Plan
Wachsleichen sorgen für Probleme

Jeder dritte deutsche Friedhof hat das Problem. Sterbliche Überreste verhindern Vergabe offener Gräber. Auch in Bad Abbach.

05.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:05 Uhr
Gabi Hueber-Lutz
Lücken in der Belegung zeugen davon, dass hier die Bodenbeschaffenheit den Verwesungsprozess unter Umständen verlangsamt oder verhindert. −Foto: Hueber-Lutz

Friedhöfe sind Orte der Ruhe, des Andenkens und der Erinnerung an die Vergänglichkeit. Ihre Gestaltung sollte so sein, dass die Angehörigen hier einen guten Platz des Gedenkens finden. Bei der würdevollen Gestaltung eines Friedhofs tauchen aber mitunter Probleme auf, die nur schwierig zu lösen sind.

Im Bad Abbacher Gemeinderat kam bei der Frage der weiteren Planung für den Friedhof an der Raiffeisenstraße ein heikles Thema zur Sprache: Es geht um sogenannte Wachsleichen. Wegen der Bodenbeschaffenheit sind sterbliche Überreste auch nach 30 Jahren Ruhezeit noch erhalten. „Jeder dritte Friedhof in Deutschland hat dieses Problem“, sagte Landschaftsarchitektin Inge Dunkel-Littel bei der Vorstellung ihrer Überlegungen für eine weitere Gestaltung des Friedhofs. Für die betroffenen Friedhöfe ergibt sich daraus eine ganz konkrete Schwierigkeit: Aufgelassene Grabstellen können nicht vergeben werden, und der Friedhof ähnelt einem Flickenteppich.

Auch im Bad Abbacher Friedhof schaut es mittlerweile in einigen Reihen der älteren Abteilungen schon ziemlich licht aus. Wie Markus Jakomet von der Gemeindeverwaltung sagte, werden Gräber hier erst 50 Jahre nach der letzten Bestattung wieder weitergegeben. Den unteren Friedhof, wie er in Bad Abbach genannt wird, gibt es seit 1961. Um die Lücken in den Gräberreihen zu nutzen, überlege man daher, auf der Fläche von drei aufgelassenen Gräbern eine Möglichkeit für Urnensäulen zu schaffen. In einer Reihe der älteren Gräberfelder wurde diese Lösung schon verwirklicht. Ob sie ansprechend ist, das wird in der künftigen Diskussion zur Sprache kommen. Weil der Platz zu wenig wird und nur mehr für ungefähr drei Jahre Bestattungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, wie Jakomet vorrechnete, muss grundsätzlich über die Neugestaltung des Friedhofs nachgedacht werden. „Die Leute suchen immer mehr nach alternativen Bestattungsformen“, sagte Jakomet.

Feuerbestattungen sind sehr verbreitet. In Bad Abbach machen sie mindestens die Hälfte aller Bestattungen aus. Auch Bestattungen unter Bäumen nehmen zu. Dies müsse jedoch auf einem Friedhof geschehen, so Jakomet, denn in Deutschland seien Bestattungen außerhalb eines Friedhofs nicht erlaubt. Auf dem unteren Friedhof gebe es durchaus ein paar schöne Bäume, wo das machbar wäre. Im geschlossenen Teil der Sitzung wurde die Landschaftsarchitektin mit der weiteren Planung beauftragt. Welche Auswirkungen eine Umgestaltung auf die Friedhofsgebühren hat, steht noch nicht fest. Einnahmen und Ausgaben sollten sich für die Gemeinde in etwa die Waage halten. Ausdrücklich betont wurde, dass die Fläche zwischen dem Friedhof und dem Gutenbergring nicht allein für die Friedhofserweiterung genutzt werden soll.