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Giftschlangen sind seine Leidenschaft

Der Arracher Mathias Greil ist als Züchter von Gift- und Riesenschlangen sehr erfolgreich – und international bekannt.

10.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Regina Pfeffer
Mathias Greil hat keine Angst vor Reptilien. Der Umgang mit Riesenschlangen ist für ihn einfacher als der mit Giftschlangen. Aber: „Man darf nie Routine kriegen“, warnt der Experte. −Foto: krp

Schlangen, Echsen, Frösche oder Vogelspinnen – viele Menschen ekeln sich davor, andere haben Angst, aber der 43-jährige Mathias Greil aus Arrach begeistert sich seit seinem sechsten Lebensjahr für die Schönheit und Eleganz von Terrarien-Tieren. Schon auf dem Heimweg vom Kindergarten nahm er Blindschleichen und anderes Getier mit. Als er acht war, schenkten ihm die Eltern seine erste Schlange, eine Strumpfbandnatter. Seit 1985 züchtet der Arracher nun sehr erfolgreich die verschiedensten Terrarien-Tiere nach.

Ehefrau Katrin hatte zunächst mit Reptilien nichts im Sinn. Erst als sie Mathias kennen- und lieben gelernt hatte, entdeckte sie ihre Begeisterung für die schuppigen Tiere. „Die Tiere hatte ich schon vor ihr. Mich gab es nur mit den Tieren“, erzählt Mathias Greil. Seit ihrer Heirat im September 2005 teilen sie sich die Pflege der tierischen Mitbewohner. Und Tochter Emily (9) teilt die Leidenschaft der Eltern. Ihr Liebling „Pride“ ist eine zahme Bartagame in der seltenen Farbvariante Firetiger.

„Mich gab es nur mit den Tieren.“Mathias Greil zu seiner Hochzeit

40 Terrarien mit Tieren

Auf 70 Quadratmeter Kellerfläche haben die Greils 40 Terrarien mit 30 Giftschlangen, 50 Pfeilgiftfröschen, vier Würgeschlangen, acht Gila-Krustenechsen und einer Vogelspinne. Derzeit ist es hier ruhig. „Viele, die in der Natur Winterschlaf halten, halten auch bei mir Winterschlaf“, berichtet Mathias Greil. Das tun sie in seinem ehemaligen Jugendzimmer in gesonderten Terrarien. Für die Kreuzottern gibt es im Freigehege ein Winterungsquartier – einen Meter tief gegraben, betoniert und mit Steinen aufgeschichtet.

Eine Augenweide ist die Dumerili-Boa aus Madagaskar, die dem Arracher Experten im letzten Jahr vom Landratsamt gebracht wurde. Sie wurde bei einem illegalen Halter beschlagnahmt. Per Überlassungsvertrag hält Mathias Greil sie legal. Auch vom geschlossenen Kirchberger Reptilienzoo übernahm er Schlangen.

Kunden aus ganz Europa

Leuchtend grüne Bambusotter-Babys liegen perfekt getarnt in viereckigen Aufzuchtboxen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden automatisch gesteuert. Die Greils setzen modernste Technik ein. 26,2 Grad und 76 Prozent Luftfeuchtigkeit sind optimal. Die Anlagen im Zuchtraum wurden alle in Eigenregie gebaut. Gefüttert wird mit toten Tieren vom Großhandel. Mäuse, Ratten und Eintagsküken im Vorratspack für drei Monate liegen in einer Kühltruhe bereit. Unverzichtbare Hilfsmittel sind Schlangenhaken, Greifzange, Schutzhandschuhe und Schutzschild.

2013 hat der 43-jährige Schlangenliebhaber wieder seinen Hang zu den giftigen Arten entdeckt. Jedes Terrarium ist durch ein Schloss gesichert. Seine erste Giftschlange war die Weißlippen-Bambusotter. Es gibt aktuell im Hause Greil auch noch die Ceylon-Lanzenotter, die Mangroven-Nachtbaumnatter, die Greifschwanz-Lanzenotter, die Kupferkopfotter und die Hornviper.

Sein Wissen bezieht der Arracher Reptilienexperte aus Büchern und Fachzeitschriften oder den Fachgesprächen mit anderen Züchtern. Mit Internetforen kann er dagegen weniger anfangen. „Da wollen sich viele nur wichtigmachen“, ist er überzeugt. Konsequent ist er auch beim Verkauf seiner Tiere: Wer eines bei ihm bestellt, muss eine Anzahlung leisten und es auch selbst abholen. Verschickt wird nicht. Und einen Verkauf ohne Papiere oder zum illegalen Halten gibt es gar nicht.

„Die nächsten Züchter, die außer mir in Bayern eine Genehmigung für Giftschlangen haben, sind in Straubing, Simbach oder Landshut“, weiß Greil, dessen Kunden aus ganz Europa kommen. Seine Zucht wurde per Internet, durch Inserate in Fachzeitschriften und Mundpropaganda zufriedener Kunden bekannt. Bilder seiner Tiere waren schon in Filmen und Fachbüchern, erzählt Greil nicht ohne Stolz. Auch an einer Schlangen-Datenbank hat er mitgearbeitet.

Sogar große Zoos holen Tiere

Die meisten seiner Tiere gehen an private Züchter oder Zoos. „Letztes Jahr hat erst die Stuttgarter Wilhelma von mir Nachzuchten bekommen.“ Sieben Jungtiere hat der Zoo für sein großes Reptilienhaus Jahr von ihm geholt. Eine weitere Vorbestellung für gelbe Hornvipern liegt vor. Und getauscht wird ebenfalls fleißig.

Nur sich zum Anschauen, nicht zum Züchten, hat Greil eine hochgiftige Kobra. „Diese Schlange habe ich noch nie in der Hand gehabt“, sagt er respektvoll über das zwei Meter langen Reptil, das 30 Jahre alt und sieben Kilo schwer werden kann. „Vorsicht ist wichtig“, sagt der Schlangenexperte. „Das Gegengift zum Kobra-Biss ist nur zwei Jahre haltbar. Für eine Kobra kostet eine Ampulle bis zu 400 Euro. Bei einem Vollbiss braucht man 15 bis 20 Ampullen!“

„Letztes Jahr hat erst die Stuttgarter Wilhelma von mir Nachzuchten bekommen.“Mathias Greil

24 Stunden auf der Intensivstation

Auch zwei Königsnattern liegen in einem Terrarium. Sie sind den giftigen Korallenschlangen ähnlich, unterscheiden sich durch die Farbabfolge, was man sich mit einer einfachen Faustregel merken kann: „If white follows red, you’re dead!“ (übersetzt: „Folgt weiß auf rot, bist du tot!“) warnt Mathias Greil, den der Buschmeister aus Südamerika interessieren würde. Aber: Diese Schlange ist nur schwer zu halten, da sie es durchgehend 20 Grad warm braucht.

Geld ist eher Nebensache

Das Geld ist beim Züchter Mathias Greil eher Nebensache. „Mein größter Verdienst im Jahr war einmal ein Euro Gewinn. Der Rest ging für Strom, Futter, Technik oder ein neues Haustier drauf“, schmunzelt er. 400 Euro kosten die neuen Spezialhandschuhe, die er sich aus England bestellt hat. „Für Baumpythons muss man bis zu 1000 Euro hinlegen, die Boelen-Pythons haben sogar einen Wert von 10 000 Euro.“

Ziel der Zucht ist die Deckung der Haltungskosten. „Und dass was los ist im Haus“, fügt Tochter Emily grinsend an. Ob er Angst vor den Schlangen hat? „Angst nicht, aber Respekt“, sagt Mathias Greil, „immer Vorsicht walten lassen, das ist ein Grundsatz. Man darf nie Routine kriegen!“

„Mein größter Verdienst im Jahr war einmal ein Euro Gewinn.“Mathias Greil

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