Wirtschaft
Trüffelkontor: Lichtblick nach Insolvenz

Der Waldmünchner Unternehmer Kajetan Seuss hat Tage hinter sich, die „sich schrecklich anfühlten“. Langsam geht es aufwärts.

10.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr

Immer wieder ermöglichte Kajetan Seuss Einblicke ins Trüffelkontor wie hier Mitgliedern des BRK. Foto: wik

Hinter Kajetan Seuss liegen schlimme Feiertage. Ende Dezember hat er für sein Trüffelkontor Antrag auf Insolvenz gestellt. „Es fühlte sich schrecklich an.“ Mittlerweile weiß der Firmenchef,dessen Familie seit mehr als einem Jahrhundert in der Branche ist, „dass ich das Richtige getan habe“. Mehr noch: Seuss sieht Licht am Horizont und ist sich sicher, dass es mit dem Trüffelkontor weitergehen kann.

Eine Nachricht, die auch die zwölf Mitarbeiter zuversichtlich stimmen dürfte. Drei Monate lange bekommen sie nun Insolvenzausfallgeld, das Dezember-Gehalt hat Seuss noch überwiesen, ehe er über seinen Anwalt den Insolvenzvertrag einreichte. „Es war mir wichtig, dass die Leute ihr Geld bekommen“, erklärte der Firmenchef unserem Medienhaus.

Preis fiel ins Bodenlose

Er habe schon länger gefühlt, dass „das so kommen wird“. Schließlich sei der Preis, den sein seit dem Jahr 2011 mit 13 Prozent am Unternehmen beteiligter Hauptkunde – ein Fleischwarenfabrikant – zahle, seit Jahren ins Bodenlose gefallen. Für diesen habe er Trüffel konserviert. Von ursprünglich 30 Euro pro Kilo habe er Ende Oktober nur noch 5,34 erzielt. Bei einer Menge von 17 Tonnen im Jahr, die beide Parteien vereinbart hatten, eine Menge Geld. Seuss spricht von „Erpressung“, will aber den Namen des Unternehmens nicht nennen, mit dem es die ersten beiden Jahre gut gelaufen sei.

Bis die Geschäftspartner, mit denen der Waldmünchner einst die Konditionen ausgehandelt hatte, nach seinen Angaben von heute auf morgen nicht mehr greifbar waren. In einem neuen Vertrag erhielt er bereits zehn Euro pro Kilo weniger – bei 17 Tonnen fehlten also schnell mal 170 000 Euro.

„Wir liefern sogar schon wieder aus.“Kajetan Seuss

Als er sich im Dezember die Planzahlen angesehen habe, um einen Businessplan für 2018 zu erstellen, sei klargeworden, dass es nicht mehr weiter gehen könne. Im Gegenteil: Seuss war rein juristisch gezwungen, Insolvenz anzumelden. In dem vom Amtsgericht Regensburg vorläufig bestellten Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Dr. Harald Schwartz, sieht er sich versiert beraten.

„Wir liefern sogar schon wieder aus“, teilte Seuss mit, dessen Stimmung sich seit Jahresbeginn deutlich gebessert hat. „Jetzt stehe ich schon bei 50:50“, beschreibt er seinen inneren Zustand. Am Wochenende wird er nach Japan fliegen, um sich mit einem Importeur zu treffen. Auch sonst gebe es weitere Optionen, „ich bin sicher, dass wir neue Zielgruppen erschließen können“.

Onlinehandel eingestellt

Bereits zum Jahresende 2016 hatte das Trüffelkontor, das mittlerweile unter dem Namen „Seuss finest“ agiert, den Onlinehandel an Privatkunden eingestellt. Die Gründe dafür liegen laut Kajetan Seuss allerdings in dem komplett veränderten Markt. In den ersten Jahren – eröffnet wurde das Kontor 2008 – benötigte die Firma ein Call-Center mit 14 Teilzeitkräften, um den Verkauf abzuwickeln.

Das war zu Zeiten, als der Vertrieb noch klassische Wege ging, erklärt der Waldmünchener. Heutzutage böten Bauern ihre Trüffel im Koffer direkt im Restaurant feil. „Da war für uns kein Platz mehr“, sagt Seuss. Die Erträge hatten in keinem Verhältnis zum Aufwand gestanden.

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