Imker
Qualität der Zuchtköniginnen steigern

Dirk Ahrens von der Uni Würzburg stellte Forschungsergebnisse vor. Christian Wolf ist neuer Belegstellenleiter in St. Johann.

26.04.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Hans Biederer
30 Drohnenvölker werden in der Belegstelle für die Begattung von Königinnen gehalten. −Foto: Biederer

Großes Interesse zeigten Züchter und Imker aus der ganzen Oberpfalz, aus Niederbayern und Franken bei der Jahresversammlung der Toleranzbelegstelle im Wald von St. Johann bei Pfatter. Zu Beginn der Sitzung im Gasthaus Hanauer in Pfatter stellte der scheidende Belegstellenleiter und Vorsitzende der Imker im Kreis Regensburg, Josef Traidl, seinen Nachfolger vor. „Aus beruflichen Gründen ist es mir nicht mehr möglich, dieses zeitaufwendige Amt des Belegstellenleiters auszuüben. Mit Christian Wolf bekommt ihr aber einen qualifizierten, jungen und engagierten Imker als meinen Nachfolger“, stellte er den 34-Jährigen aus Kürn bei Bernhardswald vor, der seit 19 Jahren Bienen züchtet. Er wird künftig mit einem Team die Belegstelle, die 2011 zur Toleranzbelegstelle ernannt wurde, betreuen. „Das Ziel wird es sein, das bestehende Team von fünf auf zehn Personen zu erhöhen, um den enormen Arbeitsanfall bewältigen zu können“, so der neue Vorsitzende und Belegstellenleiter.

Dirk Ahrens von der Universität Würzburg klärte die Züchter und Imker auf, welche Bedeutung die Toleranzbelegstelle im Wäldchen bei St. Johann hat. „Was wir Züchter erarbeiten, ist nicht für uns bestimmt, sondern für alle Imker in Deutschland.“ Die Belegstelle sei also „ein wichtiger Stützpunkt in Deutschland“, so der gebürtige Niedersachse, der selbst 50 eigene Bienenvölker unterhält.

Prüfer werden gesucht

Zum Zweck der Züchtung leistungsfähigerer Honigbienen mit hoher Widerstandskraft gegen die Varroose gründete sich 2003 die Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht (AGT). Dirk Ahrens versuchte, den einen oder anderen Anwesenden dazu zu bewegen, sich unter Beteiligung der Belegstelle St. Johann als Prüfer für die AGT zur Verfügung zu stellen, um noch umfangreichere Messergebnisse zu erhalten. Ziel sei es, die Qualität der Bienenköniginnen für die Zucht der Bienenvölker zu steigern. Durch mehr Transparenz, wie etwa durch das Internetportal „Beebreed.eu“, werden schließlich die Zuchtwerte der Königinnen allen interessierten Züchtern und Imkern in ganz Europa in einer breiten Auswahl angeboten. „Neben den allgemeinen Kriterien wie die Honigleistung, Sanftmut, Wabensitz und Schwammneigung sind hier Daten über die Bruthygiene, Befallsentwicklung der Varroamilbe und Krankheiten gespeichert“, so der Fachmann.

Je schneller eine Biene eine durch die Milbe infizierte Wabe ausräumt, umso geringer ist der angerichtete Schaden des Parasiten. Je nach Stärke der Milbenpopulation muss schließlich der Imker reagieren. „Unsere Bienen lernen aber immer schneller zu erkennen, welche Zellen befallen sind. Entweder die Milben verlassen deshalb eigenständig die Waben oder die Milbenpopulation beginnt später, was zur Folge hat, dass keine Vermehrung mehr stattfindet“, stellte der Imkermeister und Inhaber des Lehrstuhls für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie heraus. Er machte Hoffnung, gerade durch Toleranzbelegstellen wie St. Johann, in zehn bis 15 Jahren hier deutliche Fortschritte zu erzielen.

Als weitere Krankheiten bezeichnete der Referent die Kalkbrut und Schwarzsucht (CBPV) als die weiteren großen Feinde der Bienen.

Probleme besprochen

In der abschließenden Diskussionsrunde fragte ein Imker, welche Gründe es habe, dass das Bodenblech seines Bienenstocks nass ist. „Neben dem Kondenswasser können hier auch unterschiedliche Holzsorten und deren Lasierung Ursachen sein“, so Dirk Ahrens. Josef Traidl wollte wissen, ob das Gerücht stimmt, dass sich bestimmte Viren über das Erbgut der Bienen verbreiten. „Parasitierte Brutzellen übertragen das Virus schon immer. Problematisch wird es nur, weil sich diese mit den Varroa-Milben verbinden“, so der Fachmann aus Würzburg.

Der Wassergehalt des Honigs könne durch gezielte Belüftung, auch von unten, gesenkt werden, informierte Dr. Uwe Kensy. Das Einführen anderer Rassen als die Carnica-Biene in den Schutzkreis der Belegstelle sei verboten, so Dr. Kensy abschließend.

Die Toleranzbelegstelle St. Johann

Hier werden ausschließlich Drohnen, also männliche Bienen ohne Stachel, zur Befruchtung von Königinnen gehalten. In St. Johann stehen derzeit 30 Drohnenvölker dafür bereit. Durch natürliche Konkurrenz untereinander scheiden parasitisierte Drohnen für eine mögliche Begattung der Königinnen aus.

Im Belegstellenschutzkreis St. Johann (ungefähre Grenzen Neutraubling, Aufhausen, Rain und Wörth) sind nur Bienen der Rasse „Carnica“, die wichtigste deutsche Bienenrasse, zulässig. Züchter und Imker werden aufgerufen, ihre Königinnen zur Befruchtung zur Belegstelle zu bringen. In Kopie mitzubringen ist ein kleines Gesundheitszeugnis vom zuständigen Veterinärsamt.

Zur Aufstellung kommt in diesem Jahr die „Mutter der Drohnenvölker“ mit der Körscheinnummer 2-280-217-2012-K und einem Zuchtwert von weit über 100.