Myxomatose
Todkranke Kaninchen im Wald ausgesetzt

Die Betreiberin der Tieroase Stefanshof in Schweinbach findet die Tiere in einer Hecke. Die Gefahr für Wildtiere ist groß.

28.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:33 Uhr
Roswitha Priller
Die Schnupfennase und das verquollene Auge sind Anzeichen von Myxomatose. Dieses hochansteckende Kaninchen wurde im Wald bei Schweinbach ausgesetzt. −Foto: Weiß

Völlig entsetzt war Helga Weiß, Betreiberin der Tieroase Stefanshof e.V. in Schweinbach, als sie gemeinsam mit ihrem Mann Stefan zwei offensichtlich ausgesetzte Kaninchen in einem dichten Brombeerheckengestrüpp im Wald bei Schweinbach fand.

Der zuständige Jagdpächter hatte sie zuvor auf die Tiere aufmerksam gemacht. „Wir dachten, die Tiere sind so verzweifelt, weil sie durch das Dornengestrüpp viele Verletzungen erlitten hatten. Aber als wir sie zuhause genauer untersuchten, stellten wir eindeutige Symptome von Myxomatose bei beiden Kaninchen fest“, berichtete Weiß. Myxomatose – im Volksmund auch „Kaninchenpest“ genannt – ist eine hochansteckende Kaninchenseuche, die sich auch auf Wildkaninchen und Feldhasen überträgt. „Die Kaninchen waren nicht abgemagert. Das ließ uns darauf schließen, dass sie bis vor Kurzem noch gefüttert wurden“, so Weiß weiter. Das sei für sie ein eindeutiges Zeichen, dass die schwererkrankten Tiere aus privatem Besitz stammten.

Anstatt den Tierarzt aufzusuchen, habe sich der unbekannte Besitzer wohl dazu entschlossen, die Kaninchen auszusetzen. „Ein unverantwortliches Vorgehen“, befindet Helga Weiß. Denn fortgeschrittene Myxomatose bedeutet einerseits den sicheren und qualvollen Tod für Kaninchen. Atemnot bis hin zu Erstickungsanfällen sind begleitende Erscheinungen. Außerdem könne sich der hochansteckende Myxomatose-Erreger auf Wildkaninchen übertragen. Erkrankte Tiere hätten quasi keine Chance. Die Sterblichkeitsrate läge bei nahezu einhundert Prozent. „Nur wenn die Krankheit im ganz frühen Stadium erkannt und entsprechend medikamentös behandelt wird, gibt es Chancen auf Heilung.“

Weiß hat die vielen Kaninchen, die auf ihrem Gnadenhof leben, impfen lassen. Diese Möglichkeit besteht für Wildtiere nicht. „Ich verstehe nicht, warum jemand, der Haustiere hat, den Weg zum Tierarzt scheut. Man muss sich vor dem Kauf eines Tieres im Klaren sein, dass das auch mit Folgekosten verbunden ist“, so Weiß weiter. In wirklichen Notfällen gäbe es viele Alternativen, wie etwa ihre Tieroase Stefanshof. „Wer nicht erkannt werden will, kann die Tiere auch einfach bei uns vor der Tür hinterlassen.“ Das sei immer noch besser, als sie hilflos im Wald auszusetzen. Helga Weiß und ihre Tochter Jessika haben mit den schwerkranken Tieren den Tierarzt aufgesucht. Der bestätigte den Verdacht der Familie Weiß und diagnostizierte bei beiden Kaninchen Myxomatose im fortgeschrittenen Stadium. Er hat sie von ihrem qualvollen Leiden erlöst und eingeschläfert. Weiß wird jetzt Anzeige gegen Unbekannt erstatten. „Diese Vorgehensweise ist in jedem Fall strafbar.“Das Aussetzen von Haustieren verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Es wird mit bis zu 25000 Euro Strafgeld geahndet.

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