Debatte
Erfahrung aus 2002 schützt Cham ab 2021

Bürger und Planer diskutieren Funktion des zweiten Hochwasser-Bauabschnitts in der Kreisstadt. Die Planung liegt im Zeitplan.

05.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr
Hans Schmelber

Lektion gelernt: Anhand des Chamer Hochwassers von August 2002 zeigt die Grafik das bestehende und das geplante Schutzbauwerk – und deren Norwendigkeit.Quelle: Wasserwirtschaftsamt

Zu einem „sehr frühen Verfahrensstand“, wie es Bürgermeisterin Karin Bucher am Donnerstagabend im Langhaussaal der Stadt Cham ausdrückte, hatte die Stadt zur Bürgerversammlung gebeten. Über den geplanten Hochwasserschutz für den Bereich Stadellohe und Quadfeldmühle sagte Alfons Lerch vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg, dass im Moment das Wichtigste die sogenannten Untergrundaufschlüsse sind: „Erst wenn Bohrungen und Bodenuntersuchungen abgeschlossen sind, kann man ins Detail der Planung und Ausführung gehen“, sagte Lerch. Die sind allerdings erst frühestens zum Monatsende fertig.

Millionenkosten für die Stadt

„Träger der Baumaßnahme ist der Freistaat Bayern“, sagte Bürgermeisterin Karin Bucher und hielt einen kurzen Rückblick auf das bisherige Geschehen. Die ersten Planungen begannen 2008 und schon damals stand Dringlichkeitsstufe drei fest. „Der Freistaat fordert die Beteiligung die Kommunen an der Finanzierung der Maßnahmen und obwohl die Stadt jetzt nur noch rund 35 Prozent der Kosten übernehmen muss, kommt unter dem Strich ein Millionenbetrag heraus“, so Karin Bucher.

„Es wurden auch schon Gespräche mit den Anliegern geführt“Karin Bucher, Bürgermeisterin der Stadt Cham

„Es wurden auch schon Gespräche mit den Anliegern geführt“, erklärte die Bürgermeisterin und brachte das Thema Drittbetroffenheit zur Sprache. Das bedeutet, dass keinem Dritten durch den Bau des Hochwasserschutzes Nachteile entstehen dürfen. Das bestätigte auch Alfons Lerch, der auch den Bau des Drachensees in Furth im Wald betreut hat. Er zeigte ein Bild vom Hochwasser 2002 in Cham, auf dem der bereits erfolgte Bauabschnitt eins am Floßhafen und der jetzt geplante Bauabschnitt zwei eingezeichnet waren.

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Betrug in Abschnitt eins die Baulänge rund 700 Meter, so wird jetzt eine gut 2000 Meter lange Mauer gebaut werden. Diese Mauer kann aber aus Gründen von Wegen und Straßen nicht durchgehend gebaut werden. Die offen gelassenen Abschnitte müssen dann später im Ernstfall durch mobile Hochwassersperren geschlossen werden, die vom Bauhof der Stadt eingebracht werden. Alfons Lerch erklärte das Bauwerk im Detail, betonte aber immer wieder, dass alles nur Entwurf ist, weil erst die Bodenuntersuchungen genauen Aufschluss geben können. Fest steht, dass die Mauer entsprechend dem Gelände unterschiedlich hoch sein wird und von einem Unterhaltungsweg begleitet wird, der direkt neben der Mauer verläuft.

Unterschied von Deich und Damm

Befürchtete die Bürgermeisterin zunächst, dass Cham praktisch wie im Mittelalter von einer Art Stadtmauer umgeben wird, war sie nach ihren Worten nach dem Vortrag Lerchs „erleichtert“, weil die geplante Mauer mit möglichen Wandmatrizen gestaltet wird und durch Bepflanzung und Bodenerhöhungen den befürchteten Anblick verliert. Der Abteilungsleiter erklärte auch die Abflussverbesserungen die notwendig werden, damit das Hochwasser möglichst schnell abfließen kann und stellte auch drei dazu benötigte Pumpwerke vor. Auch die Verkehrsführung bei Hochwasser wurde angesprochen. Die Straße stadteinwärts wird beim Parkplatz Netto gesperrt. Dafür kann der Verkehr über die Fleischtorbrücke und die Abzweigung Richtung B 20 Richtung Furth weitergeleitet werden.

War bisher bei den Planungen ein sogenanntes Jahrhunderthochwasser in Bayern aktuell, geht man mittlerweile schon weiter und plant mit 300, 500 und 1000 Jahren, informierte Lerch. Er klärte die Zuhörer auch über den Unterschied von einem Deich (nur bei Hochwasser) und Damm (dauernd von Wasser umgeben) auf: Laut Lerch benötige ein Deich eine Kronenbreite von drei bis fünf Metern und sei deshalb nicht besonders geeignet. Abschließend erläuterte Lerch die weiteren Planungsschritte. Befragt zu den Kosten, ist sich der Vertreter des WWA sicher, dass die höher sein werden als im Abschnitt eins.

Anrainer scheinen zufrieden

Karin Bucher bedankte sich abschließend beim Referenten für den ausführlichen Vortrag und leitete über zu Fragen aus dem Publikum, deren wichtigste war, wie lange die Baumaßnahme für den Bauabschnitt zwei wohl dauern werde. Das konnte Lerch nicht definitiv beantworten – er gehe aber von gut zwei Jahren aus.

Abschließend galt der Dank von Alfons Lerch den Anliegern, die sich in sachlich geführten Gesprächen sehr aufgeschlossen zeigten. Das stimmte den Vertreter der Behörde zuversichtlich, dass man ohne gerichtliche Auseinandersetzung an die Planung und die Ausführung des Bauabschnittes gehen kann. Alfons Lerch vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg, Planer des Ðrachensees, ist nun für Bauabschnitt II des Chamer Hochwasserschutzes verantwortlich.

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