Requiem
Der Kämpfernatur ging die Kraft aus

Zahlreiche Trauernde gaben der Seniorchefin des Hotels „Kapitän Goltz“ in Lohberg, Hermine Goltz, das letzte Geleit.

06.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:59 Uhr
Hermine Goltz † −Foto: kfl

Angehörige, Angestellte, Gäste des Hauses, der Bürgermeister mit Gemeinderat, die Mitglieder des Frauenbunds und die Wald-Vereinssektion sowie viele weitere Trauergäste versammelten sich am Donnerstagnachmittag zum Requiem für die mit 92 Jahren verstorbene Hermine Goltz. Die musikalische Gestaltung der Trauerfeier übernahm der Kirchenchor.

Das Leben von Hermine Goltz neigte sich am Vorabend des Lichtmesstages dem Ende zu. „Ihr Lebensweg war von viel Unternehmungsgeist geprägt“, wusste Pfarrer Ambros Trummer. Davon zeugte „ihr kleines Reich in Altlohberghütte“, das sie sich mit ihrem Ehemann Werner, einem Kapitän und Schiffsoffizier, aufgebaut hatte, als sie auf der Suche nach einem neuen Wirkungskreis in den Bayerischen Wald gekommen waren und auf Anhieb einen geeigneten Platz fanden.

Erfolgreiche Gastwirtin

„Wahrscheinlich hatten 1958, also vor knapp 60 Jahren, wenige an ihren geschäftlichen Erfolg als Gastwirtin geglaubt“, mutmaßte der Geistliche. Sie sei jedoch ihren Weg zielstrebig gegangen – mit Visionen und ständig neuen Zielen. Mit unermüdlichem Fleiß machte sich die gebürtige Linzerin ebenso in der Gemeinde verdient. Sie hat selbst oft in Eigenregie Kinder betreut und sich vehement für den Bau eines Kindergartens eingesetzt. Ein besonderes Anliegen war ihr die Grundsteinlegung für eine Gemeindebücherei, die 1985 realisiert wurde. Lange Zeit führte Hermine Goltz diese Einrichtung in Eigenregie.

Als Gastwirtin brachte sie beste Voraussetzungen für den Fremdenverkehrsausschuss mit. Aber die gesamte Gemeindepolitik weckte ihr Interesse, als sie als erste Frau in den Gemeinderat einzog. „Zeit ihres Lebens war sie auf der Suche nach Gott“, stellte Pfarrer Trummer fest. Die getaufte Katholikin habe zwar einmal kurz die Kirche verlassen, aber bald wieder zurückgefunden. Als Pfarrer Trummer nach Lohberg kam, nahm er sie wieder in die Kirche auf.

Die Geschäftsfrau trug immer Verantwortung und zeigte zähen Willen. Ihr Ehemann war schon früh, im Jahr 1965, gestorben. So hat sie ihr Lokal alleine zu einem bekannten und geschätztem Ausflugsziel geführt. 1980 übergab sie den Betrieb ihrem einzigen Sohn Jürgen und dessen Ehefrau Annemarie. Auch im Ruhestand fühlte sie sich verantwortlich und hat ihren Rat und ihr Wissen eingebracht und bis ins hohe Alter tatkräftig mitgearbeitet.

Pfarrer Trummer: „Wir hoffen, dass ihr ein Licht in die ewige Herrlichkeit Gottes hineinleuchtet, und dass sie von dort mit Gelassenheit und Zufriedenheit auf ihr Lebenswerk herabblicken kann.“ Der derzeitige Fasching passe irgendwie gut zu ihrem Leben und zu ihrer Einstellung, stellte der Geistliche fest: „Sie hat ihr Dasein zu meistern versucht, aber es nicht ganz so ernst und schwer genommen.“ Sie konnte sich freuen und habe viel Freude ausgestrahlt und weitergegeben – in Altlohberghütte und in der Gemeinde. Der gegenwärtige Faschingsendspurt weise darauf hin, dass alles auf dieser Erde vorläufig, vergänglich und letztlich vom Herrgott in seinen Händen gehalten werde.

Hermine Goltz kam 1924 in Linz in Österreich auf die Welt und wuchs mit ihrer Schwester Trude auf. Während des Krieges war sie als Krankenschwester für das Rote Kreuz tätig. Dabei lernte sie ihren Ehemann Werner kennen. Nach der Hochzeit lebten die beiden zunächst in Hamburg. Dort wurde 1948 Sohn Jürgen geboren. Mit ihm, dessen Ehefrau und Tochter verbrachte sie ihren Lebensabend. Allerdings starb er vor drei Jahren.

Weitblick und Entschlossenheit

Bürgermeister Franz Müller erinnerte an die Frauenpower, die Hermine Goltz in den Gemeinderat brachte. Mit Entschlossenheit und Weitblick setzte sie sich unter anderem für den Bau des Kindergartens ein, der ohne ihre Zähigkeit zur damaligen Zeit nicht realisiert worden wäre. Die tatkräftige Mitwirkung von Hermine Goltz kam in der Kommunalpolitik noch einer Reihe weiterer Projekte und Initiativen zugute. „Durch die offene und herzliche Art fand Hermine Goltz stets den richtigen Draht zu den Mitmenschen“, sagte Müller. Ihr außergewöhnliches Basteltalent gab sie in vielen Kursen weiter, wovon hauptsächlich der Etat der Gemeindebücherei profitierte. Mit Sachverstand führte sie über Jahre den CSU-Ortsverband.

Maxi Seidl dankte der Verstorbenen im Namen des Frauenbunds für die langjährige Mitgliedschaft. Man erinnere sich an ihre großzügige Unterstützung und tatkräftige Mitarbeit bei vielen Bastelstunden. (kfl)