Interview
Jeder hört den Unterschied

Der Riedenburger HiFi-Experte Max Krieger über gute, schlechte Musikanlagen, digitale Aufnahmen und das richtige Hören

16.02.2015 | Stand 16.09.2023, 7:02 Uhr
Ein Experte des Hörens: Max Krieger mit dem von ihm entwickelten Lautsprecher Unison Max-1 −Foto: Fleischmann

Analog oder digital – ein Glaubenskrieg über Musikquellen, den junge Menschen nicht verstehen. Zu Recht?

Max Krieger: Wir müssen umdenken. Das digitale Bild ändert sich. Es werden schon Streamings angeboten mit der zehnfachen Datenrate einer CD. Hochwertiger Digitalmusik gehört die Zukunft. Dann werden die Ansprüche an die Geräte steigen.

Das ist noch Zukunftsmusik...

Ja, aber ganz nahe. Richtig ist: die heute dominierende Datenreduktion ist schlimm. Davon abgesehen, dass es unnatürlich klingt – die Dynamik in der Musik wird weggebügelt. Alles ist komprimiert für Gaststätten und Radios. Damit opfert man das Gänsehautfeeling beim Hören. Die Begeisterung des Künstlers für sein Werk – das ist dann weg.

Ist es am Ende wichtiger, wie gut die Musik aufgenommen wurde, als die Art der Technik, mit der sie abgespielt wird?

Der Art der Technik – digital oder analog – kann man es nicht anlasten, wenn etwas schlecht klingt. Es gibt unwahrscheinlich gute CDs, da hat man sich große Mühe bei der Aufnahme gegeben. Und es gibt schauderliche CDs. Das gilt genauso für Schallplatten.

Viele Menschen sagen, sie hören nicht laut, also bräuchten sie keine besonders gute Stereoanlage. Was erwidern Sie denen?

Musikgenuss hat nicht nur mit Lautstärke zu tun. Viel wichtiger ist Zeit. Ich muss mich fallen lassen, das Handy weglegen, ein Kopfkino aufbauen, dann stellt sich Wohlbefinden ein. So hört jeder schnell die Unterschiede, ob es gut klingt. Wir müssen unsere Ohren spitzen. Im Alltag sind die Augen stets voll gefordert. Was wir hören, empfinden wir zumeist als störenden Lärm und versuchen, ihn wegzublenden. Gehen Sie in den Wald und hören den Tieren zu, damit Sie Ihr Gehör wieder richtig wahrnehmen.

Wer aber immer nur vom Handy seine MP3-Dateien abgehört hat, kennt doch die mögliche Qualität nicht.

Nein, da braucht es den Vergleich. Zu mir kommen Kunden, die Stücke von ihrem Handy auf der Anlage im Laden hören wollen. Wenn ich denen das gleiche Stück auf CD vorspiele, dann sind sie baff. Den Unterschied hört wirklich jeder. (fl)