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Die Barkeeperin mit dem besten Examen

Sabrina Fischer aus Weiding legte ihr erstes Staatsexamen mit „sehr gut“ ab und wurde von Bayerns Justizminister geehrt.

12.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:58 Uhr
Obwohl die junge Frau ihr erstes Staatsexamen so erfolgreich ablegte, gab es für sie nie nur die Uni; nebenbei arbeitete sie unter anderem im MIA Nightclub und im Café Zinnober in Cham. −Foto: MIA

Sie macht viel Sport und gibt selbst Fitnesskurse, geht abends gern mit ihren Freunden weg, ist Barkeeperin imMIA Nightclub in Cham–und wurde kürzlich von Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback ausgezeichnet.Die 24-Jährige aus Weiding hat nämlich ihr erstes Jura-Staatsexamen mit „sehr gut“ abgelegt und ist in ihrem Jahrgang Bayerns beste Juristin. Derzeit absolviert Sabrina Fischer ihr Referendariat unter anderem am Landgericht in Regensburg, bevor im Juni kommenden Jahres das zweite Staatsexamen ansteht. Wie es dann weitergehen soll, darauf will sich Fischer noch nicht festlegen. Richterin zu werden, kann sie sich derzeit gut vorstellen, will sich während des Referendariats aber erst die verschiedenen Bereiche, in denen sie später tätig sein könnte, genauer anschauen.

Ein Ausgleich ist wichtig

Über ihren Erfolg beim ersten Staatsexamen hat sich die junge Frau riesig gefreut, erzählt sie. „Damit rechnet man ja nicht.“ Sie war zwar immer gut in der Schule, hatte ein sehr gutes Abiturzeugnis, und auch im Studium waren die Noten gut, aber bei den Probe-Examens-Klausuren hatte sie nicht immer so viele Punkte wie dann bei der richtigen Prüfung.

In den eineinhalb Jahren vor der Prüfung hat sie nämlich fast jede Woche eine Probe-Examensklausur geschrieben, erzählt Fischer. Das Studium bestehe nicht nur aus Auswendig-Lernen. Man brauche zwar viel Theorie-Wissen, das allein bringe aber gar nichts. Man müsse viel üben, um die Theorie in konkreten Fällen auch irgendwie anwenden zu können.

Dieser Schwerpunkt sagt aber noch nichts darüber aus, in welchem Bereich sie später einmal tätig sein möchte, erklärt Fischer. Dahingehend sei für sie noch alles offen. Sie kann sich aber gut vorstellen, vielleicht einmal Richterin zu werden; auch weil sie dann in vielen Bereichen tätig wäre. Die zwei Referendariatsjahre über habe sie aber noch Zeit, sich verschiedene Sachen anzusehen, um dann eine endgültige Entscheidung treffen zu können. Wenn die Noten im zweiten Staatsexamen wieder so gut sind, könne sie sich vielleicht auch Gedanken über eine Notar-Stelle machen, sagt die junge Frau.

Sobald die Ergebnisse vorliegen, könne man sich für gewisse Stellen bewerben – und dann auch einen Wunsch äußern, an welchem Ort man gern arbeiten würde. Ob das dann klappt, wird davon abhängig sein, wo es freie Stellen gibt. Sie habe aber noch nicht mitbekommen, dass Juristen sehr weit weg von ihrem Wunschort eingesetzt würden; das sei bei den Lehrern schlimmer, meint Fischer. In Bezug auf ein Notariat seien die Stellen eher beschränkt, Richter würden aber immer mehr gesucht.

Da stünden die Chancen wohl nicht so schlecht, dass sie in der Gegend bleiben könnte. Und das möchte die 24-Jährige gerne: Sie kann sich derzeit vorstellen, entweder in ihrer Heimat, im Landkreis Cham, zu arbeiten oder an ihrem Studienort Regensburg. Dort wohnt sie derzeit auch und hat sich einen Freundeskreis aufgebaut. Die Monate vor dem ersten Staatsexamen waren schon lern- und übungsintensiv, erzählt die junge Frau. Meistens waren es Sechs-Tage-Wochen, und ganz so viel Freizeit wie sonst hatte sie auch nicht. Fischer hat aber immer darauf geachtet, wenigstens einen freien Tag zu haben. „Den braucht man und muss ihn sich auch konsequent nehmen, um fit zu bleiben.“ Was sie an Hobbys hat, hat die 24-Jährige deshalb auch während der Examensvorbereitung weiter gemacht: viel Sport und ihre Nebenjobs als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl sowie als Barkeeperin im Café Zinnober und im MIA Nightclub in Cham. „Und das war ein guter Ausgleich“, sagt sie heute. „Irgendwas anderes als die Uni braucht man.“ Sie sei schon konsequent und ehrgeizig gewesen, habe aber nicht nur noch gelernt.

„Irgendwas anderes als die Uni braucht man.“Sabrina Fischer

Kritisch sein und gut argumentieren

Dass sie Juristin werden wollte, stand für die 24-Jährige vor Studienbeginn übrigens nicht schon lange fest. „Ich war sehr unsicher“, erzählt die junge Frau, „hab lange geschwankt zwischen Lehramt und Jura und mich dann relativ kurzfristig entschieden.“ Sie war bei der Studienberatung, um sich über das Jurastudium zu informieren. Sie habe vorher gehört, Jura sei so trocken und auch sehr schwer, sagt Fischer. Der Berater hat dann aber gemeint, wenn es einen wirklich interessiert, gebe es mit einem guten Abitur keinen Grund, es nicht zu versuchen. Und was sie sonst von ihm über das Studium erfahren hatte, hat ihr zugesagt, erinnert sich die 24-Jährige.

Mittlerweile meint sie, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Ich hatte einfach Glück, dass mir das liegt“, sagt Fischer, „das weiß man vorher ja nicht.“ Jura sei ja kein Schulfach wie Mathe, von dem schon klar sei, ob man damit zurechtkommt oder nicht. Natürlich habe sie sich während der Examensvorbereitung manchmal gefragt, warum sie sich das angetan hat, am Ende hat es sich ja aber gelohnt. Für Jura brauche man Ehrgeiz und die Fähigkeit, Dinge kritisch zu hinterfragen und gut argumentieren zu können, meint Fischer.

Freude über Interesse daheim

Fertig mit ihrer Ausbildung wird die 24-Jährige nach ihrem zweijährigen Referendariat im Juni kommenden Jahres, wenn das zweite Staatsexamen ansteht. „Dann ist es endlich komplett geschafft“, freut sich die junge Frau. Bis dahin sei es aber schon einmal schön, etwa jetzt gerade am Landgericht bei Verhandlungen dabei zu sein und bereits selbst Urteile schreiben zu dürfen. „Es ist toll, dass man es nun mit echten Fällen zu tun hat und nicht mehr nur übt“, sagt Fischer.

Gefreut hat die 24-Jährige übrigens sehr, dass sich in ihrer Heimat so viele Leute interessiert haben für ihren Erfolg. Bei Papa Helmut Fischer in Lederdorn hätten nach dem ersten Zeitungsbericht über das gute Staatsexamen einige Dorfbewohner angerufen, und auch Mama Margot Schönberger sei in Weiding oft angesprochen worden.

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