Tierschutz
Gift: Katze kämpft um ihr Leben

Zwei Tiere in Steinsberg fraßen Rattengift. Lissy starb, die Prognose für Tina ist schlecht. Die Polizei ermittelt.

25.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:11 Uhr
Sabine Norgall

Katze Tina hat sich mit Rattengift vergiftet und kämpft jetzt ums Überleben. Fotos: Norgall

Das neue Jahr hätte für Therese und Jürgen Leibbrand aus Steinberg ganz entspannt beginnen können. Am Donnerstag vergangene Woche kamen sie aus dem Urlaub zurück. Doch jetzt ist der Alltag der Familie völlig auf den Kopf gestellt. Am Montagabend kamen zwei ihrer vier Katzen, Lissy und Tina, deutlich angeschlagen von einem Streifzug im Bereich der Hofmarkstraße zurück. Beide taumelten, wirkten unsicher. Da die Tiere jedoch tranken, verschob Therese Leibbrand den Besuch bei Tierarzt auf den nächsten Morgen. Da war es für die fünfjährige Lissy jedoch schon zu spät. Sie hatte die Nacht nicht überlebt und lag tot auf dem Teppich im Wohnzimmer. Obwohl die Familie mit Tina sofort zum Tierarzt fuhr, schaut auch für diese die Prognose nicht günstig aus. Apathisch und sichtlich unter Schmerzen mauzt sie kraftlos und kämpft ums Überleben.

Rattengift wirkt verzögert

Der behandelnde Tierarzt ist sich anhand der Symptome sicher, sagt Therese Leibbrand: Beide Katzen haben Rattengift gefressen. Dessen Wirkung entsteht durch Blutgerinnungshemmer, deren Wirkung zeitversetzt beginnt. Daher lässt sich nicht genau sagen, wann die Katzen das Gift aufnahmen. Als äußeres Anzeichen sinkt die Körpertemperatur, der Kreislauf kollabiert. Weil das Blut den Sauerstoff kaum mehr transportiert, kommt das Tier in Atemnot und schnappt nach Luft. Die Schleimhäute der Katze waren nicht mehr rosig, sondern weiß. Während ihres Besuchs beim Tierarzt schmiss sich Lissy, wohl aus Schmerz, von der einen auf die andere Seite. Schlimmstenfalls könnte sich durch das Rattengift die Leber der Katze zersetzen.

Am Mittwochnachmittag ging es Lissy ein wenig besser, ihre Körpertemperatur, die am Dienstag auf 32 Grad gesunken war, stieg auf 34,5 Grad an. Auch der Zustand der Schleimhäute besserte sich ein bisschen. Ob sie überleben wird, das konnte der Tierarzt am Mittwoch nicht sagen. Die Prognose war allerdings nicht gut. Für Therese Leibbrand und Tochter Elisa Koch ist klar, dass sie ihrer Katze helfen, so gut es geht. Sollte sich aber herausstellen, dass sie sich nur noch quält, wollen sie ihr weitere Schmerzen ersparen, und sie einschläfern lassen.

Neben der Trauer um das verstorbene Tier und die schwerkranke Katze steht die Familie vor allem wegen einer Frage unter Schock: Wie kamen die Katzen an das Gift und wurden sie womöglich ganz gezielt vergiftet?

Warnung über Facebook

Tochter Elisa Koch machte bereits am Dienstagabend über Facebook auf den Vorfall aufmerksam. Ihr ging es dabei vor allem darum, andere Hunde- und Katzenbesitzer zu waren, ihre Tiere zur Zeit nicht frei laufen zu lassen. Ihre Nachricht wurde in kürzester Zeit vielfach geteilt und kommentiert. Die Antworten reichten dabei von „es ist unfassbar, wie Tiere unter der Dummheit der Menschen leiden müssen“ bis zu „denen gehört genau das Gleiche.“ Interessant ist auch ein Kommentar, der auf zwei weitere Giftköder in der Oberen Weinbergstraße in Steinsberg verweist. Laut Polizeiauskunft gab es dazu allerdings keine Anzeigen.

„Haltet die Augen offen und lasst Hunde oder Katzen nicht frei laufen.“Therese und Jürgen Leibbrand

Nach dem Vorfall suchte Familie Leibbrand den eigenen Garten gründlich ab, konnte dort aber keine Giftspuren finden. Tochter Elisa Koch brachte vor allem eine Sache ins Grübeln. Die Katze Lissy verließ den heimischen Garten so gut wie nie. Einiges spricht also dafür, dass sie das Gift dort aufgenommen haben könnte. Erst am Wochenende spielte dort auch ihr dreijähriger Sohn und desen Cousin, die in ihrer Freude über den Schnee diesen auch in den Mund steckten.

Wer tut so etwas?

Familie Leibbrand kann sich nicht erklären, wer es auf ihre Katzen abgesehen haben könnte, beziehungsweise, wer so weit gehen würde, Gift auszulegen. Aktuell hat die Familie zwei Hunde und jetzt noch drei Katzen. Alle Tiere haben Therese und Jürgen Leibbrand aus dem Urlaub, zumeist aus Italien, mitgebracht. Es waren Streuner, die ohne sie nicht überlebt hätte und die in ihrer Heimat „entsorgt“ wurden, eigentlich sichere Todeskandidaten waren. Theres Leibbrand sagt: „Wenn wir das Elend sehen, dann überlegen wir uns, wie wir helfen können.“ Bis zu acht Katzen gleichzeitig gab die Familie schon ein neues Zuhause. Zwar gab es schon mal Ärger mit Nachbarn, denen die vielen Tiere ein Dorn im Auge waren. Einen Giftanschlag konnten sich die Tierfreunde bisher aber nicht vorstellen.

Mit einer Bestätigung des Tierarztes, dass die Katzen Gift gefressen haben, will Jürgen Leibbrand auf jeden Fall Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Andere Tierhalter mahnen Leibbrands zur Vorsicht: „Haltet die Augen offen und lasst Hunde oder Katzen nicht frei laufen.“ Sollte sich ein Tier auffällig verhalten, raten sie, beim ersten Verdacht den Tierarzt aufzusuchen. Je schneller Tiere, die Gift aufgenommen haben, behandle würden, umso größer seien die Chancen.

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