Interview
„Das klappt doch alles wunderbar“

Silvia Tischler, Mutter einer Grundschülerin aus Schwarzhofen, über ihre Erfahrungen mit der Zeugnis-Alternative.

12.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:58 Uhr
Reinhold Willfurth

Silvia Tischler

Welche Erfahrungen haben Sie und Ihre Tochter mit dem Lernentwicklungsgespräch gemacht?

Es hat sehr viele Vorteile, weil in den Zeugnissen die Kinder auf ihre Noten reduziert werden. Gewisse Eigenschaften werden in dem Begleittext schon mit erklärt, aber vor allem für die Kinder sind diese Formulierungen doch sehr unverständlich. All diese Dinge werden mit dem Lernentwicklungsgespräch doch viel deutlicher. Die Kinder nehmen im Gespräch mit ihren Lehrern und den Eltern, die eigentlich nur eine Statistenrolle haben, ihre Stärken und Schwächen ganz anders wahr als wenn sie das Schwarz auf Weiß in einem Zeugnis vor Augen haben.

Waren Sie anfangs skeptisch und mussten sie andere Eltern erst von der Idee überzeugen?

Natürlich herrscht gegenüber Neuem erst einmal Skepsis. Aber wir haben schon mit dem Konzept der flexiblen Schule gute Erfahrungen gemacht. Deshalb war das Lernentwicklungsgespräch nur ein weiter Schritt in die richtige Richtung, weil durch das offene Arbeiten die Individualität der Kinder im Vordergrund steht. Deshalb ist dieses Gespräch sehr von Vorteil für uns. Trotzdem herrschte bis zum ersten Gespräch im Februar/März eine gewisse Skepsis. Wobei die Noten ja durch die Proben ohnehin klar sind. Was aber beim Zeugnis weniger klar beschrieben wird, ist das Lern- und Sozialverhalten in der Gemeinschaft. Von diesen Dingen bekommen wir jetzt viel mehr mit.

Wie hat Ihre Tochter reagiert?

Sie kennt es gar nicht anders.

Eltern meinen auch, viel über ihre Kinder zu wissen. Fällt da die Statistenrolle beim Gespräch manchmal schwer?

Es herrscht ja keine Schweigepflicht. Man darf sich natürlich äußern. Aber es ist wunderbar zu sehen, welche Verantwortung Kinder für sich selbst schon in diesem Alter übernehmen können. Zweit- und Drittklässler haben die schon die Fähigkeit, sich selbst einzuschätzen, sich selbst zu bewerten und zu erklären, warum sie das so und so sehen.