auch nicht in den Rachen geschoben. Wenn ich einen neuen Verstärker brauchte, dann musste ich dafür jobben.“

Er erinnert sich gut an die Musikszene der damaligen Zeit: „Man konnte noch zum Besitzer von Live-Clubs wie dem Marienkäfer oder dem Rigan Club gehen und sich mit einer Musikkassette für einen Auftritt bewerben. Leider ist diese Szene etwas abgestorben in der Zwischenzeit.“

Rutschige Zeiten in Schwabing

Ebenfalls in Erinnerung blieb ihm der Auftritt im Vorprogramm der damals erfolgreichen Band „The B-52’s“ im Schwabinger Bräu. Er grinst: „Das war die Zeit, als die Leute in Konzerten ihre Sympathie durch spucken auf die Bühne zeigten. Man musste aufpassen, denn es wurde ganz schön rutschig.“

Strobel und Sänger Stefan Zauner wohnten damals in der Nähe der Münchener Freiheit in Schwabing. Dort waren beide oft, und so kam es auch zu diesem Bandnamen. Die Zusammenarbeit war fruchtbar: „Wir schrieben am Chinesischen Turm oder nachts im Licht einer Textkerze unsere Songs.“ Später zogen beide für einige Jahre nach Ibiza, arbeiteten dort erfolgreich weiter. Zauner verließ die Band 2011 – kein überraschender Abschied: „Stefan war schon länger mit dem Leben auf Tournee nicht mehr zufrieden und wollte einfach neue Sachen machen. Ich dagegen spiele gerne die alten Hits, denn das Erlebnis im Konzert lässt sie immer wieder anders klingen. Die Trennung verlief aber absolut harmonisch.“

Aron Strobel legt weniger Wert auf die stilistische Zuordnung seiner Musik. „Anfangs waren wir sicher etwas rockiger, dann wurde es poppiger, und wenn es jemand Schlager nennt, ist das auch in Ordnung. Den Leuten soll die Musik Freude bereiten. Groß wurden wir ja zur Zeit der Neuen Deutschen Welle, obwohl wir nicht wirklich dazu gehörten. Uns half das aber insofern, als dass plötzlich deutsche Texte etabliert waren.“

Die Begrifflichkeiten gerieten jedoch weiter durcheinander: „Als wir mit englischen Übersetzungen unserer Songs bei ‚Top Of The Pops‘ auftraten und in mehreren Ländern an der Spitze der Charts standen, nannte man es plötzlich internationale Popmusik“, erzählt er. „Was doch die Sprache ausmacht.“

Sein eigener Musikgeschmack ist breitgefächert. „Wenn ich etwa italienisch koche, dann höre ich gerne eine Oper. Ansonsten ist von Zarah Leander über die Red Hot Chili Peppers bis zu Genesis und Yes alles dabei.“ Auch das Radio läuft oft, um zu hören, was gerade angesagt ist.

Strobel hat einen 14-jährigen Sohn und im Bezug auf die Musik einen festen Vorsatz: „Ich will immer ein Ohr für die Kids haben und nie so alt werden, dass ich die Musik meines Sohnes nicht mehr verstehe.“ Zu präsent sind noch die Erinnerungen an die eigene Jugend, als Hardrock auf wenig Verständnis bei seinen Eltern stieß.

50 Gitarren und ein paar Oldtimer

Instrumental sieht er sich als „Lied-Gitarrist“, bei dem die Melodie im Mittelpunkt steht. „Es ist nichts für mich, irgendwelche Scales einfach rauf und runter zu knattern“, sagt Strobel und lacht. Gute Gitarristen gebe es aber jede Menge, man müsse nur mal auf Youtube stöbern. In knapp 40 Jahren haben sich etwa 50 Gitarren bei ihm angesammelt. Aktuell spielt er am liebsten Modelle der deutschen Firma „Duesenberg“. Aber auch Oldtimer haben es ihm angetan. „Mein Vater war Rennfahrer und hatte eine Werkstatt. Deshalb habe ich wohl auch etwas Benzin im Blut“, erzählt er. Vor allem englische Autos stehen bei Aron Strobel hoch im Kurs: „Ich habe mehrere alte Jaguar, darunter einen 1965er E-Type, mit dem ich damals auch zu einem Auftritt nach Regensburg fuhr.“

Etwa 30 Konzerte gibt die Münchener Freiheit pro Jahr. Auch neue Alben kommen regelmäßig auf den Markt. Derzeit tourt die Band mit der CD „Schwerelos“. Alle Musiker schreiben Songs und nehmen Demoversionen in den eigenen Studios auf. Demokratisch werden dann die passenden Lieder für eine anstehende Veröffentlichung ausgesucht.

Strobels Idee für das nächste Album: „Mir schwebt vor, dass wir ausschließlich Songs draufpacken, die sich auch als Single eignen. Das müsste dann eine richtig gute Scheibe werden.“

In einer Serie stellt die MZ auf dieser Seite stellt die Mittelbayerische Künstler vor. Einige der Künstler treten live im Verlagsgebäude des Mittelbayerischen Medienhauses auf. Das nächste Konzert bestreitet der Würzburger Country-Sänger Markus Rill am Mittwoch, 19. Juli.

Die MZ-Kantine ist ein besonderes Dankeschön an treue Leser, die im Besitz einer MZ-Clubcard sind. Wer Markus Rill live erleben will, schreibt an gewinnspiel@mittelbayerische.de –oder ruft an unter 01379 / 885813 (0,50€/Festnetzanruf; Mobilfunk ggf. abweichend).

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