Wetterkapriolen
Tief bringt Hitze, Blitze – und Babys?

Der Wetterwechsel ist belastend. Wie sehr, wird am Uniklinikum erforscht. Die Integrierte Rettungsleitstelle rüstet sich.

05.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:05 Uhr
Heinz Klein
Kommt es so heftig? Der Deutsche Wetterdienst kündigt starke Gewitter an und hält Starkregen, Hagel und schwere Sturmböen am Dienstagabend für wahrscheinlich. −Foto: Fotos: dpa-Archiv

Afrika lässt grüßen und schickt uns am Dienstag eine Heißluftzunge. Das Atlantiktief „Zoran“ schiebt die 50 Grad heiße Saharaluft zu uns, kühlt sie dabei aber freundlicherweise ab. Doch 25 Grad und mehr werden auch in Regensburg ankommen. Dazu gibt es zum Abend hin eine steigende Gefahr von Unwettern, Starkregen, Blitz, Donner und Sturmböen, weil viel Feuchtigkeit und viel Energie in der Luft sind.

Es liegt also was in der Luft und darauf bereitet man sich bei der Regensburger Berufsfeuerwehr vor. Die Integrierte Rettungsleitstelle wird dann verstärkt, kündigte Johannes Buchhauser, der Chef der Regensburger Berufsfeuerwehr, an. 400 bis 500 Anrufe gehen in der Integrierten Rettungsleitstelle täglich ein. Die meisten betreffen Krankentransport und Rettungsdienste, etwa 10 Prozent die Feuerwehr. Das arbeiten in der Regel fünf Mitarbeiter und ein Schichtführer ab.

1000 Anrufe bei Unwettern

Bei Unwettern kann sich die Zahl der Anrufe aber leicht verdoppeln. Johannes Buchhauser erinnert sich: Beim letzten Sturm Niklas waren 15 Mitarbeiter am Telefonieren und alle Plätze der Integrierten Rettungsleitstelle belegt. Schnelle Verstärkung kommt dann notfalls aus der Wachabteilung, die mit sechs Mann einer Fahrzeugbesatzung in der Leitstelle aushelfen kann. Ansonsten muss die Berufsfeuerwehr unter Mithilfe der Freiwilligen Feuerwehren auch ohne Vorwarnung jederzeit für alles gerüstet sein, sagt der Leiter des Amts für Brand- und Katastrophenschutz.

Im Rettungsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes wird die Zahl der Einsatzkräfte bei so einer Wetterprognose nicht verstärkt, was in Notlagen aber sofort geschehen könnte. Trotzdem rechnet Sebastian Lange, der Leiter des BRK-Rettungsdienstes, am Dienstag mit einem anstrengenden Tag.

Auch am Regensburger Uniklinikum wird man vielleicht mehr zu tun haben. 60 bis 100 Notfälle kommen dort täglich in die Notaufnahme des Klinikums. An einem wetterbedingt so verrückten Tag könnten es auch mehr sein. „Hitze ist für den Körper ein deutlicher Stress, das Herz muss dann mehr tun als sonst üblich“, sagt Prof. Dr. Lars Maier, Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Regensburger Uniklinikum. Dort arbeitet man an einer Studie, die Zusammenhänge zwischen dem Wetter und dem Herzinfarktrisiko untersucht. Auch unter diesem Aspekt könnte der Dienstag ein aufschlussreicher Tag sein. Eine besondere Verstärkung des Teams in der Notaufnahme sei deshalb allerdings nicht vorgesehen, sagt Prof. Lars Maier.

Gewitter als Geburtshelfer

Blitz und Donner können auch Auswirkungen haben, von denen man nicht sogleich etwas ahnt – sie können zum Geburtshelfer werden. Kommen bei drückendem und schwülen Wetter mehr Kinder auf die Welt? „Ja, das ist gefühlte Realität, das beobachtet man schon“, bestätigt Prof. Dr. Olaf Ortmann. Erhebliche Druckschwankungen können die Wehenfrequenz und die Blasensprungrate erhöhen, sagt der Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Caritas-Krankenhaus St. Josef.

Normalerweise beginnt die Wehentätigkeit vor dem Blasensprung. Wenn allerdings ein vorzeitiger Sprung der Fruchtblase eintritt, ohne dass es dabei zu Wehen kommt, werden nach zwölfstündigem Abwarten die Wehen eingeleitet. Wetterperioden mit längerer Schwüle strapazieren zudem hochschwangere Frauen und führen zu Kreislaufschwankungen.

Das Krankenhaus St. Josef verzeichnet im Jahr rund 1500 Geburten, gut einhundert im Monat und etwa drei am Tag. Ob da heute in der Geburtshilfe besonders viel Arbeit ansteht? „Das kann so sein“, sagt der Professor, ohne sich in dieser Frage festzulegen, versichert aber: „Wir sind immer auf alles vorbereitet“.

Bei Unwetter aufs Ohr legen

Auf der Dult läuft derzeit der Aufbau auf Hochtouren, denn am Freitag ist Volksfestauftakt. Die meisten großen Bauteile stehen schon, aber wenn ein Unwetter dazwischenkommt, dann muss eben eine Zwangspause eingelegt werden, heißt es bei den Schaustellern und dem Dultmeister. Die ohnehin schon ziemlich gestressten Helfer würden so eine Gewitterpause zum Krafttanken nutzen und sich sofort ein Stündchen aufs Ohr legen, sagte man auf der Dult. Das dampfige Wetter hatte bereits am Montag ziemlich auf den Kreislauf gedrückt.