Wirtschaft
Kellnberger will sein Köwe krönen

Im Osten der Republik feierte der Unternehmer Riesenerfolge. In Regensburg vermisst der Köwe-Gründer die Unterstützung durch die Stadtspitze.

07.02.2014 | Stand 16.09.2023, 7:23 Uhr

Claus Kellnberger im MZ-Gespräch: Der Unternehmer von altem Schrot und Korn hat früher nach eigenen Angaben bis zu 90 Stunden die Woche gearbeitet. Jetzt, mit 71 Jahren, lässt er es etwas ruhiger angehen. „Aber auf 60 Stunden bringe ich es auch heute noch.“ Foto: Lex

Herr Kellnberger, 17 Jahre nac h Ihrem ersten Spatenstich in Sachsen sind Sie jetzt wieder vorwiegend in Regensburg tätig. In Chemnitz haben Sie, so hört man, die halbe Innenstadt umgebaut und saniert. Doch am Schluss gab es speziell mit einem Projekt Probleme.

Claus Kellnberger: Sie reden von unserem Vorhaben auf dem Areal, das in Leipzig unterm dem Begriff Conti-Loch bekannt ist. Das lief tatsächlich nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Es ging um die Genehmigung. Die ließ nach unseren Informationen wieder und wieder auf sich warten – sodass Sie enttäuscht Ihren Abschied ankündigten. Bleibt Ihnen die Krönung Ihres ganz persönlichen Aufbau-Ost-Engagements versagt?

Die Genehmigung wird laut Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig Ende Februar/Anfang März erteilt werden. Aber das ändert nichts daran, dass ich nur noch einen Tag die Woche in Chemnitz sein werde. Eigentlich wollte ich ja schon viel früher zurück nach Regensburg.

Ihr „Abschied“ wird in ostdeutschen Medien sehr kontrovers diskutiert. Die einen kritisieren die Chemnitzer Stadtverwaltung, sie sei unfähig sei und habe einen verdienten Investor aus dem Westen vergrault; die anderen aber werfen Ihnen vor, sie hätten versucht, die Stadt regelrecht zu erpressen. „Kaum bekommt er seinen Willen nicht, droht er mit Weggang“, schreibt ein erboster Bürger auf Facebook.

Diese Aussagen kenne ich nicht und sie sind auch falsch. Ich habe niemanden erpresst. Ich habe den Chemnitzer Verantwortlichen nur gesagt, dass beim zweiten Antrag des Bebauungsplans dieser auch genehmigt werden sollte. Nein, es war ein drittes Mal erforderlich. Zur Kritik an meiner Person möchte ich Ihnen sagen: Wenn Sie über Jahre hinweg der größte Privatinvestor einer Stadt sind, haben Sie eben nicht nur Freunde.

Wie auch immer. Jetzt sind Sie, der zwar vogtländische Wurzeln hat, aber seit rund 70 Jahren ein Regensburger ist, wieder vorwiegend zuhause, und hier wartet in Gestalt des Köwe viel Arbeit auf sie. Die Leerstände dürften ein bedenkliches Ausmaß angenommen haben.

Sie haben recht. Das gefällt mir gar nicht. Und tatsächlich habe ich nur noch einen großen Wunsch: Ich möchte das Köwe endlich zu dem machen, was es schon immer sein könnte und das Projekt, das wir vor knapp 25 Jahren begonnen haben, endlich zu einem erfolgreichen Abschluss bringen.

Ähnlich haben Sie sich vor dem letzten großen Umbau, der rund acht Jahre zurückliegt, ausgedrückt. Und schon damals haben Sie über „falsche Rahmenbedingungen“ geklagt. Der Bebauungsplan lässt Sie nicht so handeln, wie Sie es gerne wollten.

Der Bebauungsplan ist dreißig Jahre alt! Und das Köwe ist darin als Fachmarktzentrum beschrieben. Fachmarkzentren sind andernorts aber schon lange tot! Und auch für uns sollte sich das ändern. Wir wollen nichts Ungewöhnliches. Wir möchten nur, was auch anderen zugestanden wurde. Außerdem hat sich die Nachbarschaft rund ums Köwe gewaltig entwickelt. Es sind viele Wohnungen entstanden, aber auch Gewerbebetriebe haben sich niedergelassen.

Aber Sie hatten doch immer gute Beziehungen zur Stadtspitze. Weshalb hilft Ihnen OB Schaidinger nicht?

Ich weiß nicht, was ich ihm getan habe! Fragen Sie ihn. Zuletzt habe ich vor rund eineinhalb Jahren bei ihm vorgesprochen. Fakt ist, dass das Köwe eigentlich auch sein Kind ist, und deshalb verstehe ich erst recht nicht, dass er an bestimmten Dingen nicht rütteln lässt. Damit Sie mich nicht missverstehen: Ich habe nichts gegen Herrn Schaidinger. Er hat sich um diese Stadt verdient gemacht wie kein zweiter Oberbürgermeister während meines Lebens. Die Regensburger können stolz sein, dass sie 18 Jahre solch einen Mann an dieser Stelle hatten!

Skizzieren Sie uns bitte, weshalb Ihnen die aktuellen Rahmenbedingungen das Leben so schwer machen.

Sie wissen, dass wir viele Leerstände haben. Dabei hätten wir jede Menge Mieter an der Hand! Aber wir dürfen diese Flächen an sie nicht vergeben. Alles, was zum „altstadtrelevanten Sortiment“ zählt, ist leider tabu.

Aber Sie hatten doch früher schon zum Beispiel einen Buchhändler und ein Sportfachgeschäft. Wieso sollte das jetzt nicht mehr akzeptiert werden?

Einen Buchladen und einen Ausstatter für Sportbekleidung hätten wir jetzt auch gerne wieder. Aber als wir mit Schuh Mücke endlich einen weiteren Magneten im Köwe ansiedeln konnten, mussten wir für dessen Fläche (rund 2000 Quadratmeter) andere Läden aufgeben. Das wird alles miteinander verrechnet.

Haben Sie mit Mücke dann nicht ein Eigentor geschossen? Ein Schuhgeschäft hatten Sie ja bereits, und das ist, als Mücke kam, verschwunden.

So ist das nicht richtig. Der Betreiber wäre weiter gerne geblieben. Aber wie gesagt: Wir mussten wegen der Rahmenbedingungen Opfer bringen.

Auch andere Geschäfte sind von der Bildfläche verschwunden. Hängt das wirklich alles nur damit zusammen?

Das wäre zu einfach gesagt. Die Ursachen sind vielfältig. Wir hatten zum Beispiel einen Herrentextiler, der lief bei uns ausgezeichnet – aber dann hat der Hersteller pleite gemacht. Und es gab auch Kaufleute, die konnten sich eben nicht halten. Aber das lag bestimmt nicht daran, dass unsere Mieten zu hoch wären.

Das Köwe hat rund 17000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Wie viele liegen brach?

Aus dem Stegreif kann ich Ihnen das nicht exakt sagen. Aber Sie sehen ja die verklebten Schaufenster.

Es geht das Gerücht, dass Sie Ihren Centermanager zu oft wechseln würden. Jedes Jahr sei ein anderes Gesicht auf diesem wichtigen Posten zu sehen.

Wer sagt denn sowas! Das ist schlicht unwahr! Die ersten beiden Manager waren bei mir so lange, bis sie eben in Ruhestand gegangen sind. Ein Dritter war fünf Jahre hier und ist dann zu mir nach Chemnitz gewechselt. Nur bei einem hat es nicht so funktioniert. Der hat uns schon nach vier Wochen wieder verlassen, unter merkwürdigen Umständen. Aber das ist unterm Strich keine hohe Fluktuation. Wir reden über einen Zeitraum von 25 Jahren! Da tauschen andere viel öfter ihre Leute aus.

Vor wenigen Jahren ist Ihnen mit der Stadt ein Deal gelungen: Die Volkshochschule erhielt im Köwe ein neues Zentrum, außerdem wurde die Stadtteilbücherei-Süd integriert. Es gibt aber Leute, die behaupten, zur Belebung der Geschäfte habe dies kaum beigetragen.

Wir haben dazu erst kürzlich Untersuchungen durchgeführt und festgestellt, dass 20 Prozent der VHS-Besucher auch ins Köwe zum Einkaufen oder Essen gehen. Das ist so schlecht nicht.

Wir müssen noch einmal auf die Politik zurückkommen. Ganz alleine werden Sie das Köwe, wenn wir Sie richtig verstanden haben, nicht großartig verändern können. Wie wichtig ist für Sie der Wahlsonntag am 16. März? Und wen wünschen Sie sich als neuen OB?

Sie können von mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt doch nicht erwarten, dass ich mich für eine bestimmte Person ausspreche. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich die Spitzenkandidaten von CSU und SPD seit zwanzig Jahren kenne. Und zu beiden habe ich ein gutes Verhältnis. Im Prinzip ist mir jeder recht, wir reden mit beiden.

Wenn Sie eine Prognose abgeben sollten: Haben Sie Ende dieses Jahres wieder alle Gewerbeflächen vermietet oder nicht?

An uns würde es nicht liegen. Wir hätten die Interessenten, wir brauchen aber Unterstützung! Dass ich es kann, habe ich – siehe Chemnitz – zur Genüge bewiesen! Weshalb sollte mir ausgerechnet in Regensburg der Erfolg versagt bleiben?

Vor einer Woche hat der SSV Jahn in Chemnitz um wichtige Punkte in der Dritten Liga gekämpft. Wem haben Sie die Daumen gedrückt?

Schon wieder eine so heikle Frage! Sie wissen, auf diesem Gebiet sitzt man schnell zwischen den Stühlen. Deshalb wäre ich nie auf die Idee gekommen, bei dieser Partie ins Stadion zu gehen. Wir unterstützen den SSV Jahn als Sponsor, in meinem Chemnitzer Büro hängt aber auch eine Foto von einer Jugendmannschaft des CFC. Die tragen auf ihrem Trikot unser Logo!

Das Gespräch führte MZ-Redakteur Thomas Rieke.