Stadtgeschichte
Einweihung erst nach dem Panzer-Test

Mit moderner Ingenieurstechnik vom Lindenviertel zur Altstadt: Vor 50 Jahren wurde die Schwandorfer Adenauer-Brücke geweiht.

23.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr

Mit Bundeswehr-Panzern wurde wenige Tage vor der Einweihung die Tragfähigkeit der Adenauer-Brücke getestet. Foto: Günter Oberseider

Die Zeitzeugen sparten nicht mit Superlativen. Von einem „Wegweiser zu einem neuen Lebensraum für die Stadt und ihre Menschen“ sprach das „Schwandorfer Tagblatt“ und rühmte „die lang herbeigesehnte Verkehrsader ins weite Land“. Ähnlich wolkig die Sätze vom Tag der Einweihung selbst: Bald nach der Zeremonie, schreibt der Chronist, „flutete der erste Verkehr über die Brücke aus Stahl und Beton, die als ein neues Wahrzeichen Schwandorfs Namen auf dem Verkehrssektor in positivem Sinne bekannt machen wird“.

5,5 Millionen D-Mark investierten Bund, Freistaat – und mit einem Anteil von etwa sieben Prozent auch die Stadt Schwandorf. Drei Jahre lang wurde an dem einschließlich Rampen 450 Meter langen Brückenbauwerk mit einer Stützweite von 231 Metern gebaut, 4000 Kubikmeter Stahl- und Spannbeton verliehen der neuen Überführung eine stabile Form.

Bis zu 6,2 Prozent Steigung

Seit die vorerst letzte Sanierung fast genauso lange gedauert hat wie seinerzeit der Bau,hat die Brücke erst recht ein schlechtes Image weg. Der Bund hat die ehemalige B 15 an Schwandorf übertragen; ehe die Stadt die Baulast übernommen hat, musste das Brückenbauwerk instandgesetzt werden. Doch dabei bewies das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach nicht immer eine glückliche Hand.

Auch wenn es im Vorfeld kritische Stimmen gab, die einer großen Umgehungsstraße den Vorzug gegeben hätten, waren doch die meisten Schwandorfer beeindruckt. Hunderte von Zaungästen waren zur Nordrampe beim Tonwarengelände gekommen und verfolgten die Eröffnungszeremonie: Der damalige Oberbürgermeister Dr. Josef Pichl durchschnitt das Sperrband an der Brückenauffahrt; Weihbischof Josef Hiltl, ein gebürtiger Schwandorfer, segnete zusammen mit dem evangelischen Dekan Hans Wiedemann das Bauwerk.

Ein junger Mann macht Fotos

Was sich heute kaum noch jemand vorstellen kann: Früher, erzählt Oberseider, wurden Brückenbauwerke ganz praktisch auf ihre Statik hin überprüft. „Bei Eisenbahnbrücken sind sie mit schweren Loks darüber gefahren, bei Straßenbrücken mit anderem großen Gerät“, sagt der Bauingenieur. Und so entstanden seine vielleicht spektakulärsten Bilder von der Brücke: Zehn Tage vor Inbetriebnahme rumpelten neun Bundeswehr-Panzer auf den Betonbogen, um die auf 60 Tonnen ausgelegte Tragfähigkeit zu testen. Mit Erfolg: Die „berechneten Durchbiegewerte“, vermeldet der Chronist des Schwandorfer Tagblatts, wurden sogar „noch unterschritten“.

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