MZ-Serie
Der große Auftritt war ihr Leben

Originale: Margot Werner war Tänzerin und Entertainerin. Auf der Bühne gab sie den Vamp. Ihr Leben endete im freien Fall.

06.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Margot Werner hatte einen Hang zum Glamour: Die Entertainerin feierte 2007 ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum mit Glitzer und Pomp. −Foto: Rainer Jensen/dpa

Als das vierjährige Mädchen in Salzburg zum ersten Mal einen Ballettsaal betritt, trifft sie eine Entscheidung: Sie will Tänzerin werden. „Ich hatte nie Zweifel“, erzählt Margot Werner später in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Der starke Wille zeichnet sie ihr Leben lang aus. Wie „Lippizaner-Hengste“ hätten die Kinder die Ballettschritte damals lernen müssen, so Werner. „Da war niemand nett“, fügte sie hinzu. Dennoch ist ihr Ehrgeiz geweckt: Sie will sich in die erste Reihe tanzen – und das schafft sie.

1937 wird Margot Werner in Salzburg geboren. Ihre Mutter ist Pianistin, der Vater Kaufmann. Die einzige Tochter wird mit Liebe und Geborgenheit erzogen. „Nur Geld hatten wird keins“, sagte Werner einmal. Dafür gibt es Bildung und Kultur im Überfluss: Ihr Vater spricht acht Sprachen und schickt seine Tochter auf ein humanistisches Mädchengymnasium. Mit der Mutter sitzt Margot von klein auf am Klavier. Als das Mädchen bei einem Zirkusbesuch zum ersten Mal eine Seiltänzerin mit Spitzenschuhen und Tutu sieht, lässt sie ihrer Mutter keine Ruhe, bis sie in die Ballettschule darf. Sie trainiert hart, schafft es als Mädchen schon ins Kinderballett der Bayerischen Staatsoper. Am Salzburger Landestheater macht sie eine Tanzausbildung, wird auch noch Salzburger Landesmeisterin im Eiskunstlauf und kehrt als 17-Jährige zurück nach München ans Staatsballett.

Tragische Liebe

In dem Tänzer Heinz Bosl findet Werner das passende Alter Ego – auf der Bühne und im Leben. Es ist eine große Liebe, die tragisch endet. Aus der geplanten Heirat wird nichts, Bosl erkrankt schwer und stirbt 1975 mit Ende Zwanzig an Leukämie. „Damals hat mich die Arbeit gerettet“, sagte Margot Werner rückblickend.

Sturz in 13 Meter Tiefe

Auch als die Sängerin in die Jahre kommt, steht sie noch auf der Bühne – mit flammender Mähne, Balkenlidstrich und Glitzerkleid. Ihr Ende ist tragisch: 2012 stürzt sie mit 74 Jahren „ohne Fremdverschulden“, wie es im Polizeibericht heißt, aus dem dritten Stock des Münchner Klinikums Bogenhausen. Angeblich wurde sie wegen einer beginnenden Lähmung im Halswirbelbereich behandelt. Zugesetzt hatte ihr aber auch ein Bankrott im Jahr 2003, der sie um ihr gesamtes Vermögen brachte: Vergeblich hatte sie versucht, das Tiroler Familienhotel ihres Mannes zu retten. In Salzburg ist ihre letzte Ruhestätte.

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