MZ-Serie
Für immer die Hausmeisterin

Veronika Fitz wird als Naturtalent aus der Schauspielschule entlassen, doch erst mit 50 findet sie die Rolle ihres Lebens.

26.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr

Veronika Fitz hat in vielen bayerischen Serien mitgewirkt. Für ihre Rolle als Hausmeisterin Martha Haslbeck erhielt sie den Grimmepreis. Foto: dpa

Resolut, selbstbewusst, unabhängig und selbstbestimmt. Mitte der 1980er Jahre ist dieser Frauentyp zumindest bei den älteren Semestern noch etwas Besonderes. Als das Bayerische Fernsehen 1987 die erste Folge von „Die Hausmeisterin“ ausstrahlt, da ist Veronika Fitz 50 Jahre alt. Sie verkörpert eine Generation, die noch in dem Bewusstsein aufgewachsen ist, dass der Mann der Herr im Haus ist. Jetzt zeigt sie den Frauen, dass sie selbst entscheiden können, wie sie leben wollen. Und wenn der Ehemann ein Hallodri ist, dann eben am besten ohne ihn.

Fluch und Segen zugleich

„Die Hausmeisterin“ war für Veronika Fitz’ Fluch und Segen zugleich. Es ist eine der wenigen bayerischen Serien, die es zu Kultstatus brachte, obwohl sie nicht aus der Feder von Helmut Dietl oder Franz Xaver Bogner stammte. Fitz sagt heute: „Das war die Rolle meines Lebens, obwohl sie mir nur bedingt Ruhm eingebracht hat.“ Denn irgendwie war sie nun eben diese Hausmeisterin mit blauem Kittel und kupferfarbener Löckchenfrisur aus Haidhausen. Ein Bild, das man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekam. Und so blieben neue Rollenangebote aus.

Veronika Fitz stammt aus dem berühmten Fitz-Clan. Ihre älteren Brüder Walter und Gerd waren beide Musiker und Volksschauspieler, spielten in jenen Serien, in denen auch sie ihre ersten Fernseherfahrungen sammelte. „Königlich Bayerisches Amtsgericht“, „Polizeiinspektion 1“ oder „Tatort“. Schon ihr Vater Hans Fitz betätigte sich als Schriftsteller, Gitarrist, Schauspieler und Vortragskünstler. Die Mutter war Opernsängerin und führte eine Märchenbühne. Veronika Fitz’ Nichte Lisa Fitz sagte einmal in einem Interview mit unserem Medienhaus: „Beamte oder Handwerker hat es in der Familie eher selten gegeben.“

Ihr Bruder Walter war schon 15 Jahre alt, als Veronika Fitz 1936 zur Welt kam. Im Kindertheater der Mutter sammelte sie erste Bühnenerfahrungen, während die großen Brüder zunächst als Schlagersänger ihr Geld verdienten. Veronika Fitz besuchte die renommierte Otto-Falckenberg-Schauspielschule in München und wurde nach einem Jahr als „Naturtalent“ entlassen. Ihr erstes festes Engagement übernahm sie an den Münchner Kammerspielen. Sie spielte in Berlin, in Frankfurt, am Wiener Burgtheater und am Münchner Volkstheater. Dazu kamen immer mehr Fernsehproduktionen, weshalb sich Fitz schließlich gegen das Theater entschied. „Morgens vor der Kamera und abends auf der Bühne stehen, das ist mir alles zu viel geworden. Manche schaffen das, ich nicht“, sagte sie einmal in einem Interview.

Zumal die Schauspielerin, die die längste Zeit ihres Lebens im oberbayerischen Krailling lebte, ihre Tochter Ariela Bogenberger, die heute als Drehbuchautorin (u. a. „Marias letzte Reise“) arbeitet, alleine großziehen musste. Ihr Mann, der Schauspieler Willi Anders, nahm sich 1971 das Leben. Die Fitz war fleißig, spielte in Filmen, übernahm Serienrollen, um sich und ihre Tochter durchzubringen. Sie war die Frau für die Nebenrollen, bis das Bayerische Fernsehen 1986 „Die Hausmeisterin“ drehen ließ. Sie machte die Fitz über Nacht zu einer Identifikationsfigur.

„Die Martha Haslbeck war schon eine starke, unabhängige Frau. Ihre späte Emanzipation war für viele Frauen ein Vorbild“, sagte sie später selbst über die Serie. Schauspielerin Monika Baumgartner („Der Bergdoktor“) lobte in einem Interview mit dem BR: „Das war eine Superrolle und in der damaligen Zeit war das ja auch nochmal etwas Besonderes. Eine Frau, die alleine so alles meistert mit den Dingen des Lebens, die viele Menschen betreffen. Das hat sie wunderbar gespielt.“ Drei Staffeln wurden gedreht, insgesamt 23 Folgen. Helmut Fischer („Monaco Franze“) spielte den geschiedenen Ehemann, Ilse Neubauer dessen neue Frau „Ilse-Hasi“. Der Helmut Fischer sei tatsächlich ein solcher Stenz gewesen, wie er ihn auch in seinen Rollen verkörpert habe, verriet Veronika Fitz vor zwei Jahren in einem Interview mit der Münchner „tz“. „Wir waren sogar kurz liiert. Aber das ging nicht lange gut. Er war einfach zu anstrengend.“

Nach einem Unfall ins Seniorenheim

Dekoriert mit dem Grimme-Preis, war sich Veronika Fitz sicher, dass sie nach der Rolle der Hausmeisterin weitere starke Frauenfiguren verkörpern dürfe. Doch die Angebote blieben aus. „Da rätsel ich heute noch. Ich habe keine Ahnung“, sagte sie vor zwei Jahren in einem Interview. Sie musste ihre Ansprüche zurückschrauben und akzeptierte eine Serienrolle an der Seite von Wolfgang Fierek in „Ein Bayer auf Rügen“. Auch wenn sie fand, dass das Drehbuch „schon etwas mau“ war. Neben Fierek stand sie auch für „Tierarzt Dr. Engel“ vor der Kamera. Sechs Jahre war sie Mitglied im Ensemble von „Forsthaus Falkenau“. Nach dem Film „Notfall für Dr. Guth“ ist es inzwischen ruhig um die Schauspielerin geworden, die heuer ihren 81. Geburtstag feierte.

Vor drei Jahren zwang ein schwerer Unfall die Schauspielerin zum Aufhören. Sie musste eine lange Rehabilitation durchlaufen, es war nicht klar, ob sie nach dem Zusammenstoß mit einem Radfahrer überhaupt wieder richtig laufen können würde. Sie zog zu ihrer Tochter an den Chiemsee, wo sie jetzt in einem Seniorenheim lebt. Viel Besuch erhalte sie dort nicht, auch wenn der Fitz-Clan groß sei, erzählte sie der „tz“. Sie seien eben eine sehr eigenartige Familie in der großes Konkurrenzdenken herrsche.

Zur Zeit wiederholt das Bayerische Fernsehen die Serie „Die Hausmeisterin“. Die Zuschauer können von der resoluten, grantelnden, aber auch liebenswürdigen Martha Haslbeck eben bis heute nicht genug kriegen.