Geschichte
Der Trenck macht weiter Schlagzeilen

Weil die Mumie nach 100 Jahren den Daumen wieder bekommt, wird eine Sensation gewittert. Der Trenck-Experte weiß es besser.

15.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr
Die in Brünn liegende Mumie des Freiherrn von der Trenck hat seinen im 19. Jahrhundert entfernten Daumen zurückerhalten. −Foto: dpa

Einen „Überraschungsfund“nennt es dpa, „einen Zufallsfund“ andere Medien. Die Rede ist vom abgetrennten Daumen der Mumie des Freiherrn von der Trenck. Der im Brünner Stadtmuseum wiederentdeckte Daumen ist jetzt wieder mit der Mumie des Freiherrn vereint worden, die in der Kapuzinergruft in Brünn liegt.

Aber ein „Überraschungsfund“ oder gar eine Sensation ist das nicht. Da ist sich der Waldmünchner Trenck-Experte und Museumsleiter Karlheinz Schröpfer sicher. „Als ich das mit dem Daumen gehört habe, habe ich gelacht“, sagt Schröpfer. „Das mit dem Überraschungsfund ist wirklich übertrieben“, versichert der Trenck-Experte. Er selbst habe den Daumen bei einer Ausstellung 1999 in Brünn gesehen und fotografiert.

„Als ich das mit dem Daumen gehört habe, habe ich gelacht.“Karlheinz Schröpfer

„Ich hätte nie gewagt...“

Seit dem Gespräch mit unserer Zeitung kann er das nicht nur durch eigene Aufnahmen beweisen, sondern auch durch einen Zeitungsausschnitt aus Tschechien von 1999, der den Daumen Trencks in Zusammenhang mit einer Ausstellung auf der Feste Spielberg in Brünn zeigt. Den Ausschnitt vom 21. Mai 1999 entdeckte Schröpfer zufällig wieder, als wir für das Gespräch zu diesem Artikel in seinem Archiv blätterten. Schröpfer: „Ich hätte nie gewagt, dpa zu widersprechen, wenn ich nicht den Gegenbeweis hätte antreten können.“

In einem dicken Leitzordner hat er Zeitungsausschnitte, Prospekte und Aufnahmen verwahrt, die sich mit der Ausstellung in Brünn beschäftigten. Die Ausstellung, zu der Schröpfer etliche Exponate beitragen konnte, war im übrigen auch der Anlass zur Museumspartnerschaft der Waldmünchner mit Brünn. Auf unsere Nachfrage bei dpa, sagte eine dortige Mitarbeiterin, dass der Daumen bei einer gerade laufenden Computertomographie der Mumie Trencks zugeordnet werden konnte. In diesem Zusammenhang kam es zu der Rückführung des Daumens.

Wie der Daumen in das Stadtmuseum von Brünn gekommen ist, kann sich Schröpfer nicht erklären. Er vermutet aber, dass dies in Zusammenhang mit der Umbettung der Leiche 1872 geschehen sein wird. Ursprünglich lag die Mumie nämlich nicht in einem gläsernem Sarg, sondern Trenck hatte im Testament verfügt, in Mönchskutte in eine einfache Gruft gelegt zu werden.

Wunsch nach dem Tod erfüllt

Dieser Wunsch wurde nach dem Tod am 4. Oktober 1749 in Brünn auch so erfüllt. Am 4. Oktober 1872, also über 120 Jahre später, wurde Trenck allerdings in den Metall- und Glassarg umgebettet. Wiederum rund 140 Jahre später, nämlich 2017, hat die Mumie des Freiherrn auch wieder ihren seit 1872 fehlenden Daumen.

Warum sich der Freiherr und berühmte Befehlshaber wie ein Kapuzinermönch beerdigen lassen wollte, darüber kann man nur spekulieren. Schröpfer glaubt nicht, dass das mit später Reue des seit über einem Jahr in Festungshaft sitzenden Pandurenoberst zu tun hat. Vielmehr vermutet Schröpfer, dass Trenck seinen Tod ganz bewusst geplant und inszeniert hat, um sich für Haft und die Einziehung seiner Güter zu rächen. „Eine Trotzreaktion“, nennt es Schröpfer.

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Das Buch aus dem Jahr 1983

Warum der Daumen in den 1870er Jahren entfernt wurde und letztlich ins Museum der Stadt Brünn kam, lässt sich ebenfalls nicht mehr klären. Laut dpa spekuliert der Brünner Museumsleiter und Archäologe Petr Vachut, dass Diebe den Daumen und einen Rosenkranz gestohlen oder aus mystischen Gründen mitgenommen haben könnten. Letzteres schließt Schröpfer aber als unwahrscheinlich aus. Ihm sei kein Kult um Trenck oder seine Mumie bekannt.

„Ich hätte nie gewagt, dpa zu widersprechen, wenn ich nicht den Gegenbeweis hätte antreten können.“Karlheinz Schröpfer

In den nächsten Jahren will Schröpfer sein großes Wissen um Trenck und um die legendäre Katharina Schwab noch zu Papier bringen. Deswegen wolle er 2018 auch die Leitung des Museums und den Vorsitz des Museumsvereins niederlegen. Dann habe er auch den Freiraum, um noch die Buchprojekte zu vollenden, die er im Kopf habe. Dazu gehöre auch ein Buch über den Ortsteil Höll. Bis dahin müssen wir uns mit einem kleinen, aber immer noch aufschlussreichen Buch begnügen, dass Schröpfer ganz am Anfang seiner 40-jährigen Beschäftigung mit Trenck schrieb, seinem 1983 beim Mittelbayerischen Verlag erschienen „Obrist Trenck“.

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