Vorbereitung
Bei der Osterkerze zählt die Kreativität

Für das Kunstwerk aus Wachs ist Inspiration nötig – und viel Fingerspitzengefühl. Das zeigte ein Kurs des Gartenbauvereins.

01.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Paul Neuhoff
Die drei jungen Damen Janina Sack, Melanie Beer und Agnes Hammer von der Pfarrjugend beim traditionellen Gestalten der Osterkerze für die Kirchen in Nittendorf und Schönhofen −Foto: Fotos: Neuhoff

„Osterkerzen – leicht gemacht“, so könnte man den Abendkurs nennen, den der Gartenbauverein Nittendorf seit sieben Jahren in der vorösterlichen Zeit anbietet. Beate Birner ist der kreative Kopf für die Bastelbegeisterten. Ein gutes Dutzend Frauen – und ein Mann – trafen sich im Pfarrheim, um wieder dekorative Kerzen für den heimischen Ostertisch zu schaffen. In der prächtigen Stimmung des Abends ist schon so etwas wie vorösterliche Vorfreude zu spüren.

Der Antrieb für die Teilnehmer, einen Abend auf den Fernseher zu verzichten und stattdessen schöpferisch tätig zu sein, ist im wesentlichen bei allen gleich: Eigenes zu schaffen und nicht „von der Stange“ zu kaufen. Für Erika Plank, die mit ihrer Tochter schon zum wiederholten Male dabei ist, steht dies auch im Vordergrund. Dem einzigen Vertreter des männlichen Geschlechts, Christian Behringer, ist auch der Spaß am Gestalten wichtig. Außerdem will „er den Damen zeigen, dass auch Männerhände so ein Kunstwerk fertig bringen“.

Das Werkzeug ist nicht teuer

Beate Birner, für die das Entwerfen und Gestalten von Kerzen für verschiedenste Anlässe inzwischen zur Passion geworden ist, hat auch für diesen Kurs das Material besorgt. Kerzenrohlinge, gut postkartengroße Wachsplatten in verschiedenen Farben, Dekostreifen und wenige Quadratmillimeter große „Diamanten“ sind die „Zutaten“, die sie von verschiedenen Fachhändlern bezieht. Dazu kommen noch diverse Schablonen, um Zahlen oder Buchstaben zu erhalten. Das nötige Werkzeug zum Herstellen der kleinen Kunstwerke, muss nicht teuer gekauft werden, sondern findet sich in jedem Haushalt: scharfe, spitze Messer, wie auch Skalpells, große Nähnadeln, Schneidbrettchen und Ausstechformen für Weihnachtsplätzchen.

Zu Beginn der kreativen Stunde, baut die Leiterin fertige Kerzen in verschiedenen Größen und Motiven als Gedankenanregung für die Teilnehmer auf und gibt die Rohlinge und Wachsplatten aus. Die bildlichen Darstellungen und Ornamente hat die Künstlerin zum Teil selbst entworfen oder an Vorlagen angelehnt. Für bestimmte Ornamente, wie beispielsweise Blattwerk, stehen auch noch Muster aus Pappe zur Verfügung.

Die meisten Handgriffe müssen die Teilnehmer also selbst ausführen. So mancher Anfänger geht wohl mit Unsicherheit an die Arbeit, gilt es doch letztlich ein kleines Kunstwerk zu schaffen. Aber nach einer Zeit merkt man, dass das Herausbilden und Verzieren des gewählten Motivs doch keine Hexerei ist. Man muss sich von den Geübten nur Tipps geben lassen, wie der Aufbau Schritt für Schritt erfolgt. Mit Messern oder mit dem Skalpell und einem Lineal werden Grundplatten oder Streifen für die Dekoration ausgeschnitten. Die Nähnadeln eignen sich hervorragend für das Ausritzen von Buchstaben und Zahlen unter Zuhilfenahme von Schablonen.

Konzentrierte Arbeit an den Details

Kleinere Elemente, wie Blätter oder Palmkätzchen werden aus flach gedrückten Wachskügelchen gefertigt. An den Tischen wird trotz aller Heiterkeit, konzentriert und genau gearbeitet. Die geschmückten Kerzen entstehen in überraschend kurzer Zeit. Am Ende des Abends können deshalb dann alle stolz mehrere dekorierte Kerzen nach Hause tragen.

Die große Osterkerze für die Pfarrkirche wird jedes Jahr in der gleichen Technik von der Pfarrjugend hergestellt. Dafür treffen sich die Jugendlichen in der Karwoche im Pfarrheim, um den etwa achtzig Zentimeter großen Rohling mit einem anspruchsvollen Motiv zu versehen.

Der Brauch, am Osterfest eine besondere Kerze anzuzünden, ist schon sehr alt. Aus dem vierten Jahrhundert stammen die ältesten schriftlichen Zeugnisse. In der heidnischen Tradition galten die Vorläufer der christlichen Osterkerze noch als Brandopfer für die damals verehrten Gottheiten. Im Christentum entwickelte sich aber bald eine eigene Deutung: In der Kerze sahen die Christen ein Symbol für die menschliche Gestalt Christi oder auch für den Leib nach der Auferstehung.