Abenteuer
In 19 Tagen mal nach Venedig gelaufen

550 Kilometer und 20000 Höhenmeter zu Fuß – für Eva Schien kein Problem. Nun steht sie vor einer anderen Herausforderung.

15.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr
Emily Buchner

Viele Kilometer und Höhenmeter liegen bereits hinter ihr – Eva Schien auf ihrem Weg nach Italien Foto: Schien

Eva Schien (18) ist eine der erfolgreichsten Nachwuchssportlerinnen Kelheims. Ob laufen, schwimmen oder Rad fahren: das ganze Jahr über trainiert sie für Wettkämpfe, aber auch einfach für sich. BeimRace 24im Juli in Kelheim holte sie beispielsweise den Bergpreis, beimDuathlon „swim & run“im Mai im Keldorado ging sie in der Kategorie Jugend A/Erwachsene als erste Frau durchs Ziel. Bei der deutschen Duathlon-Meisterschaft 2016 in Alsdorf bei Aachen holte sie mit ihren Teamkolleginnen Samira Schmid und Sofia Warter Rubio den Meistertitel.

Im August ist zwar ihre offizielle Saisonpause, aber diese Zeit ganz ohne Sport zu verbringen, ist für Eva keine Option. „Strandurlaub kommt für mich nicht in Frage, da würde mir der Sport fehlen“, stellt sie im Gespräch mit unserem Medienhaus fest.

„Strandurlaub kommt für mich nicht in Frage, da würde mir der Sport fehlen“Evi Schien

Übrig bleibt dann unter anderem der Bergsport. „In dieser Zeit gehe ich oft zum Wandern oder mit dem Mountainbike in die Berge“, erzählt sie. Vor zwei Jahren unternahm sie bereits eine Alpenüberquerung mit dem Mountainbike. 250 Kilometer und zahlreiche Höhenmeter überwand sie dabei zusammen mit ihrer Schwester und einer Freundin. „Das Schöne ist, dass das sowohl eine sportliche Herausforderung als auch gut für meinen Ehrgeiz ist“, findet die 18-jährige.

Schneller als normal

Dieses Jahr stellte sie sich die Aufgabe, von München nach Venedig zu reisen – und zwar zu Fuß: 550 Kilometer, 20 000 Höhenmeter. Zusammen mit einer Freundin plante sie diese Tour und setzte sich von vornherein das Ziel, schneller zu sein, als normalerweise für diese Distanz eingeplant ist. Da kam ihr eine Eigenschaft zu Pass, die vor drei Jahren ihr Verein, die LG Telis Finanz, auf seiner Internetseite so beschrieben hatte: „Sie ist eben von Natur aus keine Pfeilschnelle, eben ausdauernd und zäh.“

Sie marschierte auf dem„Traumpfad München-Venedig“,der zwar kein offizieller Fernwanderweg ist, aber dennoch zu den populärsten Fernwanderwegen zählt, seit ihn der in Wolfratshausen lebende Bergwanderer und Autor Ludwig Graßler 1977 erstmals beschrieben hat.

Eigentlich wird diese Strecke in 29 Tagen bewältigt; die zwei jungen Frauen haben es letztendlich in 19 Tagen nach Venedig geschafft.

Aber läuft bei einer solchen Wanderung immer alles wie geplant? „Wir hatten einen genauen Plan, was die Übernachtung in Hütten oder Campingplätzen anbelangt“, erklärt Eva Schien. „Aber Vieles habe ich mir nicht so vorgestellt, wie es letztendlich war“, gibt sie zu: „Venedig war durchgehend das Ziel, auf das wir hin gefiebert haben. Dadurch hatten wir in gewisser Weise immer das Gefühl, noch nicht im Urlaub zu sein.“

So schön es ist, die Natur und gutes Wetter zu genießen, bei einer solchen Wanderung wird die Wetterabhängigkeit auch schnell mal zur Gefahr. In der Zeit, in der die jungen Sportlerinnen gerade im Gebirge auf Wanderung waren, wüteten starke Gewitter in Tirol. „Das bekamen wir auch zu spüren. In den Bergen sind die Gewitter sehr heftig und wenn sie sich direkt über einem befinden, hat man schon großen Respekt. Wir haben wirklich viel Glück gehabt, dass wir nicht in Gefahr geraten sind“, stellt Eva fest.

Im Großen und Ganzen ist die 18-jährige Sportlerin zufrieden mit der Wanderung: „Es war eine sehr interessante Erfahrung und wir haben in kurzer Zeit wahnsinnig viel erlebt“ schwärmt sie. Ihre Wanderschuhe sind zwar nun durchgelaufen – aber solche kleinen Unannehmlichkeiten oder Verletzungen geraten bei all den positiven Ereignissen für Eva in den Hintergrund.

Der Sport begleitet Eva schon ihr ganzes Leben. Sowohl ihre Eltern, als auch ihre zwei älteren Geschwister sind sportlich sehr aktiv, so dass sie früh Interesse daran gefunden hat. „Meine Mama hat mich früher immer beim Laufen im Kinderwagen mitgenommen. Als ich älter wurde bin ich mit dem Fahrrad neben ihr hergefahren und später mit gelaufen. Irgendwann musste sie dann mit dem Fahrrad fahren, um mit meinem Lauftempo mithalten zu können“, erzählt Eva lachend.

Mit vier Jahren begonnen

Mit vier Jahren startete sie bereits ihre Sportkarriere beim Sportverein „run&bike“ Kelheim. In den folgenden Jahren trainierte sie die Triathlon-Disziplinen, mit zwölf Jahren wollte sie sich dann aber auf das Lauftraining spezialisieren. Seit Kurzem jedoch vereint sie wieder beides: Triathlon und vermehrtes Laufen. Und das gefällt ihr richtig gut: „Die Aufteilung der verschiedenen Sportarten, sowohl am Tag, als auch auf die Jahreszeiten bezogen, finde ich super.“

Dieses volle Sportprogramm bedeutet aber eiserne Disziplin: acht bis zwölf Trainingseinheiten stehen pro Woche auf dem Plan.

Vor kurzem erst absolvierte sie das Donau-Gymnasium und musste somit Sport und Lernen unter einen Hut bringen. „Viele meiner Freistunden und Mittagspausen habe ich für den Sport geopfert“, blickt sie zurück. Aber ihr Ehrgeiz zahlte sich in beiden Bereichen aus: 2016 wurde sie Deutscher Meister mit der Mannschaft im Duathlon, 2017 erhielt sie ihr Abitur.

Und wie geht es für die 18-jährige in nächster Zeit weiter?

„Im Oktober beginne ich zu studieren – das Studium mit dem Training zu kombinieren, wird mit Sicherheit eine Herausforderung; mein Ziel ist es dabei mein aktuelles Sportpensum aufrecht zu halten. Eine größere Wanderung, wie die nach Italien, würde ich auch gerne noch mal machen wollen – aber nicht mehr diese Distanz.“

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