Bestattungen
Den Abgang stilvoll gestalten

Karl Wilhelm junior und Ehefrau Jennifer haben im Juni das Neunburger Traditionsunternehmen Birner erfolgreich übernommen.

20.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr
Ralf Gohlke

Jennifer und Karl Wilhelm junior sind dabei, das Bestattungsunternehmen Birner in seiner guten Tradition weiterzuführen. Foto: ggo

Was hat einen Verstorbenen zu Lebzeiten ausgemacht?, was war vielleicht seine Leidenschaft?, wo hat er sich gern aufgehalten? – Das alles sind Fragen, die Bestatter Karl Wilhelm junior sehr interessieren. Deshalb nimmt er sich für ein Gespräch mit trauernden Angehörigen immer die Zeit, Details zu hinterfragen. Sein Ziel ist es, das individuell passende Gesamtkonzept für ein Begräbnis anbieten zu können. Das beginnt bei den sehr persönlich gehalteten „Sterbebildern“ und setzt sich in der Gestaltung des Sarges oder der Urne fort.

„Kürzlich ist ein Getreidebauer verstorben. Schon bei der Aufbahrung haben wir für ihn extra Weizenhalme mit Ähren in die Dekoration integriert und den Sarg zierte ein entsprechendes Schnitzdekor“, erklärte Wilhelm im Gespräch mit unserem Medienhaus. Das neueste Angebot ist die „Baumbestattung“, die einzige, in Deutschland erlaubte Möglichkeit, sich seien Bestattungsort außerhalb eines Friedhofes frei zu wählen.

Die Familie steht dahinter

An der Art und Weise, wie er sein Tätigkeitsfeld schildert, ist Karl Wilhelm eine gewisse Leidenschaft für seinen erst in jüngerer Zeit gewählten Beruf anzumerken. Allerdings kommt diese nicht von ungefähr. „Mein Opa Max Peither war Bestatter in Penting und hat mich schon früh immer mit auf den Friedhof genommen“, begründet er. Auch der Tod seiner Mutter habe ihn später mit geprägt.

So kam es, dass er nach einer Weiterbildung zur „Bestattungsfachkraft“ das Unternehmen zum 1. Juni diesen Jahres übernommen habe. Schnell war man sich darüber einig, den Traditionsnamen „Birner“ beizubehalten. Als Glücksfall erwies sich, dass seine Frau Jennifer und deren gesamte Familie, seine Begeisterung an dem Vorhaben teilten.

Sowohl die Schwiegereltern als auch Jennys Bruder sind inzwischen fester Bestandteil der Belegschaft. „Das war von vornherein der Plan“, erklärte Wilhelm. Die eigentliche „Chefin“ ist Jenniffer, die sich um den gesamten wirtschaftlichen Bereich kümmere, während er sich dem Kerngeschäft widme.

Wichtig ist es ihm herauszustellen, dass das Unternehmen durch Herrmann und Jule Birner, die sich bis zum Jahresende ganz zurückziehen möchten, hervorragend geführt wurde. Sein Bestreben sei es, es in diesem Sinne weiter zu entwickeln. Dazu gehörte zum Beispiel die Aufnahme in den Bundesverband f´ür Bestattungswesen und seine Meisterprüfung, die er für 2018 anpeilt. Ein besonderer Hinweis gilt den geschlossenen Vorsorgeverträgen, die in ein Treuhandkonto überführt würden und somit die volle Gültigkeit garantiert sei.

Als Anpassung an den Zeitgeist versteht Wilhelm junior unter anderem die enge Zusammenarbeit mit einheimischen Künstlern wie Mare Keramik aus Thanstein, die exklusive Urnen anfertigt. Wie exklusiv schildert Wilhelm am Beispiel des heuer verstorbenen Rötzer Originals Heribert „Gürtler“ Blab, dessen Lebensinhalt unter anderem die Bewirtung der Gastwirtschaft auf dem Schwarzwihrberg war. Das finde sich nun auf der Urne wieder.

Als Baum weiterleben

Neu im Angebot sei zudem, den sogenannten digitalen Nachlass zu regeln. Darunter verstehe sich zum Beispiel die Auflösung von Internetkonten, -abos und Ähnlichem. Ein wenig stolz ist er darauf, neben der bereits bestehenden Möglichkeit, die Asche eines geliebten Verstorbenen in einen Diamanten umwandeln zu lassen, nun auch eine ganz neue Form anbieten zu können, „den Baum des Lebens“.

Das habe nichts mit der Bestattung in einem Friedwald zu tun, erläuterte Wilhelm. In einem Spezialunternehmen in den Niederlanden werde ein Baumsetzling in die Asche eingesetzt. Nach circa einem halben Jahr, könne der Baum dann an beliebiger Stelle eingepflanzt werden. Dies sei auch in Deutschland gestattet. Eine Familie habe diesen Wege bereits beschritten und der Opa werde so den Platz an seinem geliebten Weiher einnehmen können, an dem auch die Familie zusammenkomme. Um diese Konzepte vorstellen und auch etwas die Beklemmung vor dem Besuch beim Bestatter abzubauen, sei für 2018 ein „Tag der offenen Tür“ geplant, unter anderem mit Vorträgen zur Vorsorge. „Wer es lieber klassisch möchte, bekommt das auch so“, fasste Karl Wilhelm zusammen.

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