Pläne
60 000 weitere Hennen sollen Eier legen

Im Kelheimer Ortsteil Gut Schwaben will die „Bavaria Ei“ zwei weitere Ställe errichten und die Freilandhaltung ausbauen.

08.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten
Franz-Josef Kohl in seinem Betrieb auf Gut Schwaben −Foto: Archivfoto: Bachmeier-Fausten

Seinen Legehennen-Betrieb auf Gut Schwaben plant Eigentümer Franz-Josef Kohl (44) auszubauen – um 60 000 Tiere für Freilandhaltung, so dass dann mit den vorhandenen 53000 Legehennen in der Zukunft eine Gesamtzahl von 113000 erreicht würde. Bei einer Gegenstimme (Vize-Bürgermeister Franz Aunkofer) ist vom Bauausschuss die Aufstellung eines „vorhabenbezogenen Bebauungs- und Grünordnungsplans „Sondergebiet Landwirtschaft-Gut Schwaben“ beschlossen worden.

Die „Amberger Frischeier“ haben sich gewandelt zu „Bavaria Ei“. Seit 2015 ist laut Franz-Josef Kohl auf den neuen Namen umgestellt. Die „Bavaria Ei“, Kohl Franz-Josef und Daniela GbR, beantragte die Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Kelheimer Ortsteil Schwaben.

Zwei neue Stallungen mit dem entsprechenden Freigelände für Freilandhaltung sollen entstehen. Wie Markus Schnell, Leiter der städtischen Bauverwaltung, am Montagnachmittag während der Bauausschusssitzung informierte, handle es sich bei dem Bauvorhaben um eine gewerbliche Anlage. Dafür sei es nötig, einen Bebauungs- und Grünordnungsplan aufzustellen und den Flächennutzungs- und Landschaftsplan zu ändern. Die Kosten trage die Bavaria Ei GbR.

Das Gebiet reicht bis zum Wald

Stadtplaner Fritz Bauer erwähnte ein Areal von 25 Hektar, da für die Freilandhaltung entsprechende Flächen bereitgestellt werden müssten. Diese erstreckten sich Richtung Westen und Norden unmittelbar bis zum Waldrand. Er sprach auch das FFH (Fauna-Flora-Habitat-)-Schutzgebiet an. Mit den FFH-Richtlinien seien erschwerte Bedingungen geschaffen worden.

Bürgermeister Horst Hartmann erwähnte die vorhandenen 53 000 Legehennen, ein Teil in Bodenhaltung und ein Teil in Freilandhaltung, und die Ausweitung auf 113000 Tiere insgesamt. Er fragte, ob damit eine Obergrenze erreicht wäre? Nach Bauers Einschätzung wäre eine Ausweitung „nach oben kaum mehr“ möglich. Seitens des Immissionsschutzes werde untersucht, „was tatsächlich machbar ist“. Er wies auch darauf hin, dass es sich jetzt um eine Vorstellung des Investors handle.

Vize-Bürgermeister Franz Aunkofer sagte: „Dass Freilandhaltung mit artgerechter Hühnerhaltung zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.“ Er erwähnte, dass „es zu Belastungen, gerade im engeren Bereich kommt“ und für die Beurteilung die Umweltschutzbehörde zuständig sei. Im Hinblick auf die Stadt sagte Aunkofer: „Wollen wir da draußen eine weitere Zersiedlung der Landschaft?“ „Eigentlich ist es da draußen genug“, sagte Aunkofer. Stadtrat Josef Pletls Meinung zur Freilandhaltung: „Besser geht’s nicht.“ Rat Heribert Schwindl: „Diese Ställe stören im Landschaftsbild nicht.“ Wegen einer Ammoniakbelastung habe das Landratsamt zu entscheiden. Bürgermeister Hartmann war der Ansicht, dass durch die beiden neuen Ställe sich die Situation „nur unwesentlich verschlechtern“ werde und es sich um Freilandhaltung handle. Bei 113 000 Legehennen könnte gedeckelt werden. Franz Aunkofer erläuterte, dass bei einer Freilandhaltung „ein Huhn vier Quadratmeter freien Auslauf hat“. Diese Quadratmeterzahl „ist ein rein theoretischer Wert für mich“.

Ein Grund: Verbraucher-Nachfrage

Eigentümer Franz-Josef Kohl wollte schon 2011 auf Gut Schwaben zwei Ställe für Freilandhaltung bauen für je 30 000 Legehennen. Es sei dann aber nicht dazu gekommen, „weil’s mit der zweiten Biogasanlage zu genehmigungsrechtlichen Schwierigkeiten kam“ und die Genehmigung zurückgezogen worden sein, sagte er am Dienstag auf Anfrage unseres Medienhauses. Die zweite Biogasanlage „gehört mir nicht, die ist mittlerweile insolvent“. Seit vergangenem Sommer sei diese außer Betrieb. Auf Gut Schwaben hat Kohl bislang zwei Hallen, eine davon für Bodenhaltung und eine für Freilandhaltung. „Letztere haben wir schon seit 2011 mit 18 000 Tieren.“

Die beiden neuen Ställe seien in Richtung Norden von Gut Schwaben vorgesehen. Als Gründe für das weitere Freilandhaltungs-Vorhaben nannte er: „Die Nachfrage der Verbraucher ist einfach da.“ Außerdem wolle man sich „in die Richtung mehr spezialisieren“.

Die Investitionskosten für die Maßnahmen zur Freilandhaltung, für die die Aufstellung eines Bebauungs- und Grünordnungsplans beantragt wurde, gab Franz-Josef Kohl mit drei Millionen Euro an.

„Wir wollen, wenn’s irgendwie geht, heuer noch anfangen zu bauen und im Frühjahr fertigstellen.“ Jeder Stall solle 100 Meter lang und circa 25 Meter breit werden. Vorgesehen sei, diese gegenüberliegend zu errichten und in der Mitte einen Versorgungsplatz für Futterlieferung, Eierabholung und den Abtransport von Mist, der auf Felder käme. Mindestens fünf neue Mitarbeiter, davon „ungefähr drei in Vollzeit“ würden gebraucht. 26 Kräfte seien es jetzt in Gut Schwaben, da dort auch eine Packstelle für die „Gemeinschaft“ (gemeint sind Kohls Partnerbetriebe in Nittenau und Pfatter) sei. „In Amberg haben wir nur noch einen kleinen Stall.“

Interview mit Dr. Michael Haimerl, stellvertretender Leiter des Veterinäramts

Herr Dr. Haimerl, zwei Ställe für Legehennen in Freilandhaltung sollen in dem kleinen Kelheimer Ortsteil Gut Schwaben auf dem dortigen Legehennen-Betrieb noch entstehen. Ihre Meinung zur Tierhaltung in dem Ausmaß?

Wir wissen noch nichts Konkretes. Wir sind das erste Mal durch Ihre Anfrage damit befasst. Es kommt immer auf das Management der Haltung an. Es können Hühner geringer Anzahl auch schlecht gehalten werden. Generell ist eine Freilandhaltung von Hühnern zu befürworten.

Warum?

Da die Hühner mehr Platz haben, an die frische Luft kommen können und ihr natürliches Verhalten besser ausleben können. Die Seuchengefahr ist natürlich viel größer als in einem geschlossenen Stall.

Erläutern Sie bitte den Unterschied zwischen einer Boden- und einer Freilandhaltung.

Der Unterschied ist, das in einer Freilandhaltung die Tiere ins Freie dürfen.

Der Kreis Kelheim ist seit der Geflügelpest im Landkreis Regensburg teilweise Sperrbezirk und Beobachtungsgebiet. Hat das Auswirkungen für den Betrieb in Gut Schwaben?

Nein, weil der Betrieb nicht in dem Sperrbezirk und im Beobachtungsgebiet liegt, das bis Untersaal reicht. Jeder Geflügelhalter in Bayern muss sein Geflügel jedoch immer im Stall halten. Die Verordnung gilt schon seit 18. November. (eb)

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