Konzert
Zwei Dampfplauderer aufm Weg nach oben

„Dicht & Ergreifend“ rappen bairisch – und haben deutschlandweit Erfolg. Am Montag sind sie am Gillamoos im Jungbräu zu Gast.

01.09.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Mittlerweile locken „George Urquell“ und „Lef Dutti“ (3. u. 4. v . l.) ziemlich viele Fans an – wie das auf dem Gilamoos wird, wissen sie aber selbst nicht einzuschätzen. −Foto: Luis Wick

Es ist eine Premiere – sowohl für den Gillamoos als auch für „Lef Dutti“ und „George Urquell“. Denn Blasmusik und bairische Liedtexte sind am Abensberger Jahrmarkt zwar Gang und Gäbe, doch Tuba und Trompete unterlegt mit fetten Beats und Sprechgesang dann doch eher nicht. Das will das bayerische Bazi-Rap-Duo „Dicht & Ergreifend“ am Gillamoosmontag im Jungbräuzelt ändern – ob‘s funktioniert, wissen die beiden selbst ernannten „Dampfplauderer“ selbst noch nicht, denn ein komplettes Konzert im Festzelt ist auch für die Wahlberliner ein Novum. Im MZ-Interview verrät „Lef Dutti“, wie die beiden zusammenkamen, wie ein Youtube-Zufall ihre Karriere ins Rollen gebracht hat, und warum sie ihre Texte auch auf Hochdeutsch übersetzen.

(das Telefon klingelt an, nach dreimal Klingeln, wird abgehoben)

Lef Dutti!

Servus. Dass mich am Telefon mal jemand so begrüßt, hätte ich nicht gedacht.

Ich hab’s mir auch überlegt, wie ich rangehe – aber ich find‘s immer schön, wie die Gesprächspartner reagieren.

Eure Künstlernamen Lef Dutti und George Urquell lassen ja schon erahnen, wo die musikalische Reise hingeht. Ihr seid Rapper, rappt auf bairisch – von daher passt ihr zum Gillamoos. Aber jetzt mal ehrlich, passt das?

Das werden wir am Gillamoos-Montag herausfinden. Eigentlich ist unsere Musik für ein Festzelt eher untypisch. Dass wir dort mal spielen, hätte ich mir auch nicht gedacht. Ich hoffe, es funktioniert am Gillamoos. Natürlich erwarten wir ein paar Fans, aber auch Leute, die uns einfach mal anschauen. Die müssen wir mit unserer Musik kriegen – der Funke soll überspringen.

Apropos – kennt ihr den Gillamoos oder wart schon mal da?

Kennen schon, aber ich war noch nie dort. Das Gäubodenfest liegt für uns als Tunzenberger und Otteringer – das liegt bei Mengkofen, einfach näher. Aber gehört hab ich schon viel drüber. Da soll ja kein völlig normales Festl sein, eher sowas wie Ausnahmezustand. Das sind ja schon mal keine schlechten Voraussetzungen.

Bekanntgeworden seid ihr ja auch durch ein Video von einem Volksfest: Zipfeschwinga, das bei Youtube mehrere Hunderttausendmal geklickt wurde.

Das war aber mehr oder weniger Zufall – also das ganze Video. George und ich sind aus demselben Gäu, machen unabhängig voneinander seit etwa 15 Jahren Hip Hop, haben uns aber nicht wirklich gekannt. Er hat dann im Wirtshaus seiner Eltern vor ein paar Jahren einen Hip Hop-Jam veranstaltet – und da haben wir uns kennengelernt. Da wir beide studienbedingt in Berlin leben und der Text zu Zipfeschwinga schon länger bei George in der Schublade lag, haben wir aus Gaudi das Video gedreht.

Und dann ging euer Märchen los.

So kann man es sagen. Wir wurden für erste Gigs gebucht, obwohl wir ja nur einen Song hatten. Es musste also ein Album her – und jetzt ist seit Mai „Dampf der Giganten“ auf dem Markt.

Und die Gigs werden jetzt mehr. Wenn man eure Konzerttermine anschaut, spielt ihr meistens in Bayern, aber auch in Berlin. Verstehen euch die Konzertbesucher dort überhaupt?

Das ist uns teilweise auch ein Rätsel. Aber anscheinend funktioniert es. Auch in Franken, die sich ja auch schon harttun, uns zu verstehen, ist der Funke übergesprungen. Im CD-Booklet haben wir die Texte aber auch auf Hochdeutsch übersetzt – dann können uns auch die Preißn verstehen. „Zipfeschwinga“ heißt dann etwa „Phallushelikopter“. Jetzt singen die Leute auf Konzerten aber schon unsere Texte mit – das war der Punkt, an dem mir bewusstwurde, dass wir irgendwas richtig machen.

Die Karriere läuft also. Wie soll es weitergehen – volle Konzentration auf die Musik?

Wir setzen uns nicht unter Druck. In den kommenden eineinhalb Jahren wollen wir unser zweites Album fertig haben. Aber wir wollen uns nicht nur auf die Musik verlassen. Ich arbeite weiter als Grafikdesigner, George als Filmkameramann natürlich aber in abgespeckter Form.

Wie ist das so, als Youtube-Star und zumindest in der Szene bekannte Musiker – werdet ihr auf der Straße erkannt?

In unseren Heimatdörfern und drum herum kennt uns sowieso jeder, aber es kommt mittlerweile schon vor, dass wir auf der Straße angesprochen werden. Das war nie ein Ziel – wir wollen, dass die Leute unsere Musik gut finden.

Es geht aber nicht nur darum: Wenn man eure Texte hört, dann nehmt ihr kein Blatt vor den Mund, spart nicht mit Kritik an Politik oder Gesellschaft.

Klar soll auch was dahinterstecken. Wir konsumieren wie jeder andere auch viele Medien, wissen was los ist. Wenn uns was stört, dann kann da schon ein Song draus werden wie in „Weltuntergang“. Da holen wir zum Rundumschlag aus. Da hilft uns der bayerische Grant, den man anscheinend in die Wiege gelegt bekommt. Es darf aber nicht ausarten: Wir verteufeln Bayern ebenso wenig als Polizeistaat, als dass wir es in den Himmel heben. Bayern ist unsere Heimat – mit allen Stärken und Schwächen.

Fällt euch das Rappen auf Bairisch leichter?

Nicht unbedingt, wir sind auch in anderen Bands aktiv, rappen dort hochdeutsch. Aber die Kommunikation mit dem Publikum fällt mir auf Bairisch schon leichter.

Am Gillamoos solltet ihr mit der Verständigung kein Problem haben. Kommt ihr eigentlich nur zum Konzert oder feiert ihr mit?

Wir schauen uns den Gillamoos natürlich an. Ich hoffe, wir finden vor und nach dem Konzert etwas Ruhe. Wie viele Maß es insgesamt werden, kann ich aber noch nicht sagen – ich muss aber aufpassen, weil ich in derselben Nacht noch in den Urlaub fahre. Aber a bisserl was geht allaweil.