Lebenswerk
Udo Klotz: Ein Gentleman der Musik

Es gibt genug Möglichkeiten, jemandem die Wahrheit zu sagen, ohne ihn zu verletzen, sagt der Regensburger. Ein Porträt.

24.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Angelika Lukesch

In Udo Klotz treffen Musikliebe und Vornehmheit zusammen, denn beides hat miteinander zu tun. Foto: Lukesch

Wer vom Regensburger Stadtzentrum aus zu Udo Klotz fährt, muss nach Norden fahren und kommt im Süden heraus. Das Paradoxon ist leicht erklärt: An der Hofeinfahrt zum Anwesen von Roswitha und Udo Klotz leuchten dem Besucher Orangen und Zitronen entgegen, die üppig an zwei kleinen Bäumen hängen. Eine Symphonie aus verschiedenen Grünnuancen, roten Tomaten, gelben Zitronen, orangen Apfelsinen und allerlei bunten Blüten schwingt um das Haus.

Harmonie herrscht auch im Haus. Eine Vielfalt an künstlerischen Ausprägungen nimmt den Besucher gefangen. Viele Bilder der renommierten Künstlerin Roswitha Klotz hängen oder stehen in Stapeln, Malutensilien, Bücher und dazwischen all die Zeichen eines Lebensstils, der sich an Schönheit orientiert, ohne das Menschliche auszusperren.

Dazwischen überall Instrumente: Zwei viel benutzte Cembali, eines davon einige hundert Jahre alt, nehmen einen Teil des Raums ein, ein alter Flügel aus England, auf dem wohl schon Clara Schumann Werke ihres Mannes 1866 in London aufführte, dominiert wuchtig einen anderen Teil des Raumes. An der Wand hängen Streichin-strumente: Violine, Viola, Violoncello, Viola da Gamba, das Lieblingsinstrument von Udo Klotz.

„Als Musiker wird man demütig“

Aufgewachsen in der Bach-Stadt Ansbach, wurde Klotz von klein auf von Musik geprägt, später vom Humanismus, den er am Gymnasium Carolinum in Ansbach aufsog. Beide Prägungen ließen aus Udo Klotz einen Menschen werden, dessen überaus höfliche, zurückhaltende und rücksichtsvolle Wesensart sowie sein wertschätzender Umgang mit den Mitmenschen in der heutigen, oftmals von Egoismus gesteuerten Zeit angenehm auffallen.

„Das Gegenüber und die Kollegen verdienen Respekt. Jeder hat eine Persönlichkeit und auch Prinzipien, die man schätzen muss“, erklärt Klotz seine ihm eigene Art, mit den Menschen umzugehen.

In der Musik, erläutert der Musiker weiter, sei Egoismus fehl am Platze: „Als Musiker wird man demütig, wenn man die Werke eines großen Komponisten spielt, wenn man nachvollziehen darauf, was sich der Komponist überlegt hat, um dieses Kunstwerk zu schaffen. Demut dem Kunstwerk gegenüber ist wichtig. Ein Musiker spielt es nie gedankenlos. Besonders bei der Kammermusik muss jeder auf den anderen hören, anders kommt kein Ensemble zustande.“

Er, der viele Jahre Musik unterrichtet hat (elf Jahre bei den Domspatzen und dann 27 Jahre im Von-Müller-Gymnasium), der Lehraufträge an der Universität Regensburg (28 Jahre lang), an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (41 Jahre lang) erfüllte und zahllose Kinder, Jugendliche und junge Menschen an die Musik herangeführte, ihnen mehr als nur eine Ahnung von Musikwissenschaft und Musikgeschichte gab, fühlte sich stets dem Humanismus, der ihm im Ansbacher Gymnasium in die Seele gepflanzt worden war, verpflichtet. Die Achtung vor der Würde des Menschen beherrscht sein Leben.

„Zorn kenne ich nicht“

Heftige negative Emotionen sind ihm wesensfremd: „Zorn kenne ich nicht. Daran ist vielleicht meine humanistische Erziehung schuld und die ständige Kontemplation, die mich immer wieder über lateinische und griechische Texte nachdenken und erkennen lässt, was das bedeutete. Wenn mich etwas aufregt, dann schlafe ich erstmal drüber und lasse Zeit vergehen, bis ich die Dinge klar beurteilen kann“, sagt Klotz. Auch ist er kein Freund derer, die dem andern eine unangenehme Wahrheit direkt ins Gesicht schleudern: „Es gibt sprachlich genug Möglichkeiten, jemandem die Wahrheit zu sagen, ohne das Gegenüber zu beleidigen oder zu verletzen. Auch das hat etwas mit Höflichkeit zu tun und damit, sein Gegenüber zu würdigen“, sagt Klotz.

Sein Leben lang hat sich der gebürtige Ansbacher mit Musik befasst, man kann sagen, sein Leben ist Musik. Als er 1970 nach Regensburg kam, als fertiger Lehrer mit einem Staatsexamen, das er mit Auszeichnung bestanden hatte, sah er für sich selbst, neben dem Unterricht, die Verpflichtung, die Musikgeschichte der Domstadt aufzuarbeiten. Unzählige Autographe von Kompositionen aus alter Regensburger Zeit hat Klotz aus den Archiven ausgegraben, aufbereitet und zum großen Teil auch zur Aufführung oder Uraufführung gebracht. Erst in jüngster Zeit veröffentlichte er eine CD mit Musik aus der Zeit des Immerwährenden Reichstages. Auf die Frage, bei welchem historischen Ereignis in der Vergangenheit er gerne anwesend gewesen wäre, antwortet Udo Klotz ohne zu lange zu überlegen: „Bei der Uraufführung der Oper „Orfeo“ von Monteverdi im Jahr 1609 in Mantua. Das war die erste Oper in der Musikgeschichte und es ist eine fantastische Musik.“

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