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Die Tankstelle an der B8 schließt

Nach 37 Jahren gehen die Früchtls in den Ruhestand. Die Pfatterer Zapfsäulen werden dann von AVIA Regenstauf betrieben.

04.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr
Antonie Beiderer

Von Juni bis September wird die Tankstelle Früchtl umgebaut. Als freie Tankstelle wird sie an AVIA weiterverpachtet. Fotos: Biederer, Schießl

PFATTER. Nach 37 Jahren gehen Margit und Ludwig Früchtl in den Ruhestand. Die Tankstelle an der Bundesstraße 8 bei Pfatter wird im Juni umgebaut. Im September übernimmt sie mit AVIA Regenstauf ein neuer Pächter. In einem Gespräch mit unserem Medienhaus ließen Margit und Ludwig Früchtl ihr Leben mit der Tankstelle Revue passieren.

Im Jahr 1980 bezog das junge Paar als Nachfolger des Pächters Hugo Biber die Wohnung auf dem Areal der damaligen Shell-Tankstelle. „Uns wurde die Auflage gemacht, die Tankstelle vor allem in den Sommermonaten am Tag und auch in der Nacht offen zu halten. Dies war früher keine Selbstverständlichkeit“, erinnert sich der gelernte Kfz- und Lackierermeister. „Zu jener Zeit führte die Ost-West-Verkehrsachse noch über die Bundesstraße, weil die Autobahn an der Anschlussstelle Rosenhof geendet hat“, ergänzt seine Frau Margit.

Das Personal fehlt

Das Problem des neuen Pächterpaares: Es fehlte Personal. Während Margit Früchtl neben dem Haushalt und der Kindererziehung tagsüber an der Kasse stand, übernahm Ehemann Ludwig dies in der Nacht. Wie er diese Zeit überstanden hat, kann sich Ludwig Früchtl rückblickend gar nicht mehr vorstellen, denn tagsüber arbeitete er in der kleinen Werkstatt, die zur Tankstelle gehörte. „Ich erinnere mich, wie ich völlig müde mit dem Auto nach Regensburg fahren musste, um Ersatzteile zu kaufen. Vor unserer Tankstelle stand eine junge Studentin als Anhalterin, die ich mitnahm. Ich bat sie, mich zu unterhalten, damit ich nicht einschlafe. Daraus wurde dann ein Beschäftigungsverhältnis, denn sie wurde die erste Kassiererin, die ich angestellt habe“, erzählt Früchtl.

Zu dieser Zeit war es keine Seltenheit, dass sich die wartenden Autos bis in die Bundesstraße zurück stauten. Bereits damals verzeichnete die Tankstelle einen Umsatz von sechs Millionen Liter pro Jahr. „Dies bedeutet einen Tagesdurchschnitt von über 16 000 Litern“, rechnet Margit Früchtl vor und ergänzt, „sonntags nach dem Mittagessen hatte unsere Tochter Claudia die Wahl zwischen dem Abwasch oder dem Dienst an der Kasse“. Denn nur gemeinsam konnte in den ersten Jahren die Mammutaufgabe gestemmt werden.

Als 1982 die Autobahn durchgängig fertig gebaut war und der Umsatz merklich zurückging, kauften die Früchtls ein Jahr später die Tankstelle und machten sie zu einer „Freien“. Wieder ein Jahr danach erweiterte Ludwig Früchtl seine Werkstatt mit Lackiererei durch einen großen Anbau auf der Nordseite des Geländes. „Wir haben dann die Öffnungszeiten bis 22 Uhr reduziert.

Dies hatte aber zur Folge, dass nachts immer wieder Autofahrer an unserer Tür klopften“, erinnert er sich. Keiner der Hilfesuchenden wurde jedoch abgewiesen, betont er. Deren Anliegen waren vielfältig: Fehlender Sprit, abgerissener Auspuff, defekte Lichtmaschine oder Batterie und platte Reifen. „Ich hatte mir zur Notreparatur der verschiedenen Auspuffanlagen Gipsbinden besorgt“, weiß der Kfz-Meister noch sehr gut.

Eine Nacht des Schreckens

Beiden in Erinnerung bleibt aus jener Zeit jedoch ein spektakulärer Überfall. „Wie so oft, klopfte es damals gegen 23 Uhr an unserer Tür. Zwei maskierte und mit Revolver bewaffnete Täter drängten ins Haus. Während ich den Tresor öffnen musste, wurde meine Frau vom zweiten Täter in Schach gehalten. Unsere beiden Kinder, Claudia und Peter, schliefen Gott sei Dank. Da wir aber eine Fahrzeugbeschreibung abgeben konnten, wurden die Täter nach einer Schießerei in Regensburg festgenommen“, denken die beiden immer noch voll Grauen an den Schrecken dieser Nacht.

Angesprochen auf die Frage, was Ludwig Früchtl denn im baldigen Ruhestand vor habe, meint er lapidar: „Ich habe all die Jahre nur eine Woche im Jahr Urlaub gemacht. Das reicht mir.“ Da meldet sich jedoch seine Margit zu Wort und erinnert ihn an ein Versprechen: „Vier Mal im Jahr für jeweils eine Woche wegfahren. Das hast du mir versprochen“, besteht Margit Früchtl auf dessen Versprechen. Weiter freut sie sich darauf, endlich etwas länger ausschlafen zu können und mehr Zeit für ihre drei Enkelkinder und die Hausarbeit zu haben. Gemeinsame Radausflüge und Stadtbummel mit ihrem Mann stehen ebenfalls auf ihrer Agenda.

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