Interview
Nur auf die Hose kommt es an

Seit 20 Jahren führt sie den Textilhersteller. Nun wird die MAC-Chefin Eveline Schönleber mit der Staatsmedaille geehrt.

04.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:18 Uhr

Eveline Schönleber Foto: MAC-Jeans

Was bedeutet Ihnen der Preis?

Ich fühle mich sehr geehrt. Vor allem für unser Unternehmen und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die daran beteiligt sind. Deshalb werde ich diese Ehrung dem gesamten MAC-Team widmen. Nur mit ihm sind wir zu so einer erfolgreichen Wirtschaftsgröße geworden.

Eine der Begründungen für den Preis lautet, Sie haben sich stark für sozialverträgliche Arbeitsbedingungen eingesetzt. Was bedeutet das konkret?

Unter anderem haben wir in Wald Roßbach schöne, hochwertige Arbeitsplätze geschaffen. Wir haben fünf Architekturpreise gewonnen. Allerdings war nie eine preisgekrönte Architektur das Ziel, sondern ein menschenwürdiges Umfeld. Wir werden für diese inspirierende Atmosphäre und den kreativen Freiraum mit großer Innovationskraft, unglaublichem Einsatz und einer kleinen Fluktuationsrate belohnt. Viele unserer Leute kommen aus der Region, einige aus Metropolen. Auch die fühlen sich hier auf dem Land, inmitten grüner Wiesen und Felder, sehr wohl.

Wie steht es um die Fertigungsstandorte im Ausland?

Wir sind nie wegen des letzten Cents noch weiter nach Osten gegangen. Unsere Produktion findet fast ausschließlich in Europa statt. Wir leisten uns die Herstellung in Polen, produzieren in Mazedonien und der Türkei, ein wenig in Tunesien. Unsere Reisetechniker, die wir selbst ausbilden, sind vor Ort. Sie setzen sozialverträgliche und gute Arbeitsbedingungen durch.

Können MAC-Kunden sicher sein, dass ihre Hosen umweltschonend produziert wurden und die Mitarbeiter fair bezahlt werden?

Wir achten auf die Einhaltung jeglicher Normen und auf die Arbeitsbedingungen. Wir kennen die Ursprünge, die Veredelung und sind sicher, dass es qualitativ hochwertige Produkte sind und dass sie unter ökologischen und sozialverträglichen Bedingungen produziert wurden. Zudem setzen wir u. a. Denims ein, die recycelten Ursprung haben und wenig Wasser verbrauchen. Dabei helfen neue Färbeverfahren und Lasertechniken. Die Hosen kommen nicht zu 120 Stück in Waschmaschinen, wo sie mit Chlor, Chemikalien und Steinen gewaschen werden.

Es gibt kaum noch deutsche Textilhersteller. Warum hat es MAC geschafft?

Ganz einfach. Für uns zählt nur das gut abverkaufte Produkt. Das ist unsere Lebensversicherung. Unser Credo lautet: Produkt, Produkt, Produkt. Es ist die beste Werbung, aber nur dann, wenn wir es im richtigen Modegrad, in der richtigen Passform, Qualität, zum richtigen Zeitpunkt und Preis an den PoS (Point of Sale) bringen.

Worauf kommt es für MAC in den nächsten zehn Jahren an?

Wir werden denselben Weg weitergehen – das Ohr am Markt, den Fokus nur auf dem Produkt haben und ausschließlich Hosen anbieten. Ein wichtiger Aspekt kommt hinzu: So kreativ wir bei den Produkten sind, so konservativ sind wir in unserer betriebswirtschaftlichen Betrachtung. In der gesamten Firmengeschichte haben wir noch nie einen Kredit aufgenommen.

Wie wirkt sich der Online-Handel auf Sie aus?

Wir partizipieren am Online-Geschäft, halten es aber eher klein, weil wir vom stationären Handel leben. Aber wir wollen es verstehen und beherrschen.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei ihren Beschäftigten?

Unsere Frauenquote liegt bei 90 Prozent. Wir verfügen in Wald/Roßbach über Design, Marketing, Vertrieb, Beschaffung, Buchhaltung, IT und Versand. Unser Herzstück ist die Schnittabteilung. Wir machen unsere Schnitte selber und haben eine Musternäherei. Da bilden wir unseren Nachwuchs aus, schicken ihn auf Schnitttechniker- und Reisetechnikerschulen. Das ist wichtig – es gibt hier ja keine Nähbetriebe mehr.

Regelmäßig stellen wir besondere Unternehmen aus Ostbayern vor. Hier kommen Sie zur kompletten Serie „Unsere Champions“

Dabei war der Bayerische Wald einst der Hort der Nähbetriebe ...

Absolut. Deswegen hat sich der Firmengründer Max Gansbühler nach Wald/Roßbach zurückgezogen, weil er in Regensburg keine Näherinnen bekommen hat. Vor knapp 20 Jahren mussten wir selbst in Roßbach die Produktion und in Weihern bei Pfreimd die Näherei schließen. Wir haben aber letzten Endes allen Betroffenen einen Arbeitsplatz anbieten können.

Im Versand verfügen wir über ein unschlagbar tolles Team von etwa 30 Frauen und Männern. Die rocken unseren ganzen Laden. Wir machen für sie so ziemlich jedes Arbeitszeitmodell möglich. Das danken sie uns mit vollem Einsatz.

Unser Team ist relativ jung – mit 51 Jahren gehöre ich zu den Älteren. Aber ich werde jung gehalten durch die Jungen. Wir haben eine gute Durchmischung und fördern den Nachwuchs, so dass er nach wenigen Jahren in Führungspositionen ankommen kann.

Wo möchten Sie persönlich in zehn Jahren stehen?

Ich bin mehr ein Coach. Das möchte ich mindestens noch zehn Jahre machen: Leute anleiten, ihnen zeigen, wie man vom Fleck kommt und wie Erfolg möglich ist.

Sie führen MAC seit 20 Jahren. Was würden Sie als Highlight dieser Zeit bezeichnen, was als das unangenehmste Erlebnis?

Unangenehme Erlebnisse gibt es nicht. Wenn, dann gibt es Herausforderungen. Nach dem Abitur hab ich erst mal Nähen gelernt – ganz wichtig, dass man weiß, wovon man redet. Dann habe ich zwei Studiengänge absolviert, als Modedesignerin gearbeitet und berufsbegleitend BWL studiert. Mit diesem kompakten Programm kam ich zu MAC. Der Firmengründer hat mich nach drei Jahren als 30-Jährige an die Spitze gesetzt. Ich habe es mir hart erarbeitet. Aber er hat sich getraut, jemand Jungen zu nehmen. Dafür bin ich immer noch dankbar. Das möchte ich an meine Mitarbeiter weitergeben: Dass wir alle Verantwortung tragen, auch schon in jungen Jahren, und dass sie zeigen dürfen, was sie können.

Hier eine Geschichte, die wir vor vier Jahren anlässlich des 40-jährigen Firmenjubiläums veröffentlichten.

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