Projekt
Mit Spiel und Spaß zum Ersthelfer

Einmal im Monat haben in der BRK-Bereitschaft Regenstauf 30 Jugendrotkreuzler Freude. Nebenbei lernen sie Erste Hilfe.

03.01.2015 | Stand 16.09.2023, 6:55 Uhr
Andrea Graf
Einer muss das Opfer spielen: Blick in eine Gruppenstunde des Jugendrotkreuzes. −Foto: Graf

„Ich schwöre, ich hau dir auf die Backe und leg dich übers Knie“, ist der Lieblingsspruch von Philip, Anna, Emma und Katharina. Gelernt beim Jugendrotkreuz – allerdings nur als Eselsbrücke für eine gelungene stabile Seitenlage. „Ein guter Sanitäter geht nie ohne Pflaster aus dem Haus“, lautet der andere Dauerbrenner unter den Eingeweihten der schnellen Hilfe.

„Ich schwöre, ich hau dir auf die Backe und leg dich übers Knie“Philipp, Anna, Emma und Katharina

Papas und Mamas von Regenstaufer Jugendrotkreuzlern finden demzufolge seit dem 8. Mai auch kein einziges Pflaster mehr im hauseigenen Medizinschrank – die sind alle in Jackentaschen, Schulranzen und Turnbeuteln verstaut. Und wer bei Lautenschlagers oder Schmitzens einen Verband zu finden hofft, muss im Kinderzimmer suchen: Teddy, Barby und alles was sich kuscheln lässt, liegt mit fachgerecht angelegtem Verband und in stabiler Seitenlage zur Genesung im Kinderlazarett.

„Wir sind begeistert von der Intensität der Jugendarbeit hier“, loben die Eltern das Team um Bettina Kümmel. Zwischen 18 und 31 Jahren sind Michelle, Betty, Melanie, Sabrina, Natalie und Thomas alt. Bis zum Mai waren sie im Betreuungsteam oder im Rettungsdienst tätig, seither gehört ein Samstag im Monat den Kindern. „Es war die Begeisterung von Philipp, die uns angesteckt hat“, erzählen die Jugendbetreuer. Der achtjährige Sohn von Einsatzleiter Harald Hiendl ist aus der Rettungswache nicht wegzudenken, seit der laufen kann. „Ich habe eine eigene Verbandtasche und zwei Warnwesten“, zählt der Nachwuchsretter stolz auf.

Es begann am Weltrotkreuztag

Seine Freunde mitzubringen ist jetzt das Größte für den angehenden Ersthelfer. „Wir waren mit Rollups und Flyern an den Schulen hier in Regenstauf“, erzählt Michelle Klemmt über die seither von selbst laufende Werbung in eigener Sache. „Schon beim zweiten Mal waren 30 Kinder gekommen“, erinnern sie sich an die Juni-Gruppenstunde.

„Vielleicht war der Gründungstag ein gutes Omen“, orakelt der vom Erfolg der neuen Gruppe begeisterte Leiter der Jugendarbeit im Kreisverband, Franz Mathe. Möglich wohl, denn der Weltrotkreuztag fällt auf den Geburtstag von Gründer Henry Dunant. Eine Lesenacht mit Übernachtungsaktion, eine riesige Halloween-Party, der Besuch eines Rettungshubschraubers und Plätzchenbacken für den Weihnachtsmarkt standen schon auf dem Programm.

„Wir danken Ihnen allen für das Vertrauen in uns“, begrüßte eine strahlende Sabrina Graf bei der Jahresabschlussstunde Eltern und Geschwister ihrer Schützlinge. In einer Gemeinschaftsaktion mit Heidi Hiendl hatten sie eine Nikolausfeier organisiert. Mit Schlittenfahren und Ramadama am Schlossberg geht es weiter. Und natürlich sind die kleinen Rotkreuzler beim Diesenbacher Faschingsumzug als Fußtruppe präsent.

„Wir begeistern Kinder überall wo wir sind , wir haben 12 Gruppen im Kreisverband Regensburg“, freut sich Franz Mathe über den ungebrochenen Zustrom an Jugendlichen zum Jugendrotkreuz. „Oft fehlen uns nur die Betreuer.“

Mit sechs Jahren begann für den heutigen Leiter der Jugendarbeit im Kreisverband Regensburg und Krankenpfleger selbst die Karriere als „ehrenamtlicher Berufsjugendlicher“. Bei den Kindern fühle er sich am wohlsten, sagt er. So leite er noch heute Gruppenstunden. Aber längst ist die ganze Familie mit im Boot des Vereins, der grundsätzlich Jugendlichen bis 27 Jahren offen steht, danach geht es in die BRK-Bereitschaft.

Was zählt, sind die Vorbilder

Und hier liege eines der Probleme, mit denen die Jugendarbeit kämpfe, so Mathe: „Es fehlt oft an Bindegliedern zwischen einer Bereitschaft und dem Jugendrotkreuz“. Tatsächlich sei die BRK-Bereitschaft Regenstauf der Idealfall mit unmittelbarer Angliederung. „Die Vorbilder sind es, die für Jugendliche zählen“, weiß Mathe aus fast fünf Jahrzehnten eigener Erfahrung. „Einen Sanka sehen, die Einsätze erleben“, zählt er auf. Die Rettungswache mit eigenen Räumen, der Nähe zum Bereitschaftsleiter Harald Hiendl und seiner Truppe, so Mathe, biete optimale Voraussetzungen. Tatsächlich besteht die neue Jugendgruppe derzeit aus sogenannten Bambinis und Kindern der Stufe eins, also den sechs- bis neunjährigen und denen bis zu zwölf Jahren. Das Leitungsteam von fünf jungen Frauen und einem Quotenmann rekrutiert sich selbst aus der Bereitschaftsmannschaft. Die nächsten Gruppenstunden in der BRK-Rettungswache Regenstauf, Dr.-Pfannenstiel-Str. 5, sind am 16. Januar mit Schlittenfahren, am 30. Januar und 6. Februar mit Kostüme basteln, am 7. Februar mit Teilnahme am Faschingszug und am 16. April mit einem Ramadama rund um den Schlossberg zusammen mit dem Bergverein. Beginn ist jeweils um 14.30 Uhr, Anmeldung ist nicht erforderlich. Informationen zu Kontakten gibt es unter www.brk-regenstauf.de