Das Gewicht von zwei Waschmaschinen zu stemmen, ist kein Waldspaziergang – aber für Günther Scherbl gehört das zum Feierabendprogramm. Nach den ersten Aufwärmübungen liegt der 35-jährige Baggerfahrer auf der Hantelbank und blickt mit schweißgetränkter Stirn hoch auf seinen Mentor. „Gespielt wird später, jetzt wird trainiert“, sagt der und Scherbl holt noch einmal Luft.
170 Kilo wiegen die Bleiringe an der Langhantel und der Schützling drückt sie ein letztes Mal von der Brust nach oben. Eiserne Disziplin und Ausdauer braucht es, damit die Muskelgruppen glänzen und in den Augen seines Trainers hat sich Scherbls Schweiß ausgezahlt: „Mit 73 Kilo Körpergewicht stemmt der Günther bereits auf internationalem Turnierniveau“, erklärt Michael Marquardt mit stolzer Miene. „Das macht mich glücklich –wenn ich das Produkt meiner Arbeit sehe.“
Pumpen ohne Schnickschnack
„Discopumper haben bei mir schlechte Karten“Michael Marquardt, Fitnesstrainer aus Treffelstein
Vier Mal die Woche pilgern Günther Scherbl und Michael Frizler aus Cham in die heiligen Hallen von Marquardt, die sich fernab von all den schillernden Fitness-Tempeln unter einem Wirtshaus in Steinlohe befinden. „Bavaria Fitnessstudio“ heißt die versteckte Trainingsstube, in der Marquardt die Muskeln noch so schmiedet, wie zu Zeiten des jungen Schwarzeneggers: ein Kraftturm, die Liegebank fürs Stemmen und das wichtigste, tonnenweise Blei. „Wer wirklich Muckis will, braucht keine Displays und digitalen Schnickschnack. Deswegen nehmen wir hier noch die alten Trainingsgeräte aus den Neunzigern her“, erklärt Marquardt seine Trainingsphilosophie. Von elektronischen Wunderkuren, Flatscreens und überfüllten Laufbändern in modernen Fitnessstudios hält der Kraftsport-Guru wenig – und entsprechend streng erfolgt auch die Auswahl seiner Schützlinge.
Bezahlt wird mit Schweiß
Lesen Sie hier: Ein kleiner Laden im Container auf dem Chamer Kaufland-Parkplatz ist ein Treffpunkt für die Kraftsportler der Region.
Weitere Meldungen aus dem Landkreis Cham finden Sie hier.
Aktuelle Nachrichten von mittelbayerische.de auch über WhatsApp. Hier anmelden:http://www.mittelbayerische.de/whatsapp
Motivation: Unter seinen Schützlingen hat Marquardt den Spitznamen „der Schinder“.
Kraftbrüder: Wirt Alfred Reichenberger (r.) ist Betreiber des Bavaria Fitnessstudios.
Old School: Beim Training schwört Marquardt auf das alte Equipment aus den Neunzigern.
1986 wurde Michael Marquardt internationaler Meister beim Kraftsportdreikampf DDR – Tschechoslowakei – Ungarn. Bis heute trainiert der Rentner im Studio. Foto: M. Gruber
