Musik
„Ich bin stolz, Domspatz zu sein“

Seit sechs Jahren singt der Rodinger Fabian Förster im Regensburger Knabenchor. Er spricht über das Leben im Internat.

10.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr

Die Pfingstferien verbringt Fabian Förster in Roding. Seit sechs Jahren singt er nun schon bei den Regensburger Domspatzen – und hat viel Spaß dabei. Foto: Schreiner

Am Anfang haben ihn Freunde belächelt. Inzwischen finden sie es ganz cool, dass Fabian bei den Regensburger Domspatzen singt. Und auch der 16-Jährige selbst ist stolz, bei einem der berühmtesten Knabenchöre der Welt zu sein. Seit sechs Jahren ist die Internatsgemeinschaft in der Domstadt sein zweites Zuhause.

Josef Messerer, dem damaligen Konrektor der Rodinger Grund- und Mittelschule, ist Fabians Gesangstalent im Musikunterricht aufgefallen. Mitgesungen hat er auch bei den Stadtfinken und einem weiteren Kinderchor. „Beim Tag der offenen Tür in Regensburg hat mir alles ganz gut gefallen“, erinnert sich Fabian Förster, der im Anschluss auch das Vorsingen beim Domkapellmeister erfolgreich absolviert hat.

Zur 5. Klasse wechselte Fabian dann im Jahr 2011 nach Regensburg und absolviert dort seine schulische und musische Ausbildung. „Das läuft wie in einem normalen Gymnasium ab“, sagt er. Einziger Unterschied im Internat ist der geregelte Tagesablauf: Um 7.30 Uhr steht das Frühstück an, um 8 Uhr beginnt der Unterricht. Danach gibt es gleich Mittagessen, ehe die Schüler eine halbe Stunde Pause haben. Es folgen Lernzeit und Chorproben. Der Rest ist Freizeit. „Wir spielen Fußball oder gehen ins Schwimmbad, dürfen aber natürlich auch in die Stadt“, berichtet er. Um 22 Uhr müssen die Schüler dann spätestens auf dem Zimmer sein.

Mit breiten Repertoire begeistern

Momentan wohnt Fabian in einem Zweibettzimmer. „Man kann sich aussuchen, mit wem man auf ein Zimmer will. Meistens werden die Wünsche erfüllt“, erzählt er. Da sein Mitbewohner aber ein Tagesschüler ist, der nur zum Lernen da ist und abends wieder nach Hause fährt, hat der 16-Jährige quasi ein Zimmer für sich allein. Die Möglichkeit zu pendeln, lohnt sich für den Rodinger nicht: „Ich bleibe die ganze Woche in Regensburg, das ist praktischer.“ Die meisten Wochenenden verbringt er jedoch Zuhause bei Familie und Freunden.

Mehrmals die Woche stehen Proben auf dem Programm. Generell gibt es drei Chöre, zwei Nachwuchschöre und einen Hauptchor, der die großen Konzerte bestreitet. „Letztes Jahr waren die Sänger im Oman.“ Die anderen beiden Knabenchöre – Fabian singt in einem davon unter der Leitung von Karl-Heinz Biebl – treten in Regensburger Kirchen und der Umgebung auf. Höhepunkte seien vergangenes Jahr die Events im Saarland und in Rheinland-Pfalz gewesen.

Stressig sei es vor den Pfingstferien mit den zahlreichen Maiandachten, erzählt Fabian. Vor den Sommerferien stehen dann größere Konzerte an. Viel los sei außerdem ab Ende November: „Bis Weihnachten sind meistens acht bis zehn Konzerte geplant.“ Das Repertoire der Domspatzen ist breit. „Neben Klassikern wie Ave Maria haben wir auch modernere Sachen für Events in petto“, sagt er. In Erinnerung geblieben ist dem Zehntklässler vor allem der Auftritt in der Sendung „Immer wieder sonntags“ von Stefan Mross im Europapark Rust. Zwischen 70 und 80 Buben singen in Fabians Chor. „Die meisten Domspatzen hören nicht ausschließlich klassische Musik“, weiß der Rodinger. Auch er hört privat keine Kirchenmusik. Im Gegenteil. In seiner Freizeit favorisiert der 16-Jährige sanften Pop – zur Abwechslung. Apropos Wechsel: Erst vor kurzem kam der Domspatz nach einer durch den Stimmbruch bedingten Pause zurück in den Chor. „Das merkt man beim Singen, wenn man die Höhen nicht mehr erreicht und die Stimme bricht“, erklärt er. Den Stimmbruch nehme auch der Chorleiter war, bei dem man immer wieder vorsingen muss. Ist die Stimme gereift, so Fabian, komme man in den Mutantenchor. Danach entscheidet der Leiter, ob man wieder gut genug ist.

Von den Missbrauchsfällen bei den Domspatzen in der Vergangenheit haben die Schüler gehört. Es sei gut, dass das jetzt aufgeklärt wird. Aber: „Für uns ist das aktuell überhaupt kein Thema!“, betont er. Fabian fühlt sich wohl im Internat. Der Gedanke, die Zelte abzubrechen, kam schon das ein oder andere Mal auf. „Mir macht es jedoch viel Spaß und ich bin dort perfekt aufgehoben.“ Es sei eine Ehre, für den berühmten Chor zu singen.

Das Abitur im Blick

Mit einem Auge hat der Zehntklässler auch schon das Abitur in zwei Jahren im Blick. Und danach? „Wahrscheinlich werde ich gleich studieren“, meint Fabian. Jedoch nicht Musik. „Ich mag Musik und lebe gerne mit Musik, aber es geht wohl in Richtung Jura.“ Der Abschied werde ihm schwer fallen, da im Internat über die vielen Jahre eine echte Gemeinschaft entstanden sei. Jetzt genießt Fabian erst noch die Pfingstferien mit Familie, Freunden beim Fußball oder der Freundin in Regensburg.