Ehrung
Feinsinniger Humor hat lange Tradition

„Wir sind entsprechend stolz“: Markus Söder zeichnete das Regensburger Bauerntheater mit dem „Heimatpreis Oberpfalz“ aus.

13.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr
Ralf Strasser
Unvergessen: Bärbel Kirner (im Bild mit ihrem Sohn Andreas) prägte lange Zeit das Regensburger Bauerntheater. −Foto: Fotos: Strasser

Man sagt Politikern nach, dass sie bei Verleihungen immer ein wenig zu spät kommen. Bei Markus Söder, dem Heimatminister Bayerns, ist das nicht anders. „Eine halbe Stunde wird’s noch dauern“, teilt man den Preisträgern beim Festakt für den „Heimatpreis Oberpfalz“ mit. Andreas Kirner ist einer von ihnen. Er lächelt. „Wir haben jetzt 95 Jahre auf den Preis gewartet, da kommt es auf eine Stunde auch nicht an.“

Kirner ist Theaterchef des Regensburger Bauerntheaters und wartet im Salzstadel auf Urkunde und porzellanenen Löwen. Eine kulturelle Auszeichnung, dabei werden Kirner und sein Team nicht allzuoft als Kulturgröße bezeichnet. Obwohl das Theater überregional und seit fast 100 Jahren Heimattradition auf die Bühne bringt, ist es tatsächlich das erste Mal, dass das Theater ausgezeichnet wird. Regensburg, Kultur und Bauerntheater – irgendwie will das nicht zusammenpassen, sinniert Kirner. „Zum Regensburger Kulturpreis werden wir zwar regelmäßig eingeladen, aber nicht für eine Auszeichnung. Vielleicht sollten wir mehr den Faust spielen“, schiebt er schmunzelnd hinterher.

Das Volkstheater ist angekommen

Es bleibt dabei: „Bauerntheater ist das, was wir können und lieben. Einmal haben wir ein Stück von Anzengruber gespielt. Das war gut, doch unsere Zuschauer haben uns zu verstehen gegeben, dass sie das nächste Mal wieder eine Bauernkomödie sehen wollen.“ Das Volkstheater, wie es das Ohnesorg-Theater oder das Millowitsch-Theater andernorts sehr erfolgreich und TV-gerecht praktizieren, ist in der Oberpfälzer Region jetzt nicht nur beim Publikum angekommen, sondern auch in der Würdigung von höchster Stelle. „Entsprechend stolz sind wir auch“, bemerkt seine Frau Cathrina Kirner. „Honoriert wird die Liebe, mit der wir Theater machen. Wichtig ist aber, dass es kein ‚Kirner-Preis‘ ist, den wir erhalten haben, sondern eine Auszeichnung für alle, die mitwirken und mitgewirkt haben“, betont Theaterchef und Darsteller Andreas Kirner.

Der Anspruch: Hohe Qualität und Herzlichkeit in Kombination mit Disziplin. Die Inhalte: Nichts Derbes, sondern feinsinniger, unschuldiger und zeitloser Humor. Eine Ideologie, die sich seit dem Sommer 1921 gehalten hat, als Veri Geisenhofer, Karl Reisinger und Viktor Preißler das Theater unter dem Namen „Dramatischer Verein“ im Regensburger Augustiner gegründet haben. Berta Ernst war es, die ab 1971 den Namen Regensburger Bauerntheater „unters Volk“ brachte. Die Ära Kirner mit Bärbel Kirner als Frontfrau, der unvergessenen Grand Dame des Volkstheaters, begann 1979 im Colosseum. Dort, wo früher im angesagt heißesten Tanzschuppen der Stadt die damalige Jugend abrockte, wurde nun primär auf die Lachdrüsen eingewirkt und das äußerst erfolgreich.

Das Theater wird mit Bärbel und Kurt Kirner zur Institution. Zu verdanken ist das dem Ensemble mit Mitspielern, die Kurt Kirner mitunter spontan rekrutierte. Die spätere Ehefrau seines Sohnes Andreas sprach er im Theatersaal vor der Vorstellung an: „Ich bräuchte eine Frau für meinen Sohn, hat er zu mir gesagt.“ Cathrina Kirner acht und erinnert sich: „Er suchte eine Mitspielerin, drückte mir ein Textheft in die Hand und sagte, wir sehen uns am Montag bei den Proben.“ Sie ist gekommen und geblieben. Seitdem hat sie ihr Herz an Andreas Kirner und an das Theater verloren. „Theaterspielen, das ist wie Alice im Wunderland. Wenn du das Theater betrittst, ist es wie eine andere Welt, der graue Alltag bleibt einfach draußen.“

„Der Preis gehört meiner Mutter“

Über 30 Jahre lang stand Bärbel Kirner auf der Bühne des Bauerntheaters, mit ihrer letzten Rolle in „Die Perle Anna“ stellte sie noch einmal ihr unvergleichliches komödiantisches Talent unter Beweis. „Wir sind ein Team und alle tragen zum Erfolg mit bei“, hat die sympathische Powerfrau einmal gesagt. Eine Philosophie, die ihr Sohn, seine Familie und sein Ensemble hochhalten. Dennoch: „Das Theater hat meiner Mutter viel zu verdanken, deshalb gehört der Heimatpreis auch ihr“, sagt Andreas Kirner.

Für die Kirners ist Theaterspielen kein Nebenjob, obwohl jeder im Team sein Brot nicht auf der Bühne verdient. „Wir sind und bleiben alle Laiendarsteller“, betont der junge Theaterchef. Jetzt also der Lohn für die praktizierte Fitness für die Seele. Und für das Vermitteln von bayerischem Heimatgefühl, Tradition und Lebensart, wie es Staatsminister Söder in seiner Laudation formulierte.

Wohin geht die Reise? „Wir bleiben der bayerischen Geschichte verpflichtet und wir bleiben bei unseren Leisten“, erklärt Andreas Kirner.

Mit dem Heimatpreis Oberpfalz sollen Menschen gewürdigt werden, die einen Beitrag zur „besonderen Lebensart“ in Bayern leisten. Das Regensburger Bauerntheater wurde vor 95 Jahren gegründet und hat mittlerweile im Saal der Kneitinger Hubertushöhe gefunden. Cathrina und Andreas Kirner leiten das Theater. Gespielt wird ganzjährig, mit zwei Stücken. Ab dem 28. Januar hebt sich wieder ein Premierenvorhang, dann steht die Komödie „Wenn´s läuft, dann läuft’s“ auf dem Programm.