MZ-Serie
Der Meister der Bedächtigkeit

Bayerische Originale: Karl Obermayr konnte die Silben dehnen wie kein anderer, als Mensch war er die Ruhe selbst.

14.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:08 Uhr
Es war seine TV-Glanzrolle an der Seite von Helmut Fischer (l.): In der Serie „Monaco Franze“ spielte Karl Obermayr (r.) den Kriminalkommissar Manni Kopfeck. −Foto: dpa

Zwei Männer stehen am Tresen und lassen den Blick durchs Lokal schweifen. Als ihnen zwei hübsche Frauen auffordernd zulachen, ist zumindest für den einen die Sache klar: „Geh weida, Franze, des is‘ a g‘mahde Wies!“, sagt Manni Kopfeck, gespielt von Karl Obermayr. Er teilt an der Seite von Helmut Fischer die Eskapaden des „Monaco Franze“, ist sein Spezl und Kollege und gibt dem „ewigen Stenz“ Deckung bei seinen Affären. An Fischers Popularität kommt Obermayr zwar nie heran, Fischer ist der Star der Serie von 1983. Obermayr begnügt sich mit der Rolle des „Leichtmatrosen“, während sein Filmpartner als „Herr der sieben Meere“ für Furore sorgt. Dabei wäre die Serie ohne Manni Kopfeck nur halb so schön.

Authentisch und zurückhaltend

Obermayr ist der geborene Nebendarsteller. Er machte kein Aufhebens um sich. Sein Auftreten als Mensch ist bescheiden und zurückhaltend. „Er ruhte in sich“, sagte Schauspielerin Ruth Drexel, mit der er oft gespielt hat, einmal über ihn. Obermayr habe nie viel von sich erzählt. „Ich mochte ihn aber sehr gern“, fügte sie noch hinzu. „Authentisch und echt“ sei er gewesen , immer „er selbst“ – so wird Obermayr von vielen Bühnen- und Filmkollegen beschrieben.

Zwischen Hamburg und München

Nach seinem ersten Engagement 1966 in Kleve am Niederrhein geht er fünf Jahre später an das Deutsche Schauspielhaus nach Hamburg. Dort spielt er unter anderem an der Seite von Enzi Fuchs, einer geborenen Regensburgerin. Mit dem Engagement im Norden beginnt für Obermayr eine mehrere Jahre dauernde Pendelei zwischen München, wo seine Frau mit den zwei gemeinsamen Söhnen lebt, und Hamburg. Obermayr wandert aber nicht nur geografisch zwischen zwei Welten hin und her, sondern auch beruflich. In Hamburg spielt er Shakespeare, in München tritt er im Komödienstadel auf. 1975 hat das Pendeln ein Ende. Als leidenschaftlicher Familienmensch ist er froh, wieder mehr zu Hause zu sein. Eine schöne Brotzeit daheim ist für ihn der Inbegriff von Gemütlichkeit.

Von „Pumuckl“ bis „Kehraus“

Populär machen ihn Auftritte in bayerischen TV-Serien – „Meister Eder und sein Pumuckl“, das „Königlich Bayerische Amtsgericht“ oder auch „Familie Meier“. In den „München G‘schichten“ verkörpert er einen depressiven Wirt – sein typischer Spruch: „Und dann sperr‘ ma‘ wieder auf und dann sperr‘ ma‘ wieder zua“. Auch mit Gerhard Polt und Gisela Schneeberger steht er vor der Kamera, in „Fast wia im richtigen Leben“ und der Faschings-Satire „Kehraus“. Im Laufe der Jahre kultiviert Obermayr seine bedächtige Sprechweise, die er sich von keinem Regisseur ausreden lässt. Das lange Dehnen der Silben wird seine Eigenart. Seinen letzten TV-Auftritt hat Obermayr in „Kir Royal“, er spielt ausgerechnet einen Pfarrer bei einer Beerdigung. Kurz nach Ende der Dreharbeiten bricht Obermayr zusammen. Mit nur 54 Jahren stirbt er 1985 an einem Gehirntumor. Der Tod reißt ihn mitten aus seiner TV-Karriere, die gerade so richtig in Fahrt gekommen ist. Auf dem Freisinger Friedhof wird der Schauspieler beerdigt.

In der zehnten und letzten „Monaco Franze“-Folge sitzt Manni Kopfeck mitten in seiner verkohlten Wohnung und zofft sich mit seinem inzwischen vollkommen dem Suff verfallenen Freund, der den Brand verschuldet hat. Es kommt zum Bruch, Manni wirft den Kumpel hinaus. Doch schon kurze Zeit später tut es ihm leid und er ruft seinem Freund vom Fenster aus ein langgezogenes „Fraaanzeee...“ hinterher. Vergebens.

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