Umwelt
Klärschlammentsorgung in der Praxis

Wie trennt man – energieeffizient – das Gute vom Schlechten? Mit dieser Frage bschäftigten sich fünf Experten in Schwandorf.

01.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:56 Uhr

Dr. Matthias Franke (v. l.), Thomas Knoll, Prof. Dr. Mario Mocker, Prof. Dr. Franz Bischof, Dipl.-Ing. (FH) Sonja Wiesgickl und Dipl-Ing. (FH) Rudolf Bogner Foto: ZMS

Das Ressourcenpotential von Klärschlamm ist enorm. In ihm schlummern wichtige Nährstoffe wie Phosphat, die in der Landwirtschaft benötigt werden: andererseits enthält er auch Schadstoffe, die Gesundheit und Umwelt gefährden. Die entscheidende Frage ist: Wie trennt man das Gute vom Schlechten – und das möglichst energieeffizient? Oder wissenschaftlich ausgedrückt: Wie geht energetisch und stofflich optimierte Klärschlammentsorgung? Und genau diese Fragen stellten sich Expertinnen und Experten in einer Regionalveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) am vergangenen Dienstag im Sitzungssaal des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS).

Diese Veranstaltung führten die DGAW, der Zweckverband Thermische Klärschlammverwertung Schwandorf und die OTH Amberg-Weiden unter Federführung von Prof. Dr. Mario Mocker gemeinsam durch.

Fünf Referentinnen und Referenten berichteten aus Forschung und Praxis der Klärschlammentsorgung. Den Anfang machte, nach einer kurzen Begrüßung des Schwandorfer Oberbürgermeisters Andreas Feller, OTH-Professor Dr. Mario Mocker. In seinem Vortrag gab er einen Überblick über bekannte Prinzipen und neue Trends der energetischen Verwertung von Klärschlamm und Phosphorrückgewinnung. Sein Fazit: Ein nachhaltiges Phosphatmanagement ist nötig, um die lebensnotwendige und begrenzte Ressource „Phosphor“ systematisch zurückzugewinnen. Die Politik hat mit der Novellierung der Klärschlammverordnung erste Schritte unternommen, weitere Maßnahmen sind notwendig.

Anschließend ging es ins Detail: ZMS-Verbandsdirektor Thomas Knoll präsentierte mit der Klärschlammtrocknung durch die Abwärme von Müllverbrennungsanlagen eine zukunftsfähige Lösung für Ostbayern; OTH-Professor Dr. Franz Bischof berichtete über aktuelle Forschungsansätze an der OTH Amberg-Weiden zur Phosphorrückgewinnung aus Abwasser. Erfahrungen aus der Praxis steuerten Dipl-Ing. (FH) Rudolf Bogner und Dipl.-Ing. (FH) Sonja Wiesgickl bei. Rudolf Bogner von der CNP-Technology Water and Biosolids GmbH sprach über seine Erfahrungen mit dem AirPrex-Verfahren bei der Phosphorrückgewinnung aus Abwasser, das bereits auf acht Kläranlagen Anwendung findet.

OTH-Absolventin Sonja Wiesgickl, die beim Fraunhofer UMSICHT Sulzbach-Rosenberg an der Umsetzung des Forschungsprojekts KRN-Mephrec am Klärwerk Nürnberg mitarbeitet, referierte über metallurgisches Phosphorrecycling aus Klärschlamm. Nach erfolgreichen Tests an der TU Bergakademie Freiberg werde in der Frankenmetropole dazu gerade eine Pilotanlage errichtet. In der anschließenden Diskussion mit dem Fachpublikum beantworteten die Referenten Detailfragen und vertieften die Inhalte. Sie beleuchteten auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Dimensionen der Klärschlammentsorgung, zum Beispiel die Frage, inwieweit die Akzeptanz dieser Technik sinkt, wenn Abwassergebühren mit ihrer Einführung steigen.