Hallenturnier
Beifall für Favoriten, Pfiffe für Dumani

Abensberg, Neustadt, Lengfeld und SVI haben alle Anlaufschwierigkeiten – Aufreger in Kelheim war aber etwas ganz anderes.

07.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Auch wenn Neustadt (gelb-schwarz) gegen Abensberg den Kürzeren zog, zogen letztlich doch beide souverän in die Endrunde ein. −Foto: Neumaier

Wenn ein Tor zum 1:4, das nicht einmal zwei Minuten vor dem Ende nur noch Ergebniskosmetik bedeutet, gefeiert wird, als ob es der Siegtreffer im Finale wäre, dann stimmt etwas nicht. Wenn dann noch gleichzeitig ein Spieler zur Zielscheibe der Gegner und rund 300 Zuschauer wird, dann stimmt etwas ganz gewaltig nicht.

Es war ein gellendes Pfeifkonzert, Buh-Rufe erfüllten die Kelheimer Dreifachturnhalle – das lag aber nicht an einem weiteren Favoritensterben beim Herren-Hallenturnier des ATSV Kelheim, sondern traf lediglich eine Person: Mergim Dumani. Der ehemalige ATSV- und aktuelle Neustädter Fußballer wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, Fehler wurden beklatscht, Fouls gegen ihn frenetisch bejubelt.

Es war ein Spießrutenlauf

Eventuell war er wegen seiner für den ein oder anderen wohl arrogant wirkenden Spielweise daran nicht gänzlich schuldlos, aber das abschließende Spiel gegen den SV Kelheimwinzer war ein Spießrutenlauf für den 23-Jährigen. „Er polarisiert, macht viele Tricks, aber dass er sich dafür von den Rängen als ,schwule Sau‘, ,Missgeburt’ oder ähnliches beschimpfen lassen muss und Fouls gegen ihn gefeiert werden, das ist unverständlich, sehr schade und hat rein gar nichts mehr mit Fußball zu tun. Da hätte auch der Hallensprecher reagieren können“, sagte Abteilungsleiter Daniel Neubaur.

Dumani reagierte gelassen –„ich stehe da drüber“ – und zahlte in anderer Münze zurück. Er schenkte dem SV Kelheimwinzer, dem ein Unentschieden gegen Neustadt zum Einzug in die Hauptrunde gereicht hätte, drei Tore ein, und hievte die Neustädter als Gruppenzweiten so beinahe alleine in die Endrunde. Beklatscht wurde aber nur das 1:4 der Winzerer. Neubaur: „Mit unserem Abschneiden bin ich vollauf zufrieden. Wir sind mit einer Rumpftruppe angereist – in der Endrunde sind wir breiter aufgestellt.“

Die Überlegenheit der Neustädter erkannte dann auch der Winzerer Coach Bernhard Huber an: „Sie waren besser, ganz klar. Aber wir haben uns gut aus der Affäre gezogen. Vielleicht haben uns die ersten beiden Spiele zu viel Kraft gekostet – letztlich haben wir ein tolles Turnier gespielt.“

So trotzen die Huber-Schützlinge etwa dem favorisierten TSV Abensberg in einem dramatischen Spiel ein 1:1 ab – Abensberg stand zuletzt sogar nur noch mit zwei Feldspielern auf dem Platz. Vom schwachen Start ließen sich die Babonen aber nicht aufhalten und holten dennoch den Gruppensieg. Dem 1:1 gegen Winzer folgte ein erkämpftes 2:1 gegen Neustadt und ein herausgespieltes 9:0 gegen die SpVgg Weltenburg. Trainer Richard Ott war zufrieden: „Wir sind mit einer sehr jungen Truppe angereist, hatten unter anderem A-Jugend-Torhüter Matthias Hintermeier im Kasten. Aber er hat seine Sache gut gemacht, die Jungs haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Was zählt ist, dass wir in der Endrunde sind –jetzt wollen wir auch da bestehen und mindestens ins Halbfinale.“

Die Hauptrunde komplettieren der SV Ihrlerstein und der SV Lengfeld aus der Gruppe A. Die Ihrlersteiner zeigten sich dabei als konstantestes Team des Tages, wenn auch beim 2:2 gegen Painten der Motor erst warmlaufen musste. Das sah auch Trainer Ralf Schinn so: „Wir haben uns kontinuierlich gesteigert, uns in einen Lauf gespielt. Natürlich war das unser Ziel – Ihrlerstein hat eine große Hallen-Tradition und wenn ich mir unsere Spiele heute anschaue, dann glaube ich, dass es wieder in die richtige Richtung geht. Wir sind kein Favorit, aber natürlich wollen wir das Beste rausholen.“ Das klare 7:1 gegen Offenstetten und gerade das 4:1 gegen Lengfeld untermauerten Schinns These. Denn die Lengfelder um Spieler-Trainer Stefan Galli hatten bis dahin mit einem 4:2 gegen Offenstetten und einem 5:3 gegen Painten überzeugt. Trotz der Pleite in der abschließenden Partie begleiten sie die Schinn-Truppe in die Endrunde.

Raus mit Applaus – und Toren

Dort nicht mit von der Partie sind die SG Painten und der TSV Offenstetten, das war schon vor deren Abschlusspartie klar. Das war den beiden Mannschaften aber nicht anzumerken: Sie spielten mit offenem Visier, steckten nie auf und zeigten eines der unterhaltsamsten Spiele des Tages. Am Ende hieß es 7:6 für Painten. Da verließ dann auch Offenstettens Coach Georg Fischer mit einem Lächeln die Halle – trotz null Punkten: „Wir waren seit langem wieder einmal in Kelheim dabei und es hat viel Spaß gemacht. Wir waren besser, als es unsere Ergebnisse aussagen – das hat schon gepasst.“

So zufrieden Fischer mit seiner Truppe war, so unzufrieden waren andere mit dem Niveau des gesamten Turniers. Bernhard Huber bezeichnete es als „schwächer als wir es kennen“, Daniel Neubaur als „nicht so hoch wie gewohnt“ und Ralf Schinn als „ noch überschaubar“. Und auch die Zuschauer sprachen davon, „dass heuer ein bisserl fad is“ oder „dass es heuer nicht viel fürs Auge gibt.“

Dass ebenjene Zuschauer einen rigoros auspfiffen, der fußballerisch dafür hätte sorgen können, dass es was fürs Auge gibt – egal, wie er sich gab –, steht auf einem anderen Blatt.

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