Forschung
Hinter jedem Schild eine Geschichte

In den 1400 Regensburger Straßennamen liest Matthias Freitag wie in einem Buch. Wir haben einen Spaziergang mit ihm gemacht.

04.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:24 Uhr

Woher kommen die Regensburger Straßennamen? Dieser Frage ging der Regensburger Historiker Matthias Freitag nach. Fotos: Haala (5), Pavlas (1)

Wer vom Haidplatz an die Donau will, geht durch die Weingasse. So ist er einfach und schnell am Ziel. Wenn aber der Regensburger Historiker Matthias Freitag durch die Weingasse geht, spielen sich vor seinem inneren Auge Szenen aus längst vergangenen Zeiten ab. Dann sieht er die früheren Regensburger Weinhändler. Weiter unten beim historischen Weinstadel aus dem Jahr 1527 sieht er die Schiffe mit den edeln Tropfen anlanden. Die Fässer werden auf dem Weinmarkt verladen und verkauft.

In Straßenschildern wie diesem liest Freitag wie in einem Märchenbuch.Denn er hat die 1400 Regensburger Straßennamen erforscht und ihre Geschichten vor kurzem in einem Buch (ISBN: 9 78 37 91 72 90 84) veröffentlicht. Seit 20 Jahren setzte er sich immer wieder mit der Herkunft dieser Namen auseinander und hob damit einen wahren Schatz an Geschichten.

Ein Stadtrundgang mit Matthias Freitag:

Ein ganz besonderer Brunnen

Auch die Viereimergasse ist so eine Stelle in Regensburg, an der Freitag einen Einblick in das Leben der Regensburger aus früheren Zeiten erhält. Am Eingang dieser Gasse befand sich zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert ein Ziehbrunnen, aus dem die Bürger Wasser schöpften. Das taten sie über zwei Seile, an deren Enden jeweils ein Eimer hing. Insgesamt waren es also vier Eimer. Dieser Umstand muss so besonders gewesen sein, dass sich die Regensburger daran haben orientieren können. Immerhin erinnert der Name der Gasse noch heute an diesen praktischen Brunnen – an die Gasse, an deren Anfang ein Brunnen mit vier Eimern stand.

Erst kürzlich wurde ein Regensburger Platz umgetauft. Lesen Sie hier mehr dazu.

Es sind aber nicht nur die Lebensumstände der früheren Einwohner von Regensburg, die Freitag durch seine Forschung kennenlernte, sondern auch sie selbst. Durch seine Forschung machte Freitag beispielsweise Bekanntschaft mit dem Multimillionär Johann Anton Küffner, nach dem die Küffnerstraße am Unteren Wöhrd benannt ist. Der wohlhabende Mann lebte von 1667 bis 1738. Geboren war er in Hof, nach Regensburg aber kam er schon als gemachter Kaufmann. Da er aber keine Kinder hatte, stiftete Küffner sein Vermögen von 73 000 Gulden für Alte, Kranke, Waisen und Schüler in Regensburg und Hof. Sogar die evangelische Mission in Indien bedachte er mit seinem Geld.

Thriller aus dem Archiv

Soll Regensburg eine Helmut-Schmidt-Straße bekommen? Kürzlich entflammte die Debatte.

Lesen Sie hier eine Geschichte über die Straßennamen im Landkreis Regensburg.

Weitere Nachrichten aus Regensburg finden Sie hier.

Aktuelle Nachrichten von mittelbayerische.de jetzt auch über WhatsApp. Hier anmelden:http://www.mittelbayerische.de/whatsapp.